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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

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Flamm, Hermann; Albert, Peter P.: Ordnungen und Satzungen der Freiburger Münsterkirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0094

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Albert, Dienstanweisungen und Bestallungen



und deren, so von einem rat darzu geordent
werden.

Des ersten, das er die stocke1, die bitte'2 und andre
zuvelle den burgern an den baue in Unser Liben Frauen
minster volgen und gevallen lasse, wie von alter har-
komen ist, one alle irrung und Widerrede.

Item, das er vier erber prister habe, mit denen
die pfarre und die undertanen mit singen, lesen, pre-
digen, kindtaufen, bichthören und andern sacramenten
und seisorgen versorget sient und die gotzdienste also
schon und erberlich haltend und habent, wie von alter
harkomen ist.

Es folgen dann (Bl. 1—5) ausführliche Anord-
nungen über Zahl und Gewicht der an den ver-
schiedenen Festtagen des Jahrs auf den einzelnen
Altären zu brennenden Kerzen sowie über verschiedene
gottesdienstliche Verrichtungen, über die Zahl der
täglich im Münster zu lesenden Messen, über die
seitens des Kirchherrn zu leistenden Verköstigungen
und andere Vergütungen an die Ministranten, den
Kaplan auf der Hütte, den Küster und seinen Knecht,
den niedern Sigristen und seinen Knecht, den Schul-
meister und den Organisten, an die Chorschüler
und Wächter, wie solches schon aus den Überschrif-
ten hervorgeht:

Von den kerzen zu vesper, conplet, metti und messe.

Von den kerzen zu den messen.

Dise nochgeschribnen messen sol ein kilchherr

versorgen.
Wenn man ministrantes haben sol.
Wer und wenn man zu hof essen sol.

Item, heißt es dann am Schluss (Bl. 5b): Item
so dick und vil ein kilchherr, so yetzt ist und zu künf-
tigen ziten sin wirf, einen prister zu einem vierherren
ufnimpt, das dan derselb vierherre in biwesen der drier
pfleger oder uf das minst zweier bi seinem prister-
lichen ampt dem kilchherren, so dannzumal ist oder
sein würt, in sin hand glob und swere: Unser Liben
Frauen pfleger und dem bau das best zu tunde, iren
schaden [zu] wenden und nutz zu schaffen und fürderen.

Hierauf folgt (Bl. 8/9):

Unser Liben Frauen pfleger pfligt.

Item Unser Liben Frauen pfleger, so zu den ziten von
einem ersamen rat zu Freyburg gesetzt und erweit werden,
der sollent an einer zal drei sein und darzu des rats.

Item si sollent einem burgermeister in sein hant
vor offnem rat versprechen und geloben, ir yetlicher bi
seinem eid und seiner sei heil, Unser Frauen das best
[zu t]un, iren schaden [zu] wenden und iren nutz [zu]
fürteren noch irem vermugen, doch mit hilf des rats,
wo inen ein sach zu schwere sein wolt.

Item sie sollen auch versehen, das alle nutze, zinse
und gulte, es sein pfenning, win, körn oder schuld, nit
usgenomen, von dem schreiber uf der hutten inbracht,
alle halbe iar wissentlich und erberlich verrechent wer-
den, also das sie alle drei wissent, was ingenomen und
usgeben wird.

Item sie sollent auch alle halbe iar, so sie mit
dem Schaffner rechnung tun wollent, vorus alle stock
in der kirchen leren, nämlich Unser Liben Frauen stock,
des heiigen cruz stock, sant Linharts stock und den
ankenstock, ob einer do stund, nämlich zu sungichten
und zu wienachten.

Item die betbügsen sollen sie auch leren, wan es
die notturft vordert.

Item wan sie die stock gelerend, so sollent sie von
solichem gelt, so darinne gefunden wirt, geben dem
Schreiber uf der hutten ein Schilling pfenning, dem
Schlosser VI pfenning, dem bruder vor dem heiigen
crüz vier pfenning.

Item die pfleger sollent auch warnemen der ge-
vellen, es sie von liepfellen oder anderm, so von er-
samen personen im todbed oder sunst geben oder ver-
schaffet wurt, und dem schreiber in seinen eid binden
soligs inzubringen und getreulich inen zu antwurten uf
witer ir verschaffen.

Item die pfleger sollent auch alle drei die Schlüssel
zu dem gewelb, stocken, bedbugsen, trogen und kisten
haben, darin Unser Liben Frauen gut behalten ist, und
also teilen, das keiner on den andern über kein schloß
komen mög, dan sie sein alle drei bei einander in bei-
wesen des Schaffners uf der hutten.

Item die pfleger [sollent] auch, so dick und vil sie
die stock und betbügsen leren, dasselb gelt dem schrei-
ber uf der hutten mit der zal antworten, so vil des ist,
und an iren rechenzedel schreiben, domit das solich
gelt zu seiner zit verrechent werd.

Item die pfleger sollent auch keinem schreiber ver-
gönnen im selbs gelt zu zelen von dem, [so] in den
stocken oder in der betbügsen gefunden wirt.

Item die pfleger sollent auch keinem kilchherren
noch seinen heifern zu der kirchen schlussel lossen
noch erlauben in keinen weg, dan es ist angesehen von
alter her, das nimant dann die sigersten und der bruder
zu der kilchen schlussel haben sol. Doch sol ein
Schaffner uf der hutten zu allen türen nochschlüssel
haben.

Item die pfleger sint verbunden und schuldig alle
drei samenthaft zu ostern und zu wienachten den adel
zu bitten, domit die bitte uf denselben zweien hoch-
ziten von inen zu gande versehen werde.

Item die pfleger sind auch verbunden und schuldig
uf Unsers Herren Fronlichnam zu bitten zwen prister
zu der himelzen1 zu tragen und zwen zu den silbererin
buchern.

An die Dienstanweisung für die Pfleger reiht
sich diejenige für den Hüttenschreiber oder Hütten-
schaffner (Bl. 11 — 13):

Dis ist ein schreiber oder Schaffner uf
unserer hutten schuldig zu tun.

Item des ersten sol [er] geloben und versprechen
und des ein gelerten eid uf das heiig ewangelig üblich
zu got und den heiigen schweren: den pflegern Unser
Liben Frauen baus, inen und dem bau mit solicher
schaffnei und dinst trulichen zu dinen, zu halten und
zu volfuren alle puncten und artikel, wie hernoch ge-
schriben stet, getrölich, on widerred und geverd.

1 d. i. die Opferstöcke. - d. i. der heutige Klingelbeutel.

1 Himelze, himelz, himelize d. i. Traghimmel.
 
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