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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 2.1906

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Albert, Peter P.: Zur Geschichte des Präsenzstatuts vom 4. August 1400
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https://doi.org/10.11588/diglit.2397#0041

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Albert, Zur Geschichte des Präsenzstatuts

37

Ordnung leben. Die caplän wissden dozemal nichts da-
wider und erpüten sich die ersten Ordnung ze halten.
Und ward der nachgend brief hingelegt, also das si sich
des nit gepruchen sölten, dann er war chraftlos.

Das ist nun vil jar also gestanden, und die alt Ord-
nung für und für geprucht worden, bis jetz in dis jar,
do man zalt nach Christs gepurt 1495 jar oder im jar
davor ungfärd, nämlich als der ersam her Rudolf [Pflant]
ein drier in der presenz oder under den caplänen wor-
den ist, denen man dann brief, rödel und Schriften der
priesterschaft übergibt. Der hat under anderm des bi-
schofs brief, darin das obengemelt Statut abgeton worden
ist, funden und denselben brief für chreftig geacht; hat
daruf sich eins dinsts underwunden, also das er oft
usserhalb der statt um gwins willen mess gehept hat.

Die caplän uf ersuchen des kilhhern haben her
Rudolfen beschickt und in gefragt, warum er das tue;
hat er inen zu antwort geben: der bischoflich brief, der
noch rechtlich nit abton sie, geb im das zu etc. Und
ist so vil darin gehandlt, das im die caplän nit sind ab-
gestanden, haben in och nit wellen strafen, und selb
vermeind, das Statut sie schwär und billich abgeton
worden etc.

Diser handel ist an ein rat und an die hochen
schul, die dann die pfarre ze lihen hat, gelangt. Die
haben zu beidersid mitsampt dem kilhhern underred ge-
hept und sien eins worden, an die priesterschaft frünt-
lich ze keren, si der loblichen Ordnung, so vor vil jaren
mit wissen und willen kilhhern, caplän, eins rats für-
genomen sie, ze ermanen, ze bitten dabi ze bliben, her
Rudolfen lut derselben ze strafen; dann si sien der
meinung, sölhen Statuten und Ordnungen nachzegon, die
ze handhaben und nicht darin grifen ze lassen etc.

Diser fürtrag ist den caplänen geschechen. Die
haben gmeinlich antwort gen, si sien des willens nit,
das si einicher mass von der alten Ordnung und den
Statuten gon, sonder wellends die getrülich halten als
vil an inen sie. Das si aber her Rudolfen strafen mögen,
das gepür inen nit, denn er behelfe sich des bischof-
lichen briefs, darin das obgenent Statut abton sie, und
habe inen recht gepoten für den bischof, da welle er
einer declaration warten, ob er die alten Statuten oder
den nachgenden bischoflichen brief halten soll. Witer
mögen sie in nit tringen dann inen möcht schaden,
nachteil und costen darus erwachsen, sölten si dem bi-
schof sin hand besliessen. So wellind si och nit mit
im darum rechten, dann si fürchten den costen; so si
och das Statut sunst wider si all, und tuen gnug mit
irm erpieten, das ze halten, wie gar es wider si sie etc.
mit andern Worten.

Also wuchs der handel für rat. Indem schickt
man sunst andrer geschäften halb für die königlich
majestet, da ward der botschaft angehenkt ein geschäft
an die priesterschaft uszebringen sölich Ordnung ze hal-
ten etc., das och geschach und ward ein missive inen
Überantwort, wie dann des ein copi ligt in der trucken
Werbung königlicher majestet geschäft, stat in der canzli.

