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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 2.1906

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Albert, Peter P.: Zur Geschichte des Präsenzstatuts vom 4. August 1400
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https://doi.org/10.11588/diglit.2397#0043

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Albert, Zur Geschichte des Präsenzstatuts

39

Canzler gab von der universitet und besonder von
des kilhern sins vetters wegen antwurt, zoch sich uf
sölh meinung:

Der caplän fürnemen sie ze hören frembd, aber gut
zu verston, us was grund es vlies, dann nit on in diser
sach etwas gferd geprucht werd.

Eim ersamen rat sie ze wissen, us was loblichen
fürnemens dis Ordnung und Statuten anfenglich geflossen,
verschriben und bishar gehalten.

So sie och offenbar, das ein kilher ein hopt der
kilhen und schuldig sie der kilhen ire Ordnungen, Sta-
tuten und recht ze handhaben.

Und gebür im nit ze bewilligen, das einich endrung
in Statuten, die der kilhen erlich, loblich und ze rümen
sigen, gescheche.

Nun werd geredt, wie dis Statut vor alten ziten an-
gefengt und die ursach des anfangs nun nit mer vor-
handen.

Sige nit not ze erlütern, wie das harkomen, sonder
wie das hie sige, wiewol dennocht ze globen ist, das
die anfenger diser Ordnung und Statuts ein gliche be-
wegnus, wie jetzo sie, gehept haben, den gotsdinst ze
furdern, ze pflanzen und ze meren. Das wolle er ach-
ten für ein ursach diser Ordnung und Statuts. Dieselb
ursach mög och niemer mer abgon, deshalb billich dis
Ordnung und Statut beston und nit geendert werden soll.

Ist wol war, sölh Ordnung und Statut sind vor alten
ziten angefangen, man hört aber nit, das si je rechtlich
abgeton, sonder für und für in creften bliben, gehand-
habt und noch creftig sien.

Sodann geredt werd, statuta nit ewig, und caplän
von friem willen on trost etc. das angenomen haben.

Wer wol erspart, dann, wiewol statuta nit ewig, so
sind si doch nit abzetun on redlich ursach. So meg
sich och nit vinden, das caplän von der Ordnung und
Statut, das im rechten für eins und eins us dem andern
vliessende sie, nichts haben, wann us der Ordnung rüre
här die presenz, das halb opfer und die jarzit und
ist presenz ein fundament der Ordnung uf presenz ge-
widmet, zudem das die presenz on des kilhern willen
nit furgon möcht; anderswa hab ein kilherr alles opfer,
alle jarzit, das hie allein der Ordnung und den Statuten
zu gut nit sie und darum, dwil kilher nicht nuws an-
fache, sonder in die fusstapfen sinr vordem treten,
kilhen bi irn rechten behalten wöll, er achten ein er-
samen rat handhabe in bi sölhem sinem fürnemen und
werd die caplän gütlich underwisen, von ir anmutung
ze ston, die Ordnungen und Statuten die ob hundert
jaren angefengt bishar loblich fürgangen sind, gütlich
und truwlich ze halten; so gang es brüderlich, fruntlich
und löblich zu erschiessen uns, gmeiner statt und den
priester alles ir fürnemen gluklich und zu fal und blibe
der gotsdienst deshalb dise statt von aller menglichem
und vorab von der königlichen majestet gerumpt werd
in seinem wesen und würdi. Alsdann der königlichen
majestet entlich meinung und bevelh sige dabi ze be-
liben und die mit allen anhengen ze halten.

