3.
Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
2086.
Preis des Bandes (26 Nummern) M. 6.70. Bei direktem
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich ...
für die anderen Länder desWeltpostvereins^L8.— uaaaIII. OO.
Einzelne Nummer 30
(Alle Rechte für sämmtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten.)
Ein kleines Mißverständniß.
als wenn Sie sich zu einer Misscthat bekennen müßten",
fügte sie daraus hinzu.
„Zu einer Misscthat wohl, Gott sei Dank, nicht",
fuhr der Assessor fort, „aber, — aber ich bin kein
Ritter — ja nicht einmal ein Reiter, und ich weiß,
welches Gewicht Ihr Herr Papa darauf legt."
„Das Letztere ist wohl wahr", erwiderte Fräulein
Vally, „aber was nicht ist, kann doch noch lverden."
„O, den Anfang dazu habe ich auch schon ge-
macht. Gestern Abend erlaubte ich mir wenigstens
Ihrem Herrn Papa, um ihn für mich einzunehmen,
; bereits anzudeuten, daß auch ich mich jetzt beritten
! machen wolle, — und das schien ihm zu gefallen."
„Ganz sicherlich haben Sie dadurch schon sehr bei
ihm eingehoben, denn um Reiterei und Pferde dreht
sich doch, so zu sagen, meines Vaters ganzes Dichten
und Trachten."
„Seine beiden holden Töchter ausgenommen."
„Nun, das geht so in einander über. So, wie
ich und meine Schwester, heißen auch meines Papa's
beide Lieblingspfcrde, und er selbst hat sich bereits
derartig mit seinen Gäulen indentificirt, daß es wirk-
lich manchmal zu ganz drolligen Scenen kommt. —-
So gingen wir erst neulich einmal spazieren, mein
Vater immer im Schweiße seines Angesichts mitten
ans dem Reitwege. „Aber Papachen", fragte ich
j endlich, „weßhalb badest Du denn eigentlich da so im
i Sande umher?" — „Nun, zur Schonung der Hufe
> natürlich!" antwortete er mir ganz ernsthaft. Er
| hatte in der Zerstreuung wahrhaftig geglaubt, er sei
zu Pferde."
„Ha, ha, ha! Das ist freilich recht komisch.
ie machen mir Mnth und Hoffnung,
theuere Vally", sagte der Assessor Blöd-
mcyer zu einer jungen, hübschen Dame,
indem er ihr höchst decent die Hand küßte.
„O, es wird Alles gut werden", erwiderte diese ihm, zuversichtlich
lächelnd. „Was sollte denn mein Papa auch gegen Sie einzuwenden
haben? — Sie sind ja sogar das, was man eine gute Partie zu nennen
pflegt."
„Ich bin allerdings nicht ohne Vermögen", — stammelte der blöde
Schäfer, indem er verlegen seinen runden Hut umherdrehte.
Die junge Dame lachte. „Und das sagen Sic mit einer Miene,
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Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
2086.
Preis des Bandes (26 Nummern) M. 6.70. Bei direktem
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich ...
für die anderen Länder desWeltpostvereins^L8.— uaaaIII. OO.
Einzelne Nummer 30
(Alle Rechte für sämmtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten.)
Ein kleines Mißverständniß.
als wenn Sie sich zu einer Misscthat bekennen müßten",
fügte sie daraus hinzu.
„Zu einer Misscthat wohl, Gott sei Dank, nicht",
fuhr der Assessor fort, „aber, — aber ich bin kein
Ritter — ja nicht einmal ein Reiter, und ich weiß,
welches Gewicht Ihr Herr Papa darauf legt."
„Das Letztere ist wohl wahr", erwiderte Fräulein
Vally, „aber was nicht ist, kann doch noch lverden."
„O, den Anfang dazu habe ich auch schon ge-
macht. Gestern Abend erlaubte ich mir wenigstens
Ihrem Herrn Papa, um ihn für mich einzunehmen,
; bereits anzudeuten, daß auch ich mich jetzt beritten
! machen wolle, — und das schien ihm zu gefallen."
„Ganz sicherlich haben Sie dadurch schon sehr bei
ihm eingehoben, denn um Reiterei und Pferde dreht
sich doch, so zu sagen, meines Vaters ganzes Dichten
und Trachten."
„Seine beiden holden Töchter ausgenommen."
„Nun, das geht so in einander über. So, wie
ich und meine Schwester, heißen auch meines Papa's
beide Lieblingspfcrde, und er selbst hat sich bereits
derartig mit seinen Gäulen indentificirt, daß es wirk-
lich manchmal zu ganz drolligen Scenen kommt. —-
So gingen wir erst neulich einmal spazieren, mein
Vater immer im Schweiße seines Angesichts mitten
ans dem Reitwege. „Aber Papachen", fragte ich
j endlich, „weßhalb badest Du denn eigentlich da so im
i Sande umher?" — „Nun, zur Schonung der Hufe
> natürlich!" antwortete er mir ganz ernsthaft. Er
| hatte in der Zerstreuung wahrhaftig geglaubt, er sei
zu Pferde."
„Ha, ha, ha! Das ist freilich recht komisch.
ie machen mir Mnth und Hoffnung,
theuere Vally", sagte der Assessor Blöd-
mcyer zu einer jungen, hübschen Dame,
indem er ihr höchst decent die Hand küßte.
„O, es wird Alles gut werden", erwiderte diese ihm, zuversichtlich
lächelnd. „Was sollte denn mein Papa auch gegen Sie einzuwenden
haben? — Sie sind ja sogar das, was man eine gute Partie zu nennen
pflegt."
„Ich bin allerdings nicht ohne Vermögen", — stammelte der blöde
Schäfer, indem er verlegen seinen runden Hut umherdrehte.
Die junge Dame lachte. „Und das sagen Sic mit einer Miene,
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein kleines Mißverständniß"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1885 - 1885
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)