Venus-Durchgang über: Die himmlische Visite.
Dem Nachtbuch des Mondes nacherzählt van Nichnrd Schmidt-Cairnuis.
166
Hat wieder einmal der „Sonne'
Die „Venus" in voller Pracht
Anl himmlischen Strahlenbronne
'ne Staats-Visite gemacht.
„Neptuns verwachs'ne „Ellipse"
Mit ihrem enormen Geld,
Sie ruhte nicht, bis er in Gipse
Hat ihre Büste bestellt!" —
Und wieder umarmt sie Frau Sonne:
„Es war mir ein Hochgenuß!"
Drauf geben sie sich mit Wonne
Den Abschieds-Zodiakuß.
Und als sie zusammenkamen,
Da schienen sie sehr beglückt;
Es haben die hohen Damen
Sich zärtlich an's Herz gedrückt.
„Nein, Liebste, wie ich mich freue
An Ihrem bläulichen Glanz!" —
„Wie gut steht Ihnen die neue
Geschmackvolle Protuberanz!"
„Ich sehe mit nicht geringer
Entzückung die Freundin so schon!" —
„Sie werden alljährlich jünger,
Das muß der Neid selbst gesteh'n!"
„Saturn hat mit Kassiopeien
In einer lustigen Nacht,
Von seinen Ringen, den dreien,
Die Hälfte jüngst durchgebracht!" —
„O sträflicher Leichtsinn der Männer!
Längst müßt' auch der „Große Bär"
Vor Schulden vergehen, wenn er
Nicht angebunden wär'!" —
„Ich finde ganz unverzeihlich
Andromeda's frechen Ton-
Sie halt' in der Milchstraße neulich
Mit „Mars" eine Konstellation!"-
„Leb' wohl!" und „Auf Wiedersehen!"
Ertönt's noch vom Himmelssaum;
Die Strahlentücher — sie wehen
Fernhin im unendlichen Raum.
Doch als Frau Venus 'ne Strecke
Gewandelt, spricht sie voll Hohn:
„Was hat doch für schreckliche Flecke
Die alte, eitle Person!" —
Frau Sonne nimmt still eine Prise
Und seufzt: ,,'»e Schande ist's, ja,
Daß man auch muß scheinen für dies
. . . Venus vulgivaga!"-
Die Zungen, die nimmermüden,
Sie schwatzten von Jenem tind Dem:
Vom Aufwand der Asteroiden,
Vom theuern Planeten-System.
„Für eine der ält'sten Plejaden
Soll schwärmen der junge Komet;
Der thnt sich wahrhaftig noch Schaden
Mit seiner „Exeentrieität!" —
So werden vielsüßen Schalles
Die Mitgestirne geschmäht
Bis ans die Trabantin „für Alles",
Die Ostern ans Dienste geht.
„Ach könnt' ich nur länger verweilen!
Frau Venns ruft es voll Weh,
„Doch muß ich Milliarden Meilen
Noch heute zum Fixstern-Kaffee!" —
Dem Mond auf seiner Schwelle
Entgeht die Geschichte nicht;
Der alte Junggeselle
Zieht grinsend das Gesicht:
„So lange am Himmel ich wand're
Und schaue auf's Erdenrund:
's ist Eine wie die And're —
Hier oben und dort drunt!"
„Und seh' ich, Gott sei mir gnädig!
Auf solches Pärchen hin,
Dann freut es mich, daß ich ledig
Allzeit geblieben bin!" —
Drauf sammelt am „Steinernen Meere'
Der grämliche Hagestolz,
Sein bischen Atmosphäre
Zu heizen, ein Häuflein Holz.
Dem Nachtbuch des Mondes nacherzählt van Nichnrd Schmidt-Cairnuis.
166
Hat wieder einmal der „Sonne'
Die „Venus" in voller Pracht
Anl himmlischen Strahlenbronne
'ne Staats-Visite gemacht.
„Neptuns verwachs'ne „Ellipse"
Mit ihrem enormen Geld,
Sie ruhte nicht, bis er in Gipse
Hat ihre Büste bestellt!" —
Und wieder umarmt sie Frau Sonne:
„Es war mir ein Hochgenuß!"
Drauf geben sie sich mit Wonne
Den Abschieds-Zodiakuß.
Und als sie zusammenkamen,
Da schienen sie sehr beglückt;
Es haben die hohen Damen
Sich zärtlich an's Herz gedrückt.
„Nein, Liebste, wie ich mich freue
An Ihrem bläulichen Glanz!" —
„Wie gut steht Ihnen die neue
Geschmackvolle Protuberanz!"
„Ich sehe mit nicht geringer
Entzückung die Freundin so schon!" —
„Sie werden alljährlich jünger,
Das muß der Neid selbst gesteh'n!"
„Saturn hat mit Kassiopeien
In einer lustigen Nacht,
Von seinen Ringen, den dreien,
Die Hälfte jüngst durchgebracht!" —
„O sträflicher Leichtsinn der Männer!
Längst müßt' auch der „Große Bär"
Vor Schulden vergehen, wenn er
Nicht angebunden wär'!" —
„Ich finde ganz unverzeihlich
Andromeda's frechen Ton-
Sie halt' in der Milchstraße neulich
Mit „Mars" eine Konstellation!"-
„Leb' wohl!" und „Auf Wiedersehen!"
Ertönt's noch vom Himmelssaum;
Die Strahlentücher — sie wehen
Fernhin im unendlichen Raum.
Doch als Frau Venus 'ne Strecke
Gewandelt, spricht sie voll Hohn:
„Was hat doch für schreckliche Flecke
Die alte, eitle Person!" —
Frau Sonne nimmt still eine Prise
Und seufzt: ,,'»e Schande ist's, ja,
Daß man auch muß scheinen für dies
. . . Venus vulgivaga!"-
Die Zungen, die nimmermüden,
Sie schwatzten von Jenem tind Dem:
Vom Aufwand der Asteroiden,
Vom theuern Planeten-System.
„Für eine der ält'sten Plejaden
Soll schwärmen der junge Komet;
Der thnt sich wahrhaftig noch Schaden
Mit seiner „Exeentrieität!" —
So werden vielsüßen Schalles
Die Mitgestirne geschmäht
Bis ans die Trabantin „für Alles",
Die Ostern ans Dienste geht.
„Ach könnt' ich nur länger verweilen!
Frau Venns ruft es voll Weh,
„Doch muß ich Milliarden Meilen
Noch heute zum Fixstern-Kaffee!" —
Dem Mond auf seiner Schwelle
Entgeht die Geschichte nicht;
Der alte Junggeselle
Zieht grinsend das Gesicht:
„So lange am Himmel ich wand're
Und schaue auf's Erdenrund:
's ist Eine wie die And're —
Hier oben und dort drunt!"
„Und seh' ich, Gott sei mir gnädig!
Auf solches Pärchen hin,
Dann freut es mich, daß ich ledig
Allzeit geblieben bin!" —
Drauf sammelt am „Steinernen Meere'
Der grämliche Hagestolz,
Sein bischen Atmosphäre
Zu heizen, ein Häuflein Holz.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
Venus-Durchgang oder: Die himmlische Visite"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1882 - 1882
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 77.1882, Nr. 1947, S. 166
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg