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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 5.1909

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Schuster, Karl: Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.2635#0014

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Schuster, Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18. Jahrhundert

zeichnetes Porträt in Ölfarben, das sich in der Schatz- Dr. Franz Karl Vogel1 berichtet darüber im Jahre 1666:
kammer des Münsters befindet und sehr wahrschein- „Im Münster sind, wie die alten schandlichen Stiel
lieh von Herrmann herrührt. Die ovale Eichenholz- in der Tiefe gestanden, neue Stiel gemacht und die
tafel misst 13,5 zu 15,5 cm und trägt auf der Rück- Tiefenen eingeölt worden, und weilen die Regiments-
seite den Namen Schwarz. Der Dargestellte ist der herren die Ratsglieder aus ihren vorigen Stielen gegen
eingangs erwähnte Präsentiar und Fabrikschaffner dem Predigtstuhl hiniber vertriben, als haben sie
Dr. Joseph Anton von Schwarz, geboren zu Freiburg andere und schenere machen lassen." Diese 28 neuen
am 22. November 1743, gestorben daselbst am 12. Ok- Stühle wurden vom Stadtrat zum erstenmal benutzt

tober 1818, des-
sen Grabmal ne-
ben dem Jo-
sephsaltar im
Münster erhal-
ten ist und der
für die Ver-
schönerung des
Münsters den
Betragvonl3138
Gulden gestiftet
hat.

6. Die Chor-
stühle und
Herrenstühle.
Die älteste Nach-
richt über ein
GestühlimMün-
ster stammt aus
dem Jahre 1598.
Wir erfahren aus
den Ratsproto-
kollen vom 7.Ja-
nuar, 8. April
und 17. Juni je-
nes Jahres, dass
sich im Chor
das Gestühl der
Ratsherren be-
fand, an dessen
Stelle damals ein

neues aus
Eichenholz für
das Basler Dom-
kapitel errichtet
wurde. Dazu
steuerte diese

Körperschaft die Hälfte der Herstellungskosten bei.
Um der Predigt und dem Amt an gemeinsamem Ort
beiwohnen zu können, wurde für den Stadtrat das alte
Gestühl aus dem Chor wieder aufgestellt „gegen den
Chor hienüber bei St. Antonisaltar", der auch der
Metzgeraltar genannt wird. Am 2. Oktober 1651 wurde
die vorderösterreichische Regierung von Ensisheim
nach Freiburg verlegt, an deren Beamte dann der
Stadtrat seine Stühle abtreten musste. Stadtschreiber

Freiburger Münsterblätter V, 1.

V

. Bildnis des Prokurators Joseph Anton von Schwarz.

am 31. Oktober
1666. Laut Auf-
zeichnungen im

Stadtarchiv2
übertrugen am
9. Dezember
1665 die Pfleger
dem Schreiner-
meister Franz
Glückh neue
Stühle für den

Stadtrat um
250 fl. Archivar
Kajetan Jäger
fügte im Som-
mer 1870 fol-
gende Bemer-
kungen hinzu:
„Die sogenann-
ten Herrenstühle
waren im nörd-
lichen Schiffe
des Münsters
der Kanzel ge-
genüber aufge-
stellt, lehnten an
derWandan und

bestunden in
vier Reihen. Es

waren Arm-
stühle, wie sie
noch im Chor
der Kirche zu
beiden Seiten
stehen. Die erste

Reihe befand
sich in gleicher
Höhe mit den übrigen Kirchenstühlen; die folgenden
aber waren jede etwas höher — um etwa einen
Schuh —, so dass die Hintenstehenden über die
vorderen Köpfe hinwegsehen konnten. Sie waren so
gestellt, dass die darin befindlichen Herren den
Prediger vor sich im Gesicht hatten. Diese Stühle
waren von Eichenholz, mit Schnitzwerk verziert und

___________ -

1 Kopialbuch C im Stadtarchiv S. 267.

2 Kirchensachen, Bauherstellungen im Münster.

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