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25.

Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- Preis des Bandes (26 Nummern) Ji 6.70. Bei directem

Handlungen, sowie von allen Postämtern und 2^ Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich

Zeitungs-Expeditionen angenommen. ' JL 9 9 • ^7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins ^ 8.—

Erscheinen wöchentlich ein Mal. __ _ Einzelne Nummer 30 4.

Wie cs dem Oberstlieutenant Kreuzschnabel im großen Generalstabc erging.

(Fortsetzung.)

LXXVIII. Bd.

Ich traf bte Kameraden beim Diner in dem berühmten
Strand-Hotel und wurde mit Enthusiasmus empfangen, woraus
ich schloß, daß die kuriose Idee, mich nach „Salzlake" zu
schicken, nicht allseitige Billigung erfahren und man vielleicht
schon einen Anflug von Reue darob gefühlt hatte. Wie ich
nun aber mein Croquis vorwies, sprangen sie sofort auf, um
cs anzusehen, und Einer guckte dem Andern über die Schulter.
„Teufel", hörte ich Einen leise sagen, „wo hat der Kreuz-
schnabel denn so schnell diese ausgezeichnete geometrische Kraft
hergenommen?"

„Es ist zwar nicht in unserer topographischen Manier ge-
macht", sagte ein Anderer eben so leise, „aber zu brauchen ist's.
Der Kreuzschnabel — man muß es ihm lassen —"

„Aber, Kreuzschnabel", rief jetzt laut der Vorsitzende der
Commission, „dieses Gasthaus heißt „zum goldenen Häring"
und nicht Salzlake."

„Seit Neuestem heißt es Salzlake, Herr Oberst! wirklich
Salzlake, gehorfamst zu melden!"

Der Herr Oberst schnitt ein fürchterliches Gesicht. Die
Anderen assistirten mehr oder weniger mit der Sachlage an-
gemessenen Grimassen oder lachten verstohlen vor sich hin.
Kauz aber sagte: „Na, Kreuzschnabel, diesmal hat Dein mili-
tärischer Jnstinct Dich'herausgerissen. Ich gratulire!"

Es wurde nicht weiter von der Sache gesprochen. Wir

kehrten bald darauf in die Residenz zurück, und als ich mich
nun bei meinem Abtheilungschef zum Dienste meldete, sagte
dieser nach einer höflich kühlen Neigung des Kopfes: „Oberst-
lieutenant Kreuzschnabel! Um Ihnen Gelegenheit zu geben, sich
im Geographischen zu vervollkommnen, ist Bestimmung getroffen,
daß Sie in der geographisch-statistischen Abtheilung zur Dienst-
leistung herangezogen werden. Den Borsitz in derselben führt.

wie Sic wissen, der Herr Oberst von so und so." Ich empfahl
mich und schritt mit dem Muthe eines Mannes, der Nichts
zu verlieren hat, meiner neuen Bestimmung entgegen. Mein
neuer Vorgesetzter war ein Mann von höflichem' einschmeichelndem
Wesen und von jenem gelehrten Aussehen, das einen alten
Haudegen zur Verzweiflung bringen kann.

Als ich mich ihm vorstellte, kämpfte ein Zug von Ver-
legenheit in seinem klugen Antlitz. Es schien mir, als wisse
er nicht recht, was er mit mir anfangen solle. „Kreuz-
schnäbelchen", sagte er freundlich, „Sie sollen vorläufig ein
bischen registriren. Unser bewährter Registrator, der Schnörkel-
meier, ist auf Urlaub gegangen. Dessen Funktionen sollen sie
vorläufig übernehmen. Sic kommen auf diese Weise in den
Geschäftsgang hinein und bereiten sich für größere Aufgaben vor."

Hiergegen ließ sich im Grunde Nichts einwenden und so
ergriff ich denn in Gottes Namen die Feder und registrirte
wacker drauf los. Weil ich aber bisher stets nur mit den:
Degen und niemals mit der Feder registrirt hatte, so waren
die Hieroglyphen, welche ich in die Journale malte, nichts
weniger als courfähig, und hoben sich gar wunderbar von den
zierlichen Schnörkeln des beurlaubten Schnörkelmeier ab.

„Es geht wohl etwas schwer, Kreuzschnabel?" sagte der
Oberst am folgenden Tage, indem er mir über die Schulter blickte.

„Es geht schiver, aber es geht, Herr Oberst", sagte ich.
„Man muß dem Herrgott für Alles danken."

„Na, kliren Sie nur weiter, Kreuzschnabel", fuhr der milde
Vorgesetzte fort, und cs war mir, als stieße er dabei einen
tiefen Seufzer aus, „Freund Schnörkelmeier wird ja nicht ewig
nusbleiben."

Ich klirte denn auch, klirte, was das Zeug hielt. Daß
ein alter Herr in Civil dabei um mich herumknurrte, und sich

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