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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 6.1910

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Münzel, Gustav: Der Dreikönigs-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2638#0010

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Münzel, Der Dreikönig-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster

schichte des Basler Hofes spricht er von dem Drei-
könig-Altar1. Er sagt, dass dieser seine eigene Ka-
pelle zu den heiligen Drei Königen hatte, und fährt
fort: „In ihr befand sich der schön geschnizte Drei
Königsaltar, den wir nun im Münster aufgestellt sehen
und der diesem zur wahren Zierde gereicht." Ebenso
erwähnt er2 bei Besprechung der Arbeiten, die nach
Errichtung des Erzbistums Freiburg im Münster vor-
genommen wurden, die Herstellung der neuen goti-
schen Altäre und bemerkt dabei, „wozu zum Teil
älteres Schnitzwerk verwendet ward, so zum Drei
Königaltar die Skulpturen aus der Kapelle des ehe-
maligen Basler Hofes." Da die Behauptung des in
der Lokaltradition stehenden Jäger sehr viel für sich
hatte, galt es ihr nachzugehen, und es gelang dann
auch durch die Münsterrechnungen vom Jahre 1803
die Angaben Jägers, dass der Altar aus dem Basler
Hof stamme, völlig sicherzustellen. Wenn nun aber
auch der Dreikönig-Altar nicht von Wydyz für das
Münster gearbeitet wurde, so hat der Meister doch
andere Arbeiten für dieses geliefert, von denen später
die Rede sein wird.

Mit dieser Feststellung sind die Fragen über die
Geschichte des Altars noch nicht erledigt. Burck-
hardt hat in seiner Abhandlung über Hans Wydyz3
die Meinung vertreten, dass der Altar aus Basel
stamme.

Er nimmt nämlich an, dass Wydyz in der Stadt
Basel gelebt habe, wo dann im Jahre 1505 der Drei-
könig-Altar für das Basler Domkapitel und ungefähr
um die gleiche Zeit die kleine Buchsbaumgruppe
Adam und Eva, jetzt im Historischen Museum in
Basel, entstanden seien. Von dort sei der Altar mit
dem Basler Domkapitel 1529 nach Freiburg ge-
kommen, wo er in der Kapelle der Domherrn im
Basler Hofe Aufstellung fand und später in das Mün-
ster kam. Für die Basler Herkunft sprächen außer-
dem die ehemals zu dem Altar gehörigen, gemalten,
1601 datierten Flügel, die auf den Innenseiten Dar-
stellungen der heiligen Heinrich und Pantalus, der
Patrone Basels, tragen. Burckhardt fügt hinzu: „Thus
this altar of Hans Wydyz has also a special historical
value as one of the few works which were not the
victims of the Basel iconoclasm."

Diese Aufstellungen über die Herkunft des Al-
tares sind unhaltbar. Zunächst sind die Flügel mit
den Patronen Basels, den heiligen Heinrich und
Pantalus, dafür ohne Beweiskraft, da sie, wie noch

gezeigt werden wird, rund 100 Jahre später dem
Altare zugefügt wurden. Auch bezieht sich die Da-
tierung 1601 nicht auf ihre Übermalung, was Burck-
hardt für möglich hält, sondern auf die Malerei selbst.
Ferner lebte Wydyz in der Zeit der Entstehung des
Altars, wovon gleichfalls später noch die Rede sein
wird, in Freiburg, wo er von 1500 bis 1510 nach-
weisbar ist.

Wird hierdurch zwar allein schon der Burckhardt-
schen Meinung die Grundlage entzogen, so müssen
doch noch etwaige Einwendungen entkräftet werden.
Man könnte nämlich entgegnen, dass Wydyz, trotzdem
er seinen Wohnsitz in Freiburg hatte, auf kürzere Zeit
in Basel geweilt habe, um dort auf Bestellung den
Dreikönig-Altar anzufertigen, oder auch, dass der
Altar in Freiburg gearbeitet und nach Basel geschickt
worden sei.

Abgesehen davon, dass das Basler Archiv den
Namen Wydyz nicht kennt4, birgt die Annahme, dass
der Altar in Basel gestanden habe, dort dem Bilder-
sturm entronnen und dann von dem Domkapitel nach
Freiburg mitgeführt wäre, eine Reihe von Unmög-
lichkeiten in sich.

Wenn man die Chroniken zum Basler Bilder-
sturm vom 9. und 10. Februar 1529 verfolgt, so sieht
man, dass die Basler Domherren nichts retten konnten,
da die Bewegung zu plötzlich auftrat und sich zuerst
und mit besonderer Heftigkeit gegen das Münster
richtete. Als Beleg hierfür sei der sehr interessante
Bericht eines der Neuerung günstig gesinnten Chro-
nisten hierher gesetzt5.

(9. Februar.) „Alsz nu der rat gesupert wasz,
sosen die ubrügen am zinstag so lang ob disem ar-
tickel, bis es sich verzoch noch mittag, wurden die
burger vertrusig des langen Verzugs, stunden für und
für in irem harnist am Kornmerckt; also wurden ir
etlich zu rot, das sy wolten umgon zu besechen, ob
sich ienen etwasz erheben wolt, und also zugen ir
by Herzigen mit einander uff Burg um die pfaffenhöff,
also zum letsten zugen sy insz munster, giengen dorin
zu spatzieren; indem eröffnet einner ein dafflen mit
sinnem gewer, das sy uberab fiel und zerbrach, giengen
also hinweg. Indem begegnetten in by zweyhundert

1 Neununddreißigste Fortsetzung der Beiträge zur Ge-
schichte der Stadt Freiburg und des Breisgaues, von C(ajetan)
J(äger), Freiburger Adresskalender 1859 S. IX.

- Varia zur Geschichte der Münsterkirche während der
letzten hundert Jahre: Freiburger Diözesanarchiv 15, 288.

3 Rudolf F. Burckhardt, Hans Wydyz the elder: The Bur-
lington Magazine. Volume XI, numbre 52, 1907 S. 212 ff.

1 Burckhardt a. a. O. S. 218 nach Angabe von Staatsarchivar
Wackernagel.

'■ Basler Chroniken, herausgegeben von W. Vischer und
A.Stern. l.Bd. Leipzig 1872. Chronikdes Fridolin RyffS.86ff.—
Schon 1528 waren infolge einer bilderfeindlichen Bewegung, die
sich gegen St. Martin und die Augustinerkirche gerichtet hatte,
auf Anordnung des Rates die Bilder aus fünf Kirchen entfernt
worden, nämlich aus St. Martin, Augustiner- und Spitalkirche,
St. Lienhart und Barfüßerkirche, bei den beiden letzten außer dem
Chore. Basler Chroniken 1, 57 ff. Das waren die Kirchen, die
sich im Besitze der Protestanten befanden. Vgl. dazu N. Paulus
Ökolampad und die Glaubensfreiheit: Hist.-pol. Blätter. 143. Band.
München 1909 S. 813 f.


 
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