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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 6.1910

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Münzel, Gustav: Der Dreikönigs-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2638#0011

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Münze], Der Dreikönig-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster

ab dem Kornmerckt, kamen am Sprung zusammen,
wurden zu rot, wasz sy thun wolten, der rot wolt
sich zu lang verziechen; gab einner den rot, sie
wolten wyder in das munster und die götzen zer-
schlachen und lugen, ob sy die sach möchten usz-
machen. Dem folgten sy alle noch, zugen miteinander
wyder in das munster. Wie man in dem alle thuren
an der kilchen beschlossen hat, do die pfaffen Sachen,
das ein dafflen zerbrochen wasz, zerstiesen sy die
thüren zu stücken, fiengen an zerschlachen alles wasz
do wasz kein schonnen: wer basz mocht, der thet
dest me, zerheuwen alle gemelt, dafflen, götzen,
steinnen und holtzen, wart alles zerschlagen zu kleinnen
stucken, alle ziertten, das innen werden mocht, must
zerschlagen sin, on allein wasz von golt, silber und
andren kleinatter wasz, das wart ungeschediget und
wol behalten, dan keinner begert etwasz zu nemen,
allein zerschlachen, es dorfft sich ouch keiner des
annemen, das er in weren weit. Sollichs kam für
den rot, die schickten etlich herren hinuff, sollichs
abzustellen, aber es wasz kein abstellen do, sunder
zugen usz dem munster sant Urich, sant Alban und
sant Petter und usz einner kilchen und klöster in
das ander, bisz sy die götzen all zerschlugen in allen
kilchen hiedisent, wiewol der uszschutz sy ouch
trüwlich bat und ermant von sollichem abzuston; aber
es halff nüt, sunder füren irem fürnemen noch: do
wasz kein götz noch dafflen sicher, es must hin-
durch. Also handletten mine herren für und für in
der sach und warttet der uszschutz noch uff die ant-
wurt. Das verzoch sich nu bisz um die fierté stund
noch mitag, kamen die burger wyder an den Korn-
merckt, wurden zu rot, sy wolten über Rin und innen
die götzen ouch hinweg thun. Do das die über Rin
innen wurden, schickten sy für den uszschutz, sy
von sollichem zu wenden, dan sisz morndes alles selb
hinweg wolten thun on allen verzug, dan sy sich des
nit wolten wydren; das nu der uszschutz thet, bat
also die gemeint, sy solten nit über Rin gon, dan
sisz selb hinweg wolten thun. Also erret die gemein
den uszschutz an disem ort und liesen sy zufriden,
aber fast unrüwig woren die burger, das man so lang
ob der antwurt sasz, die innen solt geben werden."
(Hier folgen die Verhandlungen mit dem Rat über
dessen Antwort, dann heißt es weiter:)

„Wie zu Basel die götzen und älter verbrent und
abbrochen wurden.

(10. Februar.) Uff die eschmitwuchen der zechend
tag hornug, datum wie vorstat, wart erkent, das man
das götzenwerck, alsz dafflen, bilder und wasz von
holtzwerck in den kilchen wasz, solt zerhouwen und
armen lütten usztheillen, die kein holtz hetten, das
sy domit fürren solten. Also theilten sy das an theil

ortten unfrintlich und schlugen einander dorum. Do
das min herren Sachen, butten sy, das man nüt me
uszgeb, sunder alsz verbrant. Also wurden uff allen
kilchhoffen lütt verortnet, die sollichs alsz verbrantten.
Do wart uff disen tag manch grosz fasnachtfür ge-
sechen, uff dem Munsterblatz wurden by zwelff für
gemacht und alsz verbrent, desglichen uff allen kilch-
hoffen, wasz von steinwerch wasz und eltren wurden
al abbrochen und zerschlagen, die kilchen al gewisget.
Es wart ouch in aller miner herren empter und ge-
bietten kund thon, das man ouch also thet und hielt,
wie in der stat, und wurden al kanzel mit gutten
predicanten versechen; wie es alsz verorttnet wart,
find man in der pollicy und reformatz oder ortnug
vom rot erkant. Also wart uff diesen tag manche
kostliche dafflen und gemelt und biltwerck verbrent,
das mit grosem gelt gemacht wasz worden, aber es
wasz do nüt zu hübsch, es must alsz insz für. Do
hat die abgötdry zu Basel und allem gebiet und
emptren ein end genumen in den kilchen, nit weisz
ich, wie in allen hertzen.

In disem handel wichen die falschen predicanten
und vil der pfaffen usz der stat hinweg, vil thum-
herren und caplonen, desglich vil burger, ouch die
nochin gar mit irer hab hinweg zugen, einer gon
Friburg, der ander gon Ensen, verluren vil burger.
Doch lag ouch nit vil doran, woren alsz, die den
pfaffen anhengig woren und in verfrund, desglich die,
so ein theil vom rot kumen woren, goben ir burg-
recht uff." 1

1 Fast dasselbe sagt die Chronik des Konrad Schnitt
von 1518 bis 1533 {Basler Chroniken, herausg. von A. Bernoulli.
6. Bd. Leipzig 1902 S. 111 ff.). Ebenso die Aufzeichnungen eines
Basler Kartäusers aus der Reformationszeit 1522—1532 (Basler
Chroniken 1, 446 ff.). Desgleichen Christian Wurstisens Basler
Chronik. Basel 1883 S. 404 ff. — Über die Wirkung des Bilder-
sturms vgl. auch E. A. Stückelberg, Das Münster zu Basel S. 40:
„Der Bildersturm brachte den Altären, ihren Statuen, Gemälden
und dem größten Teil ihrer Ausstattung den Untergang; nur
einige von den Geräten, die damals gerade in der Sakristei ein-
geschlossen waren, haben sich erhalten. Aber auch sie sind
bei der Teilung des Kirchenschatzes 1835 verteilt und in alle
Winde zerstreut worden."

Das einzig erhaltene aus dem Münster zu Basel stammende
Bild sind die Orgelflügel Holbeins d. J. mit den Darstellungen
Marias mit dem Kinde, des Kaisers Heinrich, der hl. Kunigunde
und des hl. Pantalus, gegenwärtig im Basler Museum aufbewahrt.

Diese Orgelflügel verdanken offenbar ihre Rettung ihrem
hohen Standort und dem glücklichen Umstand, dass die Male-
reien am Tage des Sturmes nicht sichtbar waren, weil sie sich
auf der inneren Seite der Flügel, die nur während des Gottes-
dienstes beim Orgelspiel zurückgeschlagen wurden, befinden.
Die Außenseiten zeigten nur einfaches aufgemaltes Ornament,
wie aus der Angabe Bücheis hervorgeht (Emanuel Buchet, Samm-
lung der merkwürdigsten Grabmäler, Bilder, Mahlereyen, Auf-
schriften des grossen Münsters zu Basel nach den Originalien
vorgestellt. Zweyter und letzter Theil 1775 S. 5. Handschrift
im Museum zu Basel).

Dass das Holbeinsche Altargemälde im Freiburger Münster,
Geburt Christi und Anbetung der Könige, nicht im Bildersturme
 
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