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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 2.1906

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Kreuzer, Emil: Der Altar im Dettinger Chörlein
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https://doi.org/10.11588/diglit.2397#0058

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Kreuzer, Der Altar im Dettinger Chörlein

folgte. Auch ist bemerkenswert, dass bei den beiden
Geistlichen je das Wappen ihrer Mutter mit dem
des Vaters vereint erscheint.

Unsere Kapelle führt nun aber auch, wie schon
erwähnt, die Vulgärbezeichnung das „Dettinger Chör-
lein".

Das Adelsgeschlecht, dem sie diesen Namen ver-
dankt, stammt von Bettingen, Oberamts Haigerloch,
Hohenzollern. Es hatte gleiches Wappen und zweifel-
los gleichen Ursprung mit dem der Lichtenfels. Durch
Diemo von Dettingen kam es in neue Verbindung mit
dem letzteren und in den Breisgau. Diemo nämlich
heiratete 1481 die Agathe von Lichtenfels, Witwe des
Bernhard von Eselsberg. Diemo und Agathe sind
die Urgroßeltern des Brüderpaars von Dettingen,
unter welchem 1605 das Stammgut in Hohenzollern
veräußert wurde, mit dem das Geschlecht ausstarb,
und von dem unsere Kapelle den Namen „Dettinger
Chörlein" erhalten hat: Peter und Reinhard von Det-
tingen. Beide sind im Chorumgang am Kapellen-
gitter begraben. Im Boden sind ihre Grabplatten
eingefügt; ehemals waren auch gemalte Epitaphien
an der Wand, von denen (nach Schreiber) dasjenige
des Peter von Dettingen das Bild der Kreuzabnahme
zeigte. Die steinernen Grabplatten sind stark ab-
getreten, so dass die Umschriften und Wappen teil-
weise unkenntlich geworden sind. Auf der Grab-
platte des Peter von Dettingen erscheinen je paar-
weise untereinander folgende sechs Wappen: Schuetz
von Eytingerthal, Landaw, Dettingen, Aw, Lichtenfels
und Schenk von Stauffenberg; auf der Grabplatte des
Reinhard von Dettingen: von Aw, von Zeir, Det-
tingen, Keller von Schieitheim, Schuetz von Eytinger-
thal, Maisen (Meyssen). Die Großmutter väterlicher-
seits war eine Schuetz von Eytingerthal; die Mutter
Anna entstammte den Ow (Aw) zu Hirrlingen und
ihre Mutter war eine Landaw; Reinhards Gemahlin
aber war eine Keller von Schieitheim. Die Zeir,
Stauffenberg und Maisen waren entferntere Ahnen.
Peter von Dettingen war 1578 Archidiakon, später
Dompropst zu Basel und starb 73 Jahre alt 1615, am
Ende des Jahres, in dem Wilhelm Blarer den Altar-
aufsatz gestiftet hatte. Sein Nachfolger als Dom-
propst wurde dann Wilhelm Blarer. Seine Grab-
platte trägt die Umschrift (soweit zu entziffern):

Herr Petrus von Dettingen Thumbpropst der
Hohen Stifft Basell etc. dem Gott gnädig seye.
Auf seinem gemalten Epitaph war (nach Schrei-
ber) zu lesen:

Anno Domini 1615, den 5.TagMonats Dezembris
ist in Gott seliglich verschieden weiland der hoch-
würdig wohledel Herr Peter von Dettingen, Thum-
propst zu Basel, seines alters 73 Jahr; welchem der
allmächtig Gott gnädig und barmherzig seye, amen.

Der letzte des Namens der Dettingen war Rein-
hard. Seine Grabplatte zeigt die Umschrift:

Anno Domini 1617 den 1. Oktob. starb der
edel und gestreng Reinhart von Dettingen seines
mansstamens und namens der (letzte) seines alters
63 Jar dem gott gnädig und barmherzig seyn welle,
Amen.
Auf dem Epitaph in der Kapelle soll sich folgende
Inschrift befunden haben:

Anno Domini 1617, den 1. Tag Monats Oktobris
ist aus diesem Jammerthal christlich gestorben wey-
land der hochedel und gestreng Reinhard von Det-
tingen, der letzte seines Stammes und Namens;
dessen und allen christlichen Seelen der ewig gütig
Gott die immerwährende Ruhe, Freud und Selig-
keit verleihen wolle, Amen.

Reinhard von Dettingen war auch Besitzer des
Hauses zum guldnen Stauf (Herrenstraße 19) hier-
selbst.

Das Gitter der Kapelle (1538 datiert) zeigt in
seiner Bekrönung das Motiv des Rades; an den Stein-
sockeln befinden sich die Wappen der Lichtenfels
und der Krozingen. Am Gitter selbst erscheinen
kleine bemalte Wappenschildchen; von links nach
rechts: schwarzes Rad in Weiß (Krozingen), in Weiß
und Rot quergeteilter Schild, oben zwei rote Rosen in
Weiß, unten die untere Hälfte einer Lilie weiß in Rot
(Göldlin von Tieffenau), zwei rote steigende abgewen-
dete Fische in Weiß (Roth von Seiingen), goldene
Flügel und goldenes Beil in Schwarz (Lichtenfels),
weißes Kreuz in Schwarz (Ampringen?), schwarzer
(richtig: roter!) Querbalken, darüber zwei, darunter
ein roter Ballen in Weiß (Wessenberg).

Gegenüber der Kapelle an dem Hochchor liegt
begraben Renward Göldlin von Tieffenau, dessen
Grabplatte folgende Umschrift zeigt:

Anno Domini MDC den 8.Januarii starb der ehr-
würdig und edell Herr Renward Göldlin von Tuffe -
nau Prothonot. apostolicus, Senior und Thumbherr
Hoher Stifft Basel, Chorherr zuo Münster im Er-
gou, dem Gott gnad, Amen.

Dieser Prälat entstammte dem in Luzern noch
blühenden schweizerischen Adelsgeschlechte der
Göldlin von Tieffenau; seine Mutter war eine Roth
von Seiingen. Auf der Grabplatte sieht man sechs
Wappen paarweise geordnet: in der Mitte unter einem
ungewöhnlich stilisierten Protonotarshut die Wappen
der Göldlin (silbern und rot) quergeteilter Schild,
oben zwei (rote) Rosen (in Silber), unten die halbe
(silberne) Lilie (in Rot), Helmzier vollständige Lilie,
und der Roth von Seiingen, die zwei steigenden ab-
gewendeten (roten) Fische (in Silber), Helmzier zwei
Steinbockhörner, darüber dieselben beiden Schilde,
zu unterst die Wappen der Bauern (?) und Kammer
 
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