Nun sige witer geredt, presenz nit vil in drisig
jarn gebessert, man wiss wol, was us einem hus der pre-
senz gefallen, in kurzem vil schöner jarzit ufgericht; in
solhen jarziten pfarrhof schuldig presenz zu fürdern.
Gschech och und sige bishar truwlich vollzogen. Das
aber die kleinen jarzit der presenz abbruch pringen, sie
nit, dann menig armer mensch 1 Schilling pfennig sechs,

siben in den pfarrhof mach, das nit vermög die grossen
jarzit oder hundert gülden ze geben; damit sin dennocht
gedechtnus gehept werd, pring der presenz nit schaden.
Die presenz hab sich och etwen solher jarzit gespert
und nit anneinen wollen, des die vierherren frow sind,
und sige deshalb kein mangel vorhanden.

Mög och mit fugen nit angezogen werden, das die
zwo presenz einandern irren, dann er selbs, der canz-
ler, zu Wurms und anderswa gesechen hab zweierlei
empter uf ein zit und in einr kilhen haben, mögen ein-
ander nit irren, erpüt sich dennocht der kilher das un-
gfarlich halten. Das aber sin presenz nachgon soll, hoff
er nit, denn er sige das hopt der kilhen und pillich sin
ding vorzefaren.

So ist geredt vorder kilher Ordnung geprochen,
soll mess vor den siben ziten etc. gehept, wer wol ge-
purlich ungemeldt pliben anstan; dann natürlich mensch-
lich und der Vernunft sige es glichformig mit den toten
mitliden ze haben, menndt, och die caplän solten vorab
daran kein missfallen haben, dann noch hüt bi tag wer
es formlicher und wesenlicher, wenn ein opfer vor ogen
were, das man nit glich also zur kilhen uswuste, sonder
das ein seelmeß von stund an gesungen und der lieben
seelen gedacht wurd. Der kilherr wöll och an dem ort
nit verpunden sin, sonder sich darin halten wie in je
zu ziten bedunkt not sin, und im selbs das und anders
als ein patron der kilhen vorbehalten haben.

So sie geredt, das Statut unzimlich etc. und ein
exempel von zweien priestern angezogen, sie frömbd ze
hören, dann so verr ir ieder caplän in sin fundatum
seche, werd er wol gewar, ob die übrigen tage über sin
wochen vacantes sien, oder er verbunden, mess ze haben
ald nit; zudem das er dri tag in der wochen verdienen
muß. Us dem bedenk ir jeder, wie vil zits im überblib.

Und darum sie gut zu verston gefard der priester,
dann sölt ir meinung fürgang haben, wurden nit vil
messen an hochzitlichen tagen gehept. Das Statut ist
och so streng nit, ir jeder mag zum kilhhern gon, urlob
oder erlobung nemen, sie noch nie keim versagt, zwivel
och nit, das dis fürnemen allen priestern lieb sie etc.

Nun werd witer geredt, si wellen das Statut halten,
aber den Übertreter nit strafen; mög nit bi einandern
ston, dann pen und straf sie ein sölher nachvolg des
Statuts, das nit mög einich Statut gehalten werden, der
halter straf denn den Übertreter. Dann der, der halt,
und der, der übertritt, weren in glichem gniess, wo die
straf nit hernach volgte etc.

Meint, her Rudolf werd billich gestraft, soll dis
gfärd nit nachlassen. Gepürlich sie, das fruntlich tugent-
lich bruderlich handle die Statuten, so von alter har in-
gefürt und ein eer und handhabung des gotesdinsts sie,
soll man handvestnen und nit abgon lassen; nit ver-
willigen, das hüt in eins, morn in das andre gegrübelt,
bis hinden nach gar nichts us der alten loblichen gwon-
heit werde etc.

Mit vil andern Worten zu beiden siten geschechen.

Also ward die sach für ein rat, davon ze reden,
geschiben. Und als ein rat disen handel und beider
partien fürwenden höret, ward davon in menigerlei weg
geratschlagt und macht in eim rat nit funden werden,
das gut wer, von dem Statut ze gon; underredten sich
deshalb uf sölich meinung.

Ward och erkent und mitsampt der universitet und
kilhhern einhelliklich beslossen, das si bi altem har-
 
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