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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0220

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212

Ägypten und Ägäis bis 2000 v. Chr.

G. ERGEBNISSE

Ergebnisse dieser Arbeit kann man in dreifacher Hinsicht suchen: in der Antwort auf
das wichtigste Problem der ägyptischen Chronologie, in der chronologischen Festlegung der
Gesamtentwicklung der kretisch-mykenischen Kultur und in den Anhaltspunkten für die
Zeit ihrer bedeutendsten Fundplätze.

Für die ägyptische Chronologie sind vor allem die Funde der mykenischen Schacht-
gräber wertvoll. In zweien der Gräber sind der späten Kamareskeramik entsprechende
Scherben gefunden worden; die Blüte dieser Keramik ist durch die Schutthaufen von Kahun
und das bestätigend hinzutretende Grab in Abydos in die zweite Hälfte der 12. Dynastie
festgelegt, ihr Ausgang durch den Deckel des Königs Chian in die Hyksoszeit. In denselben
Gräbern lagen Dolche, deren Einlegearbeit für ägyptische Waffen aus dem Anfang der
18. Dynastie vorbildlich gewesen ist. Ferner lag in den Schachtgräbern schon einige früh-
mykenische Keramik (1. spätminoische Periode), deren jüngere Phase (2. spätminoische
Periode) durch die Maketgrabvase in die Zeit Thutmosis' III. datiert ist. Metallgefäße aus
den Schachtgräbern haben Parallelen in Vasen der Keftibilder aus der Zeit Thutmosis' III.

Die im Gräberrund der Akropolis von Mykenä zusammenliegenden Schachtgräber
können sich ihres einheitlichen Fundinhalts wegen nicht über viele Generationen erstreckt
haben. Die Kamaresvasen können auch nicht erst lange Zeit nach der Blüte dieser Keramik
in Kreta nach Mykenä gekommen sein, da sie sich ebenfalls auf Thera und Melos neben
frühmykenischen Vasen finden.

Nimmt man nun die Zeit der Schachtgräber von etwa 1650 bis ins 16. Jahrhundert an,
so sind die Kamaresscherben, wenn die 12. Dynastie 1788 zu Ende ging, noch erklärlich,
und ebenso Einflüsse der Schachtgräberkultur bis Amosis (1580—1557) und Thutmosis III.
(1501 —1447). Eine ältere Datierung der 12. Dynastie lassen die mykenischen Schachtgräber
aber nicht zu.

Verfolgt man noch einmal kurz die Kulturentwicklung im Gebiet des Ägäischen
Meeres von ihren Anfängen bis zum Ausgang der mykenischen Kultur, so lassen sich die
einzelnen Phasen an Hand der gegebenen Daten in eine chronologische Übersicht bringen,
die sich nach jeder Richtung einheitlich zusammenschließt.

Die neolithische Kultur Kretas und Griechenlands gehört in der Hauptsache dem 4.
und 3. Jahrtausend v. Chr. an; ihre Anfänge liegen wohl noch weiter zurück. Wenn die
Funde der schwarzen und der weiß-roten Vasen in Ägypten dafür auch nichts beweisen,
so ist diese Datierung doch durch die der folgenden Epoche bedingt.

Die Anfänge der Bronzezeit im Gebiet des Ägäischen Meeres fallen wohl noch in die
erste Hälfte des 3. Jahrtausends, da die in Ägypten gefundenen Knopfsiegel der 6.—11. Dy-
nastie (2540—2000) mit den Siegeln der zweiten Hälfte der frühminoischen Epoche ver-
wandt sind. Diese Zeit der kretischen Kultur steht ihrerseits wieder mit der älteren Kykladen-
kultur und Troja II in Beziehung.

Um 2000 kommen im ägäischen Kreise neue Kulturelemente zum Durchbruch, die sich
in Kreta in der Kamareskeramik, im Norden in der Äginakeramik äußern. Sie sind in
ihren schon fortgeschritteneren Teilen durch Vasenfunde in Kahun und die Jebnebstatue
in Knossos in die zweite Hälfte der 12. und den Anfang der 13. Dynastie datiert. Die 1.
 
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