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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 5.1909

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Braun, Edmund Wilhelm: Der Freiburger Münsterschatz. 1. Zwei Wiener Goldschmiedearbeiten aus dem Jahr 1770
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https://doi.org/10.11588/diglit.2635#0022

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Braun, Zwei Wiener Goldschmiedearbeiten

17

M. Antonia
Arch. A. Aust. hoc. Ginsburgum in gallicum iter
agens ob sibi concessimi felicissimum cum serenißimo
Delphino conubium Deo. opt. Max. et B. Virgini
cratias actura Se suumque Sponsum ac totam suam
aug. familiam Austriacam praesidio B. V. commen-
datura hocce votum obtulit die 30 aprii 1770.

Eingeschlagen sind auf der Ampel das Beschau-
zeichen der Stadt Wien mit dem Jahresstempel 1770

I S
und das Meisterzeichen w (beide in vierfacher Größe

den im Hofdienst als Goldschmiede und Medailleure,
Johannes Joseph Würth führte 1736 nach dem Holz-
modelle des Hofbildhauers Corradini das pracht-
volle, barocke silberne Grabmal des hl. Johannes von
Nepomuk im Prager Veitsdome aus. Schon 1721
war ein Friedrich Wirth (die Schreibweise ist ab-
wechselnd Wirth und Würth) als Meister in die
Wiener Goldschmiedezunft aufgenommen, 1734 wird
es ein Franz Caspar Wirth usw. Johann Nepo-
muk, dessen Monogramm auf einem Teil der Me-
daillonbildnisse vorkommt, ist 1750 geboren und ward

Abb. 2. Erste Seite der Ewiglichtampel von J. S. Würth.

auf Abb. 5 reproduziert). Außerdem kündet neben
dem von der Genossenschaft vorgeschriebenen offi-
ziellen Meisterzeichen die eingravierte Signatur „Seb.
Würth fee. 1770" den Meister Ignatz Sebastian Würth,
den Wiener Goldschmied an, der nach E. Leischings
Meisterliste in demselben Jahre 1770 als Meister auf-
genommen worden war.

Rührt die Arbeit des Goldschmiedes an der
Ampel von I. S. Würth her, so tragen die Medaillons
zwei andere Signaturen, und zwar I. N.W und F. W,
die gleichfalls zwei Angehörigen der Familie Würth
eignen. Die Würth sind eine das ganze 18. Jahr-
hundert hindurch nachzuweisende hochangesehene
Wiener Goldschmiedefamilie. Viele von ihnen stan-

Freiburger Munsîerblatfer V, 1.

1778 Münzgravierer. Wir haben also in den Medaillons
Arbeiten aus seiner Jugend zu sehen. Franz Xaver
Würth, dessen Monogramm F.W lautet, ist der
zweite Künstler, der an den getriebenen Porträt-
reliefs auf der Ampel beteiligt ist. Er wurde im
Jahre 1770, also in demselben, in dem die Ampel
abgeliefert wurde, Münzgraveur.

Diese Medaillons sind, soweit es sich um die
Lebenden handelt, wohl nach Naturstudien getrieben,
und zwar nach Wachsbossierungen. Glücklicher-
weise hat sich eine solche Bossierung erhalten. Sie
befindet sich im Kaiser Franz Joseph-Museum zu
Troppau und ist hier reproduziert (Abb. 6). Ich fand
diese Bossierung vor drei Jahren im Wiener Kunst-

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