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13.

Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.

V"- i «>«.*.

Preis des Bandes (26 Nummern) M. 6.70. Bei directem
Bezüge per K r e u z b a n d: für Deutschland und Oesterreich
M. 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins M. 8.—
Einzelne Nummer 30

LXXVIII. Vd.

Sternlein Edelweiß.

(Nachdruck verboten.)

Es war einmal ein kleines, gold-
sunkelndes Sternlein; das blinzelte
schon viele tausend Jahre auf die
Erde hinunter. Und wenn es in den
warmen Augustnächten gerade über dem Genfer Sec stand und
^e schaukelnden Gondeln sah mit verliebten Leuten darin, die
den Mond und alle Sterne nnsangen, so überkam es die Sehn-
sucht nach der Erde da unten, wo die Menschen so schön singen
konnten, während oben am Himmel die lautloseste Stille herrschte,
wie in einer Schulstube, in welcher die ganze Klasse ein schweres
Exempel ausrcchnet.

Früher war es da oben nicht so still; da hatte jeder Stern
seine besondere Stimme — die kleinen eine hohe, die größeren
eine tiefe, und der Mond brummte den Baß dazu, und das
gab einen ganz wunderbaren Akkord, den sogar die Gelehrten
der Erde gehört haben wollen. Aber da hat sich einmal ein vor-
nehmer Gast zum Besuch angemeldet, ein Komet mit einer
langen Schleppe von purem Golde, der aber stumm war wie
eine Kaulquappe, und der sich deshalb über jede Musik ärgerte -
und wenn sie selbst von Mozart gewesen wäre. Demzuliebc
mußten die Sterne vier Wochen lang mucksmäuschenstill sein,
und als er wieder abgezogen war und das Konzert von neuem
losgehen sollte, hatten sie alle das Singen verlernt; nur der
Mond brummte noch ein wenig aber es war auch danach.

Unser kleines Sternchen, das einen gar hellen Diskant ge-
habt hatte, bedauerte dies am meisten, und es gab ihm immer
einen Stich durch's Herz, wenn von der Erde Gesang zu ihm
herauftönte. Es bat denn auch die heiligen drei Könige, die
im Himmel die Aufsicht über die kleineren Sterne haben, es !
doch so lange aus die Erde hinunter zu lassen, bis diese sich I
erweichen ließen und ihm ein Freibillet für die nächste abfahrende
Sternschnuppe ausstellten. Schnell genug ging die Fahrt, und
unserem Guckindieweltchen verging dabei nicht nur das Singen,
sondern auch das Hören und Sehen, und cs brauchte lange, bis es,
in dem stillen Thale des Trient angelangt, zur Besinnung kam.

Da war es also auf der Erde, aber Gesang hörte es nicht,
denn die Menschen schliefen alle, bis auf den Nachtwächter, und
was der singen nannte - so gut hatte es der Mond auch
gekonnt. Das Sternlein fror, denn sein goldenes Kleid hatte
es im Himmel lassen müssen, damit die Menschen nicht merken
sollten, daß einer von den Sternen fehlte; bald aber stieg die j
Sonne über den Forclaz empor und wärmte es wie alles auf
der Erde, ob es nun vom Himmel stammt oder irdisch ist.


Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sternlein Edelweiß"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wagner, Erdmann
Entstehungsdatum
um 1883
Entstehungsdatum (normiert)
1878 - 1888
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 78.1883, Nr. 1965, S. 097_13
 
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