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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 5.1909

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Braun, Edmund Wilhelm: Der Freiburger Münsterschatz. 1. Zwei Wiener Goldschmiedearbeiten aus dem Jahr 1770
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https://doi.org/10.11588/diglit.2635#0024

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Braun, Zwei Wiener Goldschmiedearbeiten

19

Kopie, die Maria Theresias Tochter, Maria Karoline,
Königin von Neapel, im Jahre 1803 stiftete1. Die Ge-
stalt des alten Antependiums veranschaulichen uns
die hier abgebildeten Stiche von Anton Cassian Moll,
dem Bruder des bekannten Bildhauers Balthasar
Ferdinand Moll2, bei dem der Entwurf zu dem An-
tependium von der Kaiserin bestellt worden war (Abb.
7 und 8). Über den ausführenden Künstler schweigen
die Unterschrift des Stiches und Wurzbach. Ver-
gleicht man nun die Stiche mit der Ampel von Würth
im Freiburger Domschatz, so ist die Verwandtschaft

Auf eine Würthsche Werkstätte zu schließen
lag um so näher, als ja auch auf dem Antependium
die ganze zahlreiche Familie der Kaiserin wieder in
Brustbildern zu sehen ist und die Würths seit Jahr-
zehnten schon vortreffliche Medailleure waren. Schon
F. Würth3 hatte für Maria Theresia allerlei Me-
daillen geschaffen.

Es galt für mich, den Beweis für diese Ver-
mutung zu erbringen. Wer nun die Kulturver-
hältnisse der damaligen Zeit genauer kennt, wird
wissen, dass derartige immerhin munifizierte und

Abb. 4. Dritte Seite der Ewigliehtampel von J. S. Würth.

beider Stücke überraschend groß. Es ist hier über-
flüssig, den Vergleich im einzelnen durchzuführen,
weil zu sehr in die Augen fallend. So lag für mich
sehr nahe, S. Würth auch als den ausführenden
Künstler des Antependiums anzunehmen und daraus
zu schließen, dass er entweder auch für die Ampel,
die ja gleichfalls ein kaiserlicher Auftrag war, eine
Skizze von Moll erhielt oder sich in Erinnerung an
die eben vollendete Arbeit in Maria-Zeil selbst eine
Skizze machte.

1 Abb. bei P. G. Rodler, Gesch. und Beschr. der Gnaden-
kirche Maria-Zeil (1907), S. 96.

2 K. von Wurzbach, Biograph. Lexikon des Kaisertums Öster-
reich 19 (Wien 1868), S. 12 f.

religiösen Zwecken dienende kaiserliche Geschenke,
wie die Überweisung eines silbernen Antependiums
an einen beliebten Gnadenort, unbedingt in der da-
maligen Presse nicht unbeachtet und unvermerkt
bleiben konnten. Besonders die Gazetten der klei-
neren deutschen Residenzstädte brachten damals
ständige Korrespondenzen aus Wien, die über alle
Vorkommnisse am kaiserlichen Hofe ausführliche
Berichte brachten. Da galt es nachzuforschen.
Und so fand ich denn auch bald in der Tat eine
Korrespondenz aus Wien vom 2. September 1769

3 Schau- und Denkmünzen, welche unter der glorreichen
Regierung der Kaiserin Maria Theresia geprägt worden sind.
Wien 1782 Nr. GUI.
 
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