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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 7.1911

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Flamm, Hermann: Grab und Grabmal Herzog Bertolds V. von Zähringen im Freiburger Münster. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Altäre im Wuerschiff des Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.2639#0028

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Flamm, Grab und Grabmal Herzog Bertolds V. von Zähringen im Freiburger Münster

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und sogar mit aller Entschiedenheit diese Hypothese
vertrat, und neuerdings erörtert sie auch Schuster1 mit
all der Vorsicht, die diese schwierige Frage erheischt,
ohne natürlich bei dem jetzigen Stand der Forschung
ein abschließendes Urteil zu wagen. Mancherlei
Gründe, auf die ich zum Schluss in einem kurzen
Hinweis noch zurückkomme, scheinen in der Tat
für den erwähnten Zusammenhang zu sprechen. Der
wichtigste Grund ist außer dem zeitlichen Zusammen-
fallen der Regierungszeit des Herzogs Bertold V.
— 1186 bis 1218 — und der wahrscheinlichen Bauzeit
des romanischen Querschiffs — zwischen 1180 oder
1190 bis 1220 — die von dem Tennenbacher Urbar
von 1341 überlieferte Tatsache, dass der letzte Herzog
aus dem Hause Zähringen im Freiburger Münster
begraben liege'2, also nicht in dem Hauskloster St.
Peter auf dem Schwarzwald, wie seine Vorfahren, und
nicht in der Kapelle auf der Burg ob Freiburg. Die
weitere Tatsache, dass noch erhebliche Reste des 1511
abgebrochenen Grabdenkmals Bertolds erhalten sind
und über seinen einstigen Standort eine, wenn auch
ungenaue Überlieferung aus dem zweiten Jahrzehnt
des 16. Jahrhunderts Kunde gibt, gewinnt in dieser
Verbindung erhöhte Bedeutung. Sie bleibt wichtig
genug, wenn auch nach den neuesten Untersuchungen
Schusters über die bekannte Bertoldstatue im Münster
an der Wand des südlichen Seitenschiffs, die die Ar-
beiten seiner Vorgänger3 ergänzend abschließen, nicht
mehr in Zweifel gezogen werden kann, dass die Statue
nach ihrer Tracht erst im H.Jahrhundert, vielleicht
in dessen zweitem Viertel oder in der Zeit um 1350
gefertigt wurde.

Eine erneute Prüfung der Frage nach dem
einstigen Standort des Grabes und der in der Ber-
toldstatue tatsächlich oder vermeintlich dargestellten
Person darf daher nicht für nutzos gelten, da die
schon versuchte Lösung4, welche den Standort des
Grabes längs der Wand östlich der Segentüre vor
der Sakristei sucht und die Figur, jedoch ohne die
bisherige Deutung auszuschließen, für die eines un-
bekannten Ritters, vielleicht von Endingen, hält, zu
anderweitigen Tatsachen nicht zu stimmen scheint.
Ich bekenne dabei gleich, dass ich an diese Unter-
suchung nur mit den Hilfsmitteln des Historikers
herangehe und dem Architekten und Kunsthistoriker

1 Karl Schuster, Das Grab Herzog Bertholds V. von Zäh-
ringen; Freiburger Munsterblätter 6, 23—30.

2 „In monasterio Friburg." Die Stelle ist abgedruckt von
F. L. Baumann, Geschichtliches aus St. Peter 13.—18. Jahr-
hundert; Freiburger Diözesan-Archiv 14 (1881), S. 86.

3 Schon Schreiber, der anfänglich die Statue für eine authen-
tische Porträtdarstellung hielt, hatte seinen Irrtum später er-
kannt. Zuerst hat sie Fr. Geiges nach der Tracht richtig datiert.
Schaefer S. 27 schloss sich dem an und erklärte die Figur
wegen ihrer späten Entstehung für die irgend eines Ritters.

1 Schuster a. a. O. 6, 24 f, 29.

die weitere Erörterung nicht weniger Fragen über-
lassen muss.

1. Der ursprüngliche Standort des
Bertold-Grabes.

Die erste Nachricht über das Bertoldsgrab im
Münster gibt die schon erwähnte Stelle aus dem
Tennenbacher Urbar vom Jahre 1341: „in monasterio
Friburg". Sie ist als historischer Bericht äußerst
wichtig; über die Lage des Grabes im Münster ent-
hält sie aber nicht die leiseste Andeutung. Eine ganz
bestimmte Örtlichkeit, den Chor, nennt Tschamser"',
der Verfasser der Annalen der Barfüßer von Thann.
Auch diese Notiz ist, solange ihre Herkunft nicht
nachgewiesen wird, für unsern Zweck unbrauchbar;
denn Tschamser schrieb erst 1724, er hat zwar über
Freiburger Verhältnisse gute Quellen benützt, nennt
sie aber nirgends und weiß ihre Berichte auch nicht
immer auseinander zu halten. So bietet den ersten
brauchbaren Anhaltspunkt für die gewünschte Orts-
bestimmung der Bericht des Chronisten Johannes
Sattler aus dem zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhun-
derts. Dieser erzählt, dass beim Bau des neuen Chores
als Mensa des Hochaltars der Grabstein des Herzogs
Bertold verwendet wurde, und er beschreibt das
Grab „als ein erhebt grab zu der rechten Seiten ob
der mittleren kirchtür"6. Was diese Beschreibung
besagt, erweist sich bei näherer Prüfung als recht
unklar. Schuld daran mag zum Teil der Umstand
sein, dass Sattlers Chronik ursprünglich lateinisch
geschrieben war und wir nur mangelhafte Über-
setzungen besitzen7. Aber auch den Chronisten selbst
trifft ein Teil dieser Schuld. Sah er das Bertolds-
grab neben einer Türe auf der Nord- oder Südseite
des Münsters und ist seine Angabe „zu der rechten
Seiten ob der mittleren Kirchtür" vom Standpunkt
des Eintretenden oder eines Beschauers im Innern
des Münsters gemeint? