Dcr Fußtritt der Forduna.
Uii du sitz' ich nu un lese de Boledik, iivwcrflicge de
Debcschcu uu bin cwen mit den säck'schen Logalnhiigelegeuhecdeu
fcrdig un will mich in de Familichcnnachrichden versenken, da
geht de Dhierc uf, un herein tritt dcr Assessor Miller. —
„Ei schce» guden Alvend, Herr Assesser!" ruf' ich cn entgegen.
„Woher so speede?" — „Ei schcen guden Awend!" gommt
mei Assesser uf mich losgestürzt un hält mit der linken Hand
gleichsam als wie triumpfirend den Obernguckcr in de Heehe.
„Sagen Sc ämal, liewer Fremd", fang' ich mit än iw-
wcrlcgcucn Lächeln ahn, „is es denn wärklich an dem, daß
Wachdcl jetzt den Bostilljohn als Bcrgschoddc siugkt?" Un
daderbci zieh' ich mein Dheaderzeddel aus der Rockdaschc.
„Ich sage Sc, ü wahrer Prachtgerl der Wachdcl!" ruft
da der Asscsscr ganz verklärt.
„Jawohl, ä Prachtgcrl," sag' ich, „dcr de zivccdausciid
Menschen fcr'n Narr'n hält!"
„Na," spricht der Assesser, „ich sehe schon, Se wissen'«
noch nich. — Also stellen Se sich vor, Herr Bobbelsdorf:
Drei Bärbel uf Sielven gommt mei. Wachdcl mit der Dräsner
Bahn ahn, fimf Minudeil vor Siewcn, se sungen ewend 's
erschde Finale von der Lämmcrmohreu, da tritt er gestiefelt un
gespornt als Bostilljohn (denn 's Gosticm halt' er schonst in
Goubäe ahngelegt) in de Därektionsloschc — uu ob ich uu
Heide än Bostilljohn gehecrt hawwe, der de in erschden Akdc
in Schottland nimhcrgutschirt, oder ünne Lucia, die de sich in
letzden drei Akden in Frankreich niddergclassen hat, das iveeß
ich nu selwcr nich; aivwer soviel weeß ich, gesungen hat mei'
Wachdcl, als wenn mer de liewen Englichcn seifen Heerde, uu
jeknallt hat er, daß een ordentlich 's Herze in Lciwe vcr
Freiden 'rumhuppde! — Nu, Herr Bobbelsdorf," fragt er,
„Sie frei'» sich ja gar nich?"
„Ach", sag' ich, „Herr Assesscr, Se entschold'gen", un
da derbei greis' ich nach',» Hude, „awwer 's is nicr cwen ewas
in mein hohlen Zahn gefahren."
'» andern Morgen sitz' ich gans ruhig uf 'en Ganabe,
meine Fran schenkt mer'sch dridde Schälichen ein un nimmt
hernachcus ihre Licblingksbcilage von Dagcbladdc vor. Hcrrc,
uf cemal springkt se von Stuhle uf, als ivic wenn se sonst
ewas gestochen häddc, knujcht 's ganse Dageblatt zesamm, reißt
's Ofcndhierchen uf un stcckt's in de lichderlohen Fcierflamm
'nein. — Aha, dacht' ich, 's is von wegen den Fußtridde!
Falsch verstanden.
Studiosus Kncipheimer saßt nach 20 Semestern den kühnen
Entschluß, in'S medizinische Examen zu steigen. Um zum Früh-
schoppen nicht zu spät zu kommen, begibt er sich schon zeitig zum
Examcnprofessor und theilt ihm seinen Plan mit.
Der Prosessor, sehr erfreut über die Energie seines langjährigen
Zuhörers, empsängt ihn sehr liebenswürdig, bietet ihm eine Cigarre
an und fragt ihir dann, weil sich die Prüfung nach bekannten
Fakultätsvorschriften immer nur auf zwei Candidaten zugleich
erstreckt: „Haben Sie denn schon einen Genossen?" — „O, ich
danke, Herr Professor", entgegnet verbindlichst Kneipheimer, „mit
einem „kleinen Bittern" Hab' ich mich bereits gestärkt!"
Gcdankenspäne. 51
Die Phrase ist die Toilette des Geistes.
Mancher sährt, um den Gläubigern aus dem Wege zu geh'».
Wenn auch manche Höflichkeit nur Lüge ist, so ist doch auch
manche Lüge nur Höflichkeit!
Wenn du sie genieße» mußt, | Hast du willig sie erfaßt,
Wird zur Last dir bald die Lust; j Wird zur Lust dir bald die Last.
Modcbild.
Masken - Kostüm zum Carneval 1884.
Daß sie von ihrem todten Schatz
So zärtlich immer spricht,
Soll zeigen nur, daß desien Platz
Bis jetzt besetzt noch nicht.