Uf sölichs uf mentag vor sant Dominicus des hei-
ligen bichtigers tag [3. August] kam ein gmeine priester-
schaft oder der merteil der caplänen für rat und Hessen
durch meister Niclasen Lochrer irn dechan ein fürtragen
tun, uf meinung, das ein merklicher gotsdinst alhie war,
der allein leg uf den priestern, sangen die süben zit,
heten vil messen etc., gschech alles on hilf einicherlei

personen, zudem das gmein priester mit zoll und andren
dinsten eim rat gewertig. Nun weren si verclagt gen
der königlichen majestet der Statuten halb, geschechen
unbillich, ein rat wer och inen billich früntlicher gesin,
das si sich glich partind zu der hochen schul und dem
kilhhern, sonder sölten si als die obern sich keins teils
angenommen. Wol möchten si beid teil für si beschickt
und hierin gehandlt haben nach gepür etc.

Item wie gar si das Statut halten, wellen si doch
her Rudolfen nit strafen, meinen och es sie ein unzim-
lich Statut etc., alles wie dann dise red clarlicher her-
nach geschriben stat.

Uf sölich ir anbringen ward erkant1, man weit das
an die hochen schul, an den kilhhern und an den canzler
(der mitler zit alhar komen was) langen lassen. Das
gschach und wurden etlich von allen teilen darzu ge-
schiben, die disen handel hören und darin handln sölten,
was das best war.

Also uf donstag vor Galli [15. Oktober] anno ut
supra nach imbis kamen die partien in der ratsstuben
zesamen, nämlich uf der universitet siten doctorjohans
Knap Jurist und doctor Jörg Northofer theologus, uf des
kilhhern siten her Conrat Stirtzel ritter doctor römisch
königlicher majestet und österrichischer canzler etc.,
und her Sigmund Stirtzel doctor, rector universitatis, uf
der caplän siten meister Niclas Lochrer, dechan des ca-
pitels Fryburg, meister Niclas Knobloch, her Hans Sutor
von Zurtzach, licenciat, her Hans Scherer, custos, her
Marti Schmid und vil ander caplän. Von eins rats
wegen erschinen die vesten ersamen Hans Rot alt-
burgermeister, Hans Han, schuldheis zu Fryburg, Brun
Hans, Jörg Dörffel, des rats, und Ulrich Zäsi stat-
schriber.

Und nach etlichen zankworten, die zu allen teilen
und sonder us dem, das der canzler sins vettern des
kilhhern2 halb dis fürneme, von priestern nit gern het
und meint, es gschech im ze leid, so die priester bi
sinem vetter und an im nüerung anfachen weiten etc.
geprucht wurden, Hessen die priester her Niclasen
Lochrer irn fürtrag tun uf sölich meinung: möcht sin
vor etlichen tagen, heten si geantwort, si weiten die
alten Ordnungen und Statuten gern halten, wer aber dabi
gemelt, inen gepürte nit her Rudolfen über sin recht-
pot ze strafen, des willens si noch hüt bi tag, und wer
ir meinung ganz nit, her Rudolfen darum ze rechtverti-
gen, dann für eins besorgten si den costen, fürs ander
so weren si nit lustig, in irm costen ein Statut ze hand-
haben, das wider si wer; aber gern wellend si es hal-
ten, so vil es ir personen berür.

Jedoch sie nit on, sölich Statut beswär si nit wenig,
werd och on notdurftikeit also gehandhapt und wer bil-
licher, das man mitel und weg in dis beswärden ze
sechen und die guten armen priester ze bedenken für-
nem und inen nit verbünstig war, möcht inen etwas zu-
fallen, da dennocht der kilhen kilhhern und rat nichts
abgieng dann wol möglich sie dis Statut abzetun, das den-

1 Für dieses Stadium der Verhandlungen enthält das Buch
der städtischen „Ratserkenntnisse 1494 bis 1502" BI. 25 den
Eintrag: „Der caplän irs anbringes und handls halb, die Ord-
nung [anlangend], stat in der stat geschichtbuch; denn so vil es
ist erkent und mit den priestern verschaffen worden, das sie die
Ordnung halten, actum uf fritag nach Francisci" [9. Oktober 1495].

2 Das ist Heinrich Kolher (Köhler), Pfarrrektor 1494 bis
1519; vgl. Leo a. a O. S. 129f.
 
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