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Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- Preis des BandeS (26 Nummern) M 6.70. Bei direktem

-tr, Handlungen, sowie von allen Postämtern und llM'i-a. Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich 04 igs

* Zeitungs-Expeditionen angenommen. ^ 7.S0, für die anderen Länder des Weltpostvereins ^ 8.—

Erscheinen wöchentlich ein Mal. Einzelne Nummer 30 „t-

(Alle Rechte für sämmtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten.)

Die Hundertthaler-Fliege.

Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens.

Mond — für sie scheinen alle abergläubischen Regeln wirkungslos zu
sein, denn sie schwinden mit einer an Bosheit grenzenden Beständig-
keit in geometrischer Reihe von meinem Kopf.

Eines Abends saß ich an meinem Schreibtisch bei der Lampe
und fuhr mit der Feder über's Papier, als eine Fliege sich gerade
vor mich hin auf das Blatt setzte und mich, wollte ich nicht un-
höflich sein, am Weiterschreiben hinderte.

Eine Fliege im Januar!

Mit der mußte es eine besondere Bcwandtniß haben, und richtig,
bald kam ich auf den Gedanken, daß ich es mit einer der berühmten
Hundertthaler-Fliegen zu thun hatte, von der mir meine ehemalige
Kinderfrau so oft erzählte: eine Fliege, welche in der menschlichen
Wohnung überwintert, bedeutet hundert Thaler.

„Bedeutet hundert Thaler!"

Das war sibyllinisch genug gesprochen. Sollte es heißen: sie
verhilft Einem zu hundert Thalern? Jedenfalls doch — zu Ehren
der alten Kinderfrau wollte ich das annehmen, und obwohl ich, als
geschworener Feind derartiger überflüssiger Jnsecten, nicht übel Lust
verspürte, diese Fliege zu erschlagen, so hielt mich doch eine gewisse
Scheu davon ab. Ich verjagte sie mit erzwungener Liebenswürdig-
keit vom Papier und gab ihr in kurzer, gemessener Anrede die Er-
laubniß, mit mir bis auf weiteres meine Wohnung zu theilen, indem
ich mir bei ungebührlicher Aufführung ihrerseits unbedingtes Kündig-
ungsrecht vorbehielt. Sie schien mich verstanden zu haben, denn
sie gab in lustigem Umherfliegen und Surren ihrer Zufriedenheit
ü&ft mein entgegenkommendes Benehmen Ausdruck, flog dann im
Zimmer umher und schien sich rascher als ich an das kamerad-
schaftliche Treiben gewöhnen zu wollen.

Ich machte mich wieder an die unterbrochene Arbeit und war
gerade dabei, einen verwickelten Satz niederzuschreiben, als ich ein
unangenehmes Jucken am Halse verspürte und als die Urheberin des-
selben die Hundertthaler-Fliege erkannte, welche einen Bergnügungs-

ir hatten zu Hause eine sehr aberglänbische
Kinderfrau; sie stammte noch aus der „guten
alten Zeit", aus der sie viel Altfränkisches mit
herüber genommen hatte, was uns ungezoge-
nen Kindern oft zum Gegenstand spöttischer
Bemerkungen diente.

Wir verlachten ihre Ammenmärchen, aber es ging uns nicht
besser als allen denen, welche das Thörichte erkennen und sich doch
nicht von ihm frei zu machen wissen. So kann ich nie Salz ver-
schütten, ohne zu befürchten, daß ich am selben Tage noch Aerger
erleben würde, kann nie eine herabgefallene Gabel sich im Fußboden
aufspießen sehen, ohne auf Besuch gefaßt zu sein; freilich, meine
Haare kann ich schneiden lassen bei zunehmendem oder abnehmendem

IO
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Hundertthaler-Fliege"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Zopf, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 94.1891, Nr. 2380, S. 81
 
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