Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 3.1907

DOI Artikel:
Baumgarten, Fritz: Die Wasserspeier am Freiburger Münster
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2398#0007

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Baumgarten, Die Wasserspeier am Freiburger Münster 3

zeichnet), an den Wimpergen über dem südlichen hiesigen Wasserspeier wollen in ihrer Reihenfolge
Seitenportal (zwischen den Pfeilern 3 und 4: a—d) möglichst ein chronologisches Bild der Entwicklung
und an den Dachtraufen der östlich von / und / und dieses Baugliedes*, wie sie sich am hiesigen Münster
zwischen//und///eingebauten spätgotischen Kapellen beobachten lässt, zu bieten versuchen. Die kurzen
(e—h). erläuternden Zusätze machen keineswegs den An-
Am Turm (Abb. 10) saßen ursprünglich vier sehr spruch erschöpfend zu sein. Diese ganze Skulpturen-
große Speier in der Höhe der Glockenstube; sieben gattung ist hier und anderwärts bislang so gut wie
weitere, nicht zum Speien eingerichtete, in den Ecken gar nicht beachtet worden, eine Folge der mit bloßem
zwischen den großen Wimpergen, die den Übergang und selbst mit bewaffnetem Auge schwer erreich-

zur Pyramide verkleiden. Von den
vier untern fehlt jetzt der an der Süd-
westecke, von den obern sieben (der
achte konnte wegen der Treppen-
schnecke nicht angebracht werden)
derjenige gegen Südosten. Ein ver-
einzelter Wasserablauf begegnet noch
auf der Südseite unterhalb der Acht-
ecksgalerie (auf Abb. 10 und 11 ist
durch einen -<— * die Stelle bezeich-
net). An den Blendarkaden endlich,
die sich um die Innenwände der Vor-
halle ziehen, hängen unter den Posta-
menten der klugen und törichten Jung-
frauen und Artes liberales sehr zier-
liche, rein dekorativ gemeinte Miniaturspeier

baren Höhe, in der die Speier an den
Domen zu sitzen pflegen. Dass sie Be-
achtung verdienen und dass auch sie
der Deutung und kunstwissenschaft-
lichen Einschätzung nicht uninteressante
Probleme stellen, das dürfte immerhin
aus dieser erstmaligen Publikation und
Besprechung ersichtlich sein.

Die Wasserspeier der beiden
Ostjoche.

Die ältesten Speier suchen wir
füglich an den ältesten gotischen Bau-
gliedern, d. h. an den sogenannten
beiden Ostjochen mit den Pfeilern 1, 2
und /, II9. Als mutmaßliche Zeit ihrer Erbauung gilt
Am spätgotischen Chor wird das Wasser der die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts, und aus dieser
Kapellendächer in der Höhe dieser Dächer durch frühen Zeit müssen auch die hier befindlichen Speier
die vorgeschobenen Pfeiler A, C, E etc. durch je einen stammen, mit Ausnahme von / o. r. (vgl. S. 14), der
Speier nach außen geleitet; das Wasser des Hoch- in spätgotischer Zeit angeflickt wurde. Trotz der
schiffs aber gelangt über die Strebebogen zu den starken Verwaschenheit erkennt man immer noch die
mehr zurückstehenden Hauptpfeilern B,D,F usw. und gesunde, kernige Formensprache, die gute Naturbeob-
kommt in einer obern Reihe von Speiern, die hier achtung, zumal an den Tiergestalten. Der Humor,
nicht paarweise wie am Langhaus, sondern nur der nicht ganz fehlt, ist doch ein durchaus gezügelter,

Abb. 6. Hundekopf von einem

Marktbrunnen in Magnesia.

Nach C. Humann.

TTTOIEQT

ijr %_





; j"

ILUUi

r~—~------



"~'v\ ' ■'■■-. ""







/ <s 1

W§P&iyL



ü ZMM



y

JSSpf '









■t, ^'

i

I/H1

\

■T1!

1 1

y

$£-—'">





(

i *"s&w

[S?\ ^h



\

k

'CH/tä

Abb. 7. Sima eines

Privathauses in Pompeji.

Nach von Rohden.

Abb. 8. Speier in Pompeji.
Nach von Rohden.

Abb. 9. Mann auf Delphin

als Speier in Pompeji.

Nach von Rohden.

einzeln angebracht sind, ins Freie. Endlich sei er-
wähnt, dass auch die Peter- und Paulskapelle west-
lich von der nördlichen Querhauspforte, sowie die
Alexanderkapelle östlich davon mit einer Reihe von
Wasserspeiern ausgestattet ist (i—n). Zwei solche
Speier haben sich sogar an die Renaissancevorhalle
vor dem südlichen Querhaus verirrt (o und p).

Die im folgenden zum erstenmal nach photo-
graphischen Aufnahmen gebotenen Abbildungen der

respektvoller. Das Material der Speier ist ein aus-
gesucht gutes.

Pfeiler 1 (Abb. S. 13).

Unten: Lockiger Jüngling mit Mönch (oder Nonne?) in
Kapuze und Kutte. Das Motiv von zwei sich tragenden mensch-
lichen oder tierischen Figuren ist auch in Frankreich sehr be-
liebt und oft geradezu genial durchgeführt (Abb. 12). Die obere
Figur, in Frankreich meist auf den Schultern, hier (wegen des
brüchigeren Steines) nur huckepack sitzend, gewinnt für ihr
speiendes Maul einen sehr weiten Abstand vom Gebäude. An
eine Entführung braucht wohl kaum gedacht zu werden. Jeden-
 
Annotationen