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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 6.1910

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Münzel, Gustav: Der Dreikönigs-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2638#0012

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Münzel, Der Dreikönig-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster

Aus allen diesen Berichten geht unwiderleglich
hervor, dass den Bilderstürmern aus dem Münster
an Altären nichts entgangen ist1. Dazu kommt, dass
die Domherren, wenn sie etwas hätten retten können,
ihr Augenmerk sicher zuerst auf den Kirchenschatz
und auf Heiltum gerichtet hätten2.

Dass die Basler Domherren an Kirchenschätzen
nichts retten konnten, bezeugen sie selbst. Wie wenig
sie sogar an notwendigen Gegenständen für den Gottes-
dienst bei sich führten, geht daraus hervor, dass sie
den Bischof von Konstanz um Überlassung von
Büchern für den Chordienst ersuchen mussten3.

zugrunde ging, hat seine Ursache darin, dass es aus Klein-
Basel, wohl aus der Kartause stammt, wohin es von der Ober-
riedschen Familie gestiftet worden war (Kempf und Schuster,
Das Freiburger Münster S. 176).

In Klein-Basel konnte vor den Bilderstürmern etwas ge-
rettet werden, wie aus dem Verlauf der Geschehnisse hervor-
geht. Nach der oben mitgeteilten Stelle der Chronik wollten
die Bilderstürmer ihr Zerstörungswerk auch in Klein-Basel aus-
üben, doch standen sie davon ab, als die Kleinbasier erklärten,
sie wollten die Bilder selbst am nächsten Tag aus den Kirchen
entfernen. Das war am 9. Februar. Als die Großbasier mittler-
weile erfuhren, dass die Kleinbasler die Bilder zwar entfernt,
aber zusammen behalten hatten in der Absicht, sie später bei
gelegener Zeit wieder aufzurichten, „dan die klein Stadt was
dasmal noch vast uff dem alten weszen" (Kartäuser-Chronik
a. a. O. S. 448), zog am 14. Februar ein Haufen hinüber; es gab
ein Handgemenge, in dem die Kleinbasler unterlagen. Darauf
befahl der Rat, dass die Bilder noch an demselben Tag zer-
schlagen und am nächsten verbrannt werden sollten, was auch
geschah {Basler Chroniken 1, 89). Diese Zeit zwischen dem
9. und 14. Februar konnte gut benutzt werden, um ein oder
das andere Stück in Sicherheit zu bringen, worunter sich die
Holbeinschen Bilder befanden.

Wie wenig überhaupt in ganz Basel erhalten blieb, sieht
man aus der Abhandlung von K. Stehlin, Baukunst-Bildhauerei in
dem Abschnitt: Basels Bedeutung in Wissenschaft und Kunst
im 15. Jahrhundert in der „Festschrift zum 400. Jahrestage des
ewigen Bundes zwischen Basel und den Eidgenossen". Basel
1901 S. 349: „Von dem ganzen Reichtum kirchlichen Schnitz-
werkes, der in den zahlreichen Basler Gotteshäusern muss auf-
gestapelt gewesen sein, ist heute nur der kleinste Teil noch
vorhanden. Was übrig geblieben ist, sind im wesentlichen bloß
die Chorstühle, welche als Objekte von mehr indifferentem
Charakter und praktischer Verwendbarkeit, auch von der refor-
mierten Kirche zum Gebrauche übernommen wurden."

1 Das Basler Domkapitel betont selbst in seinem Vertrag
mit der Stadt Freiburg wegen seinerÜbersiedelung vom 28. August
1529, dass die Basler „alle kilchen daselbst ihrer gezierten und
bildnusz leer und on gemacht". (Urkunde im Stadtarchiv Frei-
burg.)

2 Über eine Rettung von Heiltum berichtet Stückelberg in
seinem Artikel: Geflüchtete Basler Kirchenschätze (Basler Zeit-
schrift für Geschichte 5, 1906, S. 440 f.). Danach soll ein junger
Geistlicher aus Münster auf dem Platz zerstreut umherliegende
Reliquien in einem seidenen Beutel gesammelt und nach Hause
getragen haben. Diese Reliquien werden jetzt in Beromünster
in der Schweiz aufbewahrt.

