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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 5.1909

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Kempf, Friedrich: Die Windfänge im Querschiff des Freiburger Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.2635#0068

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Kempf, Die Windfänge im Querschiff des Freiburger Münster

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scheinlich. Das Motiv dürfte viel eher dem Vorlagen-
vorrat des Mittelalters angehören, obwohl es ander-
wärts wenig vorzukommen scheint.

Ob auch in der Deckenverzierung der Nordseite

Eine nachträgliche bleibende Einrichtung der ge-
dachten Art würde, mag sie an sich auch noch so
stilecht sein, in einem so monumentalen Innenraum
immer als Fremdkörper wirken und die Einheitlich-

mit den Rankenornamenten und dem Jesusmono- keit der Architektur beeinträchtigen. Die Störung,

gramm ein symbolischer Sinn zu suchen ist, sei die derartige Vorrichtungen mit sich brächten, würde

dahingestellt. in den meisten Fällen in keinem Verhältnis zu ihrem

Die beiden Abschlüsse erfüllen noch heute ihren Nutzen stehen. Ein fester Windfang, wenigstens am

Zweck vorzüglich, auch sind sie keineswegs störend. Hauptportal, könnte ohnehin den Sommer über nicht

Wenn irgendwo im Münster feste 'Windfänge nötig wohl belassen werden, weil er der Abhaltung von

waren, so ist es hier im Querhaus, wo der Geist- Prozessionen, die im Frühjahr, Sommer und Herbst

liehe, zumal beim Messelesen an den Seitenaltären, stattfinden, erhebliche Hindernisse bereiten würde,

unter der Zugluft stark zu leiden haben würde. Es mag bei dieser Gelegenheit nicht uninter-

Decke des südlichen Windfangs.

Ob an den Seitenportalen des Langhauses sich
ehedem auch Windfangvorrichtungen befanden, lässt
sich mit Sicherheit nicht mehr nachweisen. Unbe-
deutende Merkmale lassen immerhin die Annahme
zu, dass diese Eingänge im Innern einst durch Wand-
teppiche windgeschützt waren.

Den neuzeitlichen Bedürfnissen nach Windschutz
hat man insofern Rechnung getragen, als man am
nördlichen Seiteneingang und am Hauptportal be-
wegliche Abschlüsse schuf, die sich bewähren und
als zweckentsprechend anerkannt sind. Dieselben
werden vor Eintritt der rauhen Jahreszeit aufgestellt
und im Frühjahr wieder entfernt, so dass zur Zeit
des größten Fremdenverkehrs die Portale im Innern
frei sind.

Freiburger Münsterblätter V, 2.

essant sein zu vernehmen, wie ein kunstverständiger,
mit historischem Sinn begabter Mann, der Holzbild-
hauer Fr. Glänz, sich schon im Jahre 1850 zu dieser
Frage stellte, als er vom Kirchenstiftungsrat beauf-
tragt ward, einen hölzernen Einbau als Windfang für
das Hauptportal zu schaffen. Er suchte die Kirchen-
behörde von ihrem Vorhaben abzubringen, indem er
derselben u. a. folgendes zurückschrieb: „Der ein-
zige und alleinige Zweck dieses Kastens wäre, blos
um etwas Luftzug zu verhindern, und dieses kleinen
Mißstandes willen, der schon bald 500 Jahre besteht,
will man einen Kostenaufwand von vielleicht 6 bis
700 fl aufwenden, um das schönste und herrlichste
was unsern Tempel schmückt, den großartigen und
erhabenen tiefreligiösen Eindruck, den er jedem Ein-

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