Fliegende Blätter (78.1883 (Nr. 1953-1979))

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LXXVIII. Bd.

Aus meinem Trutz-Schiinkenduch.

Bon Kichard Lchmidt-Cnlianis.

Dann Hab' ich gepflanzt ein Vergißmeinnicht —
War blau >vie Deine Augen -
D'raus sollt' meine Seele fromm und schlicht
Das Deingedenken saugen;

Doch da meine Thrnnen ungehemmt
D'raus flössen in der Stille,

Das Blümlein wurde hinweggeschwemmt
Von all der Salzfluth Fülle!

Nun senkt' eine Rebe ich in den Grund,

Die trug so süße Trauben:

An einen Kuß von Deinem Mund
Macht' mich ihr Balsam glauben!

Den Weinstock Pflegte ich Jahr um Jahr,

In tiefstem Gram versunken.

Und Hab' an seinem Safte klar
Mir das Gedächtnih getrunken.

Ich habe getrunken Tag und Nacht,

Ob golden der Becher, ob zinnern.

Ich habe erneuert mit Macht - mit Macht
Das schmerzlich süße Erinnern!

Bald drücke ich sanft, bald stürmisch wild
An seine — meine Lippen,

Im Grunde des Bechers lächelt Dein Bild,

Das thät' ich zu mir nippen!

Und winkt mir der Tod einst mit ernstem Gruß,
Deß magst Du tragen Reue:

Ich Pflanzt' in die Erde ein Rös'lein fein,
D'ran duften und hangen und prangen
Die jungen Knospen im Purpurschein,

So hold wie Deine Wangen!

Doch ach, nicht lang' zu dem Rosenstrauch
Macht' ich voll Andacht lvallen:

Vor meiner Seufzer glühendem Hauch
Alle Blüthen welken und fallen!

Doch magst, Du Arge, Dein falsches Herz
Manch' neuem Buhlen noch schenken:

Ich bleibe treu meinem heiligen Schmerz,
Will ewig Dein gedenken!

Ich gab Dir, mein Lieb, den Ab-
schiedskuß —

In die Ferne mußte ich wandern;
Doch da wieder heim ich lenkte den
Fuß,

Du hattest langst einen Andern!


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