3 Liber Missivarum des Basler Domkapitels 1528—1532
(Karlsruhe, General-Landesarchiv, Copialbücher 225). Vgl. Blatt 27,
31 und 72. Blatt 50 erwähnt das Kapitel in einem Brief an
Dr. Fabri, 1. Oktober 1529, dass die Basler eines ihrer Gewölbe
mit Briefschaften in Basel erbrochen haben, und sie wissen
noch nicht, ob dieses auch mit den andern zwei Gewölben, in

Abgesehen von allem diesem ist es kultur-
historisch ganz ausgeschlossen, dass die Basler Dom-
herren einen holzgeschnitzten Altar als besondere
Kostbarkeit mit sich geführt hätten. Zudem waren
sie so gesinnt, dass sie eher an alles andere als an
die Mitnahme eines schweren hölzernen Altars ge-
dacht hätten K

Nach diesen Ausführungen kann man die An-
nahme, dass der Dreikönig-Altar in Basel verfertigt
oder auch in Freiburg gearbeitet und nach Basel ab-
geliefert und von da dann wieder nach Freiburg zurück
gekommen sei, als vollständig ausgeschlossen erachten.

Da nun feststeht, dass der Altar nicht von Basel
in den Basler Hof gekommen ist, so fragt es sich,
wer hat ihn denn in den Basler Hof gebracht? Durch
eine Reihe von Gründen kann man mit Bestimmt-
heit annehmen, dass der Besteller des Altars der
Kanzler Kaiser Maximilians I., Konrad Stürzel von
Buchheim, gewesen ist.

Konrad Stürzel, eine sehr bedeutende und für
die Zeitgeschichte durch seine verschiedenen Ämter
und Beziehungen einflussreiche Persönlichkeit, war
mit Freiburg eng verbunden. Er war geboren wahr-
scheinlich in der ersten Hälfte der dreißigerjahre des
15. Jahrhunderts in Kitzingen in Franken, 1456 wurde
er Magister in Heidelberg. Im Jahre 1460 war er nach
Freiburg gekommen, wo er an der Universität zuerst in
der philosophischen Fakultät Philologie und dann
spekulative Philosophie lehrte, nachher trat er in die
juristische Fakultät über. In den Jahren 1469 und
1478 war er Rektor. Später gab er seinen Gelehrten-
beruf auf, um in den Regierungsdienst zu treten. Er
wurde zuerst Kanzler der vorderösterreichischen Re-
gierung, sodann Kanzler des Kaisers Maximilian I.
und Erbschenk des Elsass. Schon von Friedrich III.
war er mit seinem Bruder in den Adelsstand erhoben
worden. Von Maximilian erhielt er 1491 eine Wappen-
besserung und die Genehmigung, sich Stürzel von
Buchen oder Buchheim, nach seinem Schloss zu Buch-
heim bei Hugstetten in der Nähe von Freiburg, zu
nennen. In den ersten Jahren des zweiten Jahrzehnts
des 16. Jahrhunderts ist er gestorben6.

denen sich Heiltum, Kirchenschatz, reiche Messgewänder und
dergl. befanden, geschehen ist.

Noch lange Jahre führten sie mit dem Basler Rate Ver-
handlungen wegen Herausgabe des Kirchenschatzes, die aber
für sie ergebnislos verliefen; der Schatz blieb in Basel. Vgl.
dazu die Anführung in Anm. 1 S. 87 der Basler Chroniken Bd. 1.

4 Über die Basler Domherren und ihre Aufführung vgl.
Schreiber, Geschichte der Stadt Freiburg 3, 310 mit dem dort
angeführten scharfen Urteil des Zasius.

Weiter Wetzer und Weites Kirchenlexikon. Freiburg i. Br.
1886. Artikel „Freiburg i. Br." vonj. M. Hagele Sp. 1947f.

5 J. König, Reisbüchlein des Maximilian Stürzel aus dem Jahre
1616: Freiburger Diözesanarchiv 7, 1873, S. 159 ff. G. Buchwald,
Konrad Stürzel von Buchheim aus Kitzingen. Leipzig 1900.




 
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