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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 6.1910

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Schuster, Karl: Das Grab Herzog Bertholds V. von Zähringen
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https://doi.org/10.11588/diglit.2638#0033

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Schuster, Das Grab Herzog Bertholds V. von Zäliringen

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Sachverständigen die Mitte des H.Jahrhunderts an- mit eisernen Stulpen und Fingerkacheln. Von der
genommen, dem die Bildhauerarbeit, namentlich aber Brust geht je eine Kette nach dem Griff des Schwertes
die Tracht entspricht, mit der wir uns in Kürze be- und des Dolches. Die Oberschenkel sind mit leder-
schäftigen müssen. nen Beinkleidern bedeckt, die unterhalb der eisernen
Das Standbild im Frauenchörlein ist ausgestattet Kniekacheln etwas hervorsehen und mit herzförmig
mit einem Beckenhelm, an dessen unterem Rande ausgeschnittenen Zatteln verziert sind. Die Beklei-
eine Halsberge befestigt ist, die wie ein Panzerhemd dung der Unterschenkel besteht aus einem Ringel-
aus kleinen Ringen besteht. An dieser Halsberge panzer. Kniekacheln kommen erst seit der Mitte
hängt beim Kinn ein eisernes Band herab, das zum des 13. Jahrhunderts vor.
Schutze der Nase aufgeklappt und an einem Haken Von Bildwerken mit ähnlicher Tracht wie die

am Helm befestigt wer-
den kann, eine Vorrich-
tung, die sich an keiner
der weiter unten auf-
geführten Statuen vor-
findet. Violett-Le-Duc1
gibt eine Abbildung des
Helmes, für den er das
Ende des 13. Jahrhun-
derts annimmt. Bei die-
ser Zeitbestimmung ist
zu beachten, dass Violett-
Le-Duc wahrscheinlich
nur einen Gipsabguss
des Kopfes kannte, der
sich in manchen Samm-
lungen vorfindet, die
übrige Ausstattung aber
nicht in Betracht ziehen
konnte. Zur Zeit Ber-
tholds V. bestand der
Nasenschutz aus einer
mit dem Helm fest ver-
bundenen Schiene, auch
wurde der Helm über
einer Kapuze aus Pan-
zerringeln getragen, die
den ganzen Kopf mit
Ausnahme des Gesichts
bedeckte.

Den Oberkörper be-
kleidet ein Panzerhemd
mit engen Ärmeln, die
bis an das Handgelenk
reichen, darüber ein

3. Sakristeitüre im südlichen Qaerschiff.

eben beschriebene sind
dem Verfasser bis jetzt
folgende aus eigener An-
schauung bekannt ge-
worden :

1. Der sogenannte
Gänsehenker im nörd-
lichen Seitenschiff der
Kirche in Rufach, wahr-
scheinlich Wernherus

dictus Volke'1 darstel-
lend, gestorben kurz vor
13303.

2. Grabmal in der
katholischen Pfarrkirche
zu Haslach im Kinzigtal,
stellt sehr wahrschein-
lich den Grafen Götz
von Fiirstenberg dar,
gestorben 13414.

3. Grabmal des Rit-
ters Kuno von Falken-
stein, gestorben 1342, in
der Kirche zu Kirch-
zarten5.

4. Grabmal in der
Kirche zu Sulz bei Geb-
weiler, laut Inschrift dar-
stellend Bertholdus

Waldner, Miles, gestor-
ben 1343. Es wurde
während der französi-
schen Revolution zer-
stört, erhalten ist jedoch
eine ausführliche Ab-

ärmelloser Rock, der bis an die Knie geht und an bildung". Die Zatteln an den Knien sind genau die
den Schultern mit blattförmig ausgeschnittenen Zatteln gleichen wie an dem Freiburger Standbild,
geziert ist. Die Form dieser Zatteln kann unmöglich

schon dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts an-
gehören.

Die Hände stecken in ledernen Handschuhen

1 E. Viollet-Le-Duc, Dictionnaire raisonné du mobilier fran-
çais. Paris 1874. V, 188.

2 Abgebildet in J. Rothmüller, Musée. Kolmar 1863 PI. 91.

'•' Nach einer mündlichen Mitteilung des Herrn Theobald
Walter in Rufach, dem ich auch für Auskunft über die weiter
genannten elsässischen Grabmäler zu danken habe.

1 Abbildung in: Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums
Baden 7 (Tübingen 1908) Tafel XX.

'- Abbildung in: Schauinsland 1880 S. 90.

6 In Schöpflins Alsatia Illustrata II, 633.
 
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