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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0136

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Früheste krelische Keramik

Orchomenos und von anderen Punkten des Festlandes bekannt ist. Die Ornamentik wird
durch Riefelung, Punkte und Graviermuster, die gern in Bändern das Gefäß umziehen, ver-
bunden mit Inkrustierung, seltener durch streifenweise Unterlassung der Politur erzielt. Zur
Inkrustation wird eine weiße kalkige Farbe, ausnahmsweise auch eine rote Farbe (Candia
Mus. 4231) verwendet. Unter dem Palast von Phästos sind ein paar entsprechende Scher-
ben gefunden worden (Rend. d. Line. 1907, 265ff.; Mon. Ant. XIX 141 ff. Taf. I 4, 5, 16), doch
gehört die Mehrzahl der von Mosso als neolithisch publizierten Scherben erst der früh-
minoischen Zeit an, wie ein Vergleich mit Gefäßen dieser Periode (ebd. Taf. II) deutlich
zeigt (vgl. Reisinger, Kret. Vasenmalerei S. 1).

Die Dauer der neolithischen Kultur hat man in Kreta aus der Höhe ihrer Anschüttung
erschließen zu können gemeint. Die Unsicherheit eines solchen Schlusses geht schon aus
den großen Unterschieden der in dieser Frage erzielten Resultate hervor. Evans glaubt,
nach Analogie der jüngeren Schichten die Dauer in Knossos auf 6—8000 Jahre berechnen
zu können1), während Vollgraff nach Analogie von ägyptischen Fundschichten die Dauer
auf 1300 Jahre bestimmt, zugleich aber bemerkt, daß nach Analogie von syrischen Fund-
schichten die Erhöhung des Niveaus noch 2% mal rascher vor sich gehen würde.2) Nach
Analogieschlüssen kann durchaus nicht festgestellt werden, wie rasch die Aufhöhung des
Bodens vor sich gegangen ist, die von vielen Zufälligkeiten abhängig war.

3. VORMYKENISCHE BRONZEZEIT AUF KRETA: FRÜHMINOISCHE EPOCHE

Evans hat die bronzezeitliche Kultur Kretas als minoische bezeichnet; der wichtigste
mythische Name der Vorzeit Kretas gibt ja eine gewisse Berechtigung zu dieser Bezeich-
nung.0) Immerhin muß der Name auf Kreta beschränkt bleiben. Für die den ersten Pe-
rioden gleichzeitige Kultur der Inseln des Ägäischen Meeres ist der Name Insel- oder Ky-
kladenkultur' geläufig geworden, während man für die entsprechende festländische Kultur-
periode nur die allgemeine Bezeichnung Vormykenische Bronzezeit' gebraucht hat. Evans'
Einteilung in früh-, mittel- und spätminoische Zeit Kretas1) haben wir uns dem Namen nach
zu eigen gemacht, doch sind wir in der Abgrenzung dieser Perioden zu erheblich abweichen-
den Ergebnissen gelangt.

Seine frühminoische Epoche hat Evans wieder in drei Perioden geteilt, da er an einer
Stelle des knossischen Palastes zwischen der neolithischen und der Schicht, die sich durch
die Keramik als Blüte der mittelminoischen Zeit zu erkennen gab, drei Lehmfußböden
feststellen konnte (B. S. A. X 18 ff.). Ausreichende Keramik zur Charakterisierung der Unter-
perioden hat er aber zwischen diesen Fußböden nicht gefunden. Da es in der Tat nur
möglich ist, eine einzige frühminoische Periode mit verschiedenen Gruppen der Vasen-
malerei zu erkennen, hat Evans' Unterteilung die größte Unsicherheit in der Zuweisung
von Fundkomplexen zu den einzelnen Perioden hervorgerufen. Mösso wollte die 1. früh-

1) B. S. A. X 25. 2) Rhein. Mus. 1908, 319f.

3) Kretisch und mykenisch schlugen dagegen Reisch, Sitzungsber. d. Wien, anthrop. Gesell.
1904, 14 und Dörpfeld, A. M. 1905, 294ff., 1907, 602 vor; ägäisch nennen sie Michaelis, Archäol.
Entdeckungen des 19. Jahrhunderts 199, und Andere.

4) Essai de Classification des epoques de la civilisation Minoenne, edition revisee 1906. E. H. Hall,
The decorative Art of Crete in the Bronze Age, Philadelphia 1907, schließt sich völlig an Evans an.
 
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