Uii du sitz' ich nu un lese de Boledik, iivwcrflicge de
Debcschcu uu bin cwen mit den säck'schen Logalnhiigelegeuhecdeu
fcrdig un will mich in de Familichcnnachrichden versenken, da
geht de Dhierc uf, un herein tritt dcr Assessor Miller. —
„Ei schce» guden Alvend, Herr Assesser!" ruf' ich cn entgegen.
„Woher so speede?" — „Ei schcen guden Awend!" gommt
mei Assesser uf mich losgestürzt un hält mit der linken Hand
gleichsam als wie triumpfirend den Obernguckcr in de Heehe.
„Sagen Sc ämal, liewer Fremd", fang' ich mit än iw-
wcrlcgcucn Lächeln ahn, „is es denn wärklich an dem, daß
Wachdcl jetzt den Bostilljohn als Bcrgschoddc siugkt?" Un
daderbci zieh' ich mein Dheaderzeddel aus der Rockdaschc.
„Ich sage Sc, ü wahrer Prachtgerl der Wachdcl!" ruft
da der Asscsscr ganz verklärt.
„Jawohl, ä Prachtgcrl," sag' ich, „dcr de zivccdausciid
Menschen fcr'n Narr'n hält!"
„Na," spricht der Assesser, „ich sehe schon, Se wissen'«
noch nich. — Also stellen Se sich vor, Herr Bobbelsdorf:
Drei Bärbel uf Sielven gommt mei. Wachdcl mit der Dräsner
Bahn ahn, fimf Minudeil vor Siewcn, se sungen ewend 's
erschde Finale von der Lämmcrmohreu, da tritt er gestiefelt un
gespornt als Bostilljohn (denn 's Gosticm halt' er schonst in
Goubäe ahngelegt) in de Därektionsloschc — uu ob ich uu
Heide än Bostilljohn gehecrt hawwe, der de in erschden Akdc
in Schottland nimhcrgutschirt, oder ünne Lucia, die de sich in
letzden drei Akden in Frankreich niddergclassen hat, das iveeß
ich nu selwcr nich; aivwer soviel weeß ich, gesungen hat mei'
Wachdcl, als wenn mer de liewen Englichcn seifen Heerde, uu
jeknallt hat er, daß een ordentlich 's Herze in Lciwe vcr
Freiden 'rumhuppde! — Nu, Herr Bobbelsdorf," fragt er,
„Sie frei'» sich ja gar nich?"
„Ach", sag' ich, „Herr Assesscr, Se entschold'gen", un
da derbei greis' ich nach',» Hude, „awwer 's is nicr cwen ewas
in mein hohlen Zahn gefahren."
'» andern Morgen sitz' ich gans ruhig uf 'en Ganabe,
meine Fran schenkt mer'sch dridde Schälichen ein un nimmt
hernachcus ihre Licblingksbcilage von Dagcbladdc vor. Hcrrc,
uf cemal springkt se von Stuhle uf, als ivic wenn se sonst
ewas gestochen häddc, knujcht 's ganse Dageblatt zesamm, reißt
's Ofcndhierchen uf un stcckt's in de lichderlohen Fcierflamm
'nein. — Aha, dacht' ich, 's is von wegen den Fußtridde!
Falsch verstanden.
Studiosus Kncipheimer saßt nach 20 Semestern den kühnen
Entschluß, in'S medizinische Examen zu steigen. Um zum Früh-
schoppen nicht zu spät zu kommen, begibt er sich schon zeitig zum
Examcnprofessor und theilt ihm seinen Plan mit.
Der Prosessor, sehr erfreut über die Energie seines langjährigen
Zuhörers, empsängt ihn sehr liebenswürdig, bietet ihm eine Cigarre
an und fragt ihir dann, weil sich die Prüfung nach bekannten
Fakultätsvorschriften immer nur auf zwei Candidaten zugleich
erstreckt: „Haben Sie denn schon einen Genossen?" — „O, ich
danke, Herr Professor", entgegnet verbindlichst Kneipheimer, „mit
einem „kleinen Bittern" Hab' ich mich bereits gestärkt!"
Gcdankenspäne. 51
Die Phrase ist die Toilette des Geistes.
Mancher sährt, um den Gläubigern aus dem Wege zu geh'».
Wenn auch manche Höflichkeit nur Lüge ist, so ist doch auch
manche Lüge nur Höflichkeit!
Wenn du sie genieße» mußt, | Hast du willig sie erfaßt,
Wird zur Last dir bald die Lust; j Wird zur Lust dir bald die Last.
Modcbild.
Masken - Kostüm zum Carneval 1884.
Daß sie von ihrem todten Schatz
So zärtlich immer spricht,
Soll zeigen nur, daß desien Platz
Bis jetzt besetzt noch nicht.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Modebild"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1884 - 1884
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 80.1884, Nr. 2012, S. 51
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg