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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 3.1907

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Schuster, Karl: Der romanische Teil des Freiburger Münsters )
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https://doi.org/10.11588/diglit.2398#0062

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Schuster, Der romanische Teil des Freiburger Münsters

Bruchstücken von gotischer Form etwa drei
bis dreieinhalb Meter unter dem Boden im
Schutt, der den ehemaligen Vaubanschen
Festungsgraben ausfüllte. Nach den Abmes-
sungen zu urteilen, könnte der Löwe auf dem
Giebel der Segentüre gestanden haben, auch
der viereckige Ansatz an der Rückseite, mit
dem das Bildwerk zweifellos früher irgendwo
eingemauert war, spricht für diese Annahme
(siehe Schnitt durch das Portal). An der
entsprechenden Stelle der Querschiffwand ist
im Laufe der Zeit so viel herumgeflickt wor-
den, dass sich keine deutlichen Spuren des
ursprünglichen Zustandes mehr erkennen
lassen. Der immerhin seltsame Zufall, dass
der Löwe erhalten geblieben ist, während
die andern abgebrochenen Teile (mit einer
sogleich zu erwähnenden Ausnahme) spurlos
verschwunden sind, lässt sich ziemlich zwang-
los erklären. Die Vorhalle, die jetzt den
oberen Teil des Portals verdeckt, wurde 1620 voll-
endet. Der Werkmeister Jörg Wex, der seit 1649
genannt wird, fertigte einen Voranschlag (ohne Datum)
über einen Abbruch dieses Bauwerks, unter Berück-
sichtigung einer späteren Wiederaufstellung. Dass
ein Umbau stattfand, lässt sich daraus schließen, dass
die jetzigen Kreuzgewölbe ursprünglich Sterngewölbe
waren, deren untere Rippenanfänger noch deutlich
zu erkennen sind. Bei diesem Umbau mag der
Löwe entfernt worden sein, um später entweder bei
der Erbauung (1678-1681) oder der Schleifung (1745)

Fenster der Nikolauskapelle. Außenansicht.

Vom Portal des nördlichen Hahnenturms.

der Festungswerke an die Stelle zu geraten, wo er
vor einigen Jahren wieder aufgefunden wurde.

Ein weiterer Rest aus romanischer Zeit, der sich
nicht mehr an der ursprünglichen Stelle befindet, ist
der Löwe, der in unbekannter Zeit über einem Fen-
ster des oberen Lichtgadens auf der nördlichen Außen-
seite des jetzigen Chors eingemauert wurde. Er
stammt wahrscheinlich vom alten Chor, dessen Ab-
bruch im Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgte. An
welcher Stelle er ursprünglich angebracht war, lässt
sich jetzt nicht mehr angeben.

Zwei schön stilisierte roma-
nische Löwenköpfe aus Gelbguss
befinden sich jetzt an den beiden
Türen der Sakristei; sie stammen
höchstwahrscheinlich von einer der
Türen der alten Kirche.

Als im Jahre 1876 die graue
Tünche entfernt wurde, mit der
im 18. Jahrhundert alle Hausteine
im Innern angestrichen worden
waren, kamen an den Gewölbe-
rippen der Querschiffe und der
Kuppel Reste von Malereien, be-
stehend aus fratzenartigen Figuren
und Marmorierung zum Vorschein,
die samt den ziegelroten Sternen
auf weißem Grunde in den Fel-
dern der Kuppel erneuert wurden.
Die Langfenster des Quer-
hauses sind jetzt weiß verglast,
doch sind die Glasmalereien der
Nordseite wahrscheinlich noch er-
halten, wenn auch an anderer
 
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