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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0108

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100

Mykenische Keramik in Unteritalien

g) Unteritalien

Tarent, Scoglio del Tonno, nahe bei Stadt und
Meer. Über einer italischen Terramareansiedlung fand man
in der obersten Schicht viel mykenische Keramik und zwei
Terrakottaidole, daneben lokale und einige schöne proto-
korinthische Scherben, alles anscheinend in bewegter Erde.
Berichte: Bull. Pal. Ital. XXVI 1900, 285ff.; Not. d. Scavi
1900, 411 ff.; Atti del Congresso Storico, Roma 1903 V 99,
wo Orsi fälschlich von nur einem mykenischen Becher
spricht. Die italische Ansiedlung trennt mit Recht von der
obersten Anschüttung Beloch, Griech. Gesch. I 2S, 228f.
Funde im Museum von Tarent.

Aus San Cosimo bei Oria stammen zwei Bügel-
kannen, deren Fundumstände jedoch unbekannt sind. M.V.
S. 48; eine abgebildet Pottier, Vases du Louvre Taf. 29 D 1.

Coppa della Nevigata, südwestlich von Manfre-
donia, 5 km vom Meer. Auf einem niedrigen Hügel meh-
rere Ansiedlungsschichten, in der obersten einige wenige
mykenische und mehr mattbemalte Scherben der Ägina-
gattung (Gruppe B II S. 76 f.). Scherben z. T. im Museo
Preistorico in Rom: Beispiele: Nr. 78407 9 grobmykenisch,
Nr. 78427/30 mattbemalt. In der obersten Schicht auch ein
Eisenfund. Bericht: Mon. Ant. XIX 305ff. Taf. I—IV. Vgl.
Peet, Liv. Ann. III 1910, 118ff. (Abb. 88).

1. DIE BEZIEHUNGEN ZUR KULTUR DER NACHBARLÄNDER
Die überragende Bedeutung der kretisch-mykenischen Kultur wird erst klar durch einen
Vergleich mit der gleichzeitigen Kultur der Nachbarvölker. Ich werde daher die wichtigsten
Kulturerscheinungen der Länder des östlichen Mittelmeeres in derselben Reihenfolge wie
die Fundorte des mykenischen Imports ganz kurz charakterisieren und dabei besonders die
Elemente hervorheben, die gebend oder empfangend in Beziehung zur mykenischen Kultur
und ihren Vorstufen stehen. In einigen Fällen werde ich allerdings gegen zu weit geführte
Annahmen derartiger Beziehungen Verwahrung einzulegen haben. Palästina und Ägypten
streife ich hier nur kurz, da ich die Beziehungen zu diesen Ländern wegen ihrer chronolo-
gischen Bedeutung später ausführlich darlegen muß.

In den Balkanländern ist die ältere Kultur Makedoniens bisher noch am wenigsten
erforscht. Man hat sich mit der Feststellung einer Anzahl von Siedlungen begnügt, die
sich in der Regel als ovale Tumuli mit flacher Kuppe, entstanden durch die übereinander
gelagerten Siedlungsschichten, zu erkennen geben1); seltener fand man Siedlungsspuren auf
kleinen natürlichen Hügeln. Die Keramik der makedonischen Tumuli trägt, soweit sie über-
haupt ornamentiert ist, überwiegend eingeritzte Muster.2) Daneben hat sich an den oben
S. 95 bezeichneten Orten mykenische bemalte Keramik gefunden, die zweifellos importiert
worden ist. Daß die eingeritzten und mitunter auch plastisch aufgelegten Ornamente mit
den entsprechenden thessalischen (Gruppe VIII, S. 73) besondere Verwandtschaft hätten,

1) Z. f. Ethn. 1902, S. (62)ff.; 1905, 91 ff. Liv. Ann. II, 159ff.

2) Z. f. Ethn. 1905, 101 ff. Liv. Ann. II, Taf. 34, 1.

Abb. 88.

Scherben aus Coppa della Nevigala.
 
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