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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 6.1910

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Schuster, Karl: Das Grab Herzog Bertholds V. von Zähringen
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https://doi.org/10.11588/diglit.2638#0035

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Schuster, Das Grab Herzog Bertholds V. von Zähringen

29

In der St. Fideskirche zu Schlettstadt befindet
sich an der Südwand der Vorhalle die Umrisszeich-
nung eines geharnischten Reiters eingehauen, die
wenigstens in den obern Teilen noch leidlich erhalten
ist. Der Beckenhelm mit der festen Nasenschiene
weist auf das 13. Jahrhundert, doch war bis jetzt
weder der Name des Dargestellten, noch die Ent-
stehungszeit der Zeichnung zu ermitteln.

Erhalten ist ferner ein Grabmal in der Kirche
des ehemaligen Unterlindenklosters in Kolmar. Die
ziemlich rohe Arbeit stellt nach A. M. P. Ingold1
den Ritter Konrad Werner von Hattstatt, gestorben
1283, dar, der das Grabmal bei Lebzeiten für sich
errichten ließ2. Der Kopf (ohne Helm) ruht auf
einem Kissen, der bis zur halben Wade reichende
Rock trägt, wie es scheint, aufgenähte eiserne Ringe
oder Platten, die rechte Schulter ist durch eiserne

Leiche in das Querschiff gebracht? Warum errichtete
man ein so umfangreiches Werk an einer Stelle, wo es
den Zugang zu der Sakristei versperrte, die doch wohl
schon beim Bau des neuen Chors vorgesehen war?
Es erscheint somit gerechtfertigt, sich nach einer
andern Person umzusehen, die in dem Standbild
dargestellt sein könnte, wir sind aber dabei nur auf
sehr unsichere Vermutungen angewiesen. In der
Giebelwand der beiden Querschiffe, östlich von den
Portalen, befindet sich je eine leere Grabnische, die
ersichtlich erst später in die Mauer eingebrochen
wurden. Die südliche ist 2,73 m lang und 1,05 m
tief, die nördliche misst 2,78 auf 0,92 m. Die Nischen
enthalten gotische Maßwerkfenster, die in ihren For-
men übereinstimmen, und auf eine Herstellung in
der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts schließen
lassen. Wie unsere Zeichnung zeigt, passt das Stand-

5. Siegel Bertholds V. von 1187 und 1216.
(Aus der Zeitschrift des Breisgau-Vereins Schauinsland. 17. Jahrl. 1891 S. 55 und 57.)

Schienen geschützt. Die ganze Ausrüstung ist sehr
verschieden von derjenigen um die Mitte des H.Jahr-
hunderts.

Nach dem Gesagten erscheint es sehr zweifel-
haft, ob die Statue im Frauenchörlein überhaupt
Berthold V. darstellt. Möglich erscheint dies, wenn
man annehmen will, der Herzog sei ursprünglich
nicht im Münster, sondern in der Konradinischen
Kirche beerdigt gewesen und sei erst beim Abbruch
dieses Baues im Querschiff beigesetzt worden. Die
Konradinische Kirche kann sehr wohl bis kurz vor
dem Beginne des neuen Chors, also bis um die
Mitte des H.Jahrhunderts bestanden haben. Aber
Berthold V. hatte doch gewiss auch in dieser Kirche
ein Grabmal; warum hat man nicht dieses mit der

1 Miscellanea alsatica, troisième Série, Kolmar-Paris 1867
S. 132.

2 Abbildung bei Ch. Foltz, Souvenirs historiques du vieux
Colmar, Kolmar 1887, zwischen S. 18 u. 19.

bild bequem in die Nischen, es ist daher leicht mög-
lich, dass es ursprünglich hier untergebracht war und
im Jahre 1667 irrtümlich für ein Bildnis Bertholds V.
gehalten wurde. Das Fenster in der nördlichen
Nische enthält ein Glasgemälde, das jedenfalls gleich-
zeitig mit der Nische selbst entstanden ist und die
Apostel Thomas und Matthias darstellt, unter denen
sich zweimal das Wappen der Stifterfamilie von En-
dingen befindet. Es wäre also möglich, dass unser
Standbild ein Mitglied dieser Familie darstellt, das
hier begraben lag. Die südliche Nische, in der die
Figur ebenfalls gelegen haben kann, enthält kein altes
Glasgemälde mehr.

Nach der Sattlerschen Chronik waren Graf
Konrad I. von Freiburg, gestorben 1271, mit seiner
Gemahlin Sophia, Gräfin von Zollern, sowie Graf
Friedrich, gestorben 1356, und seine zweite Frau
Helena von Montfaucon, gestorben nach dem 13. Fe-
bruar 1369, im Münster begraben. Für unsere Ver-
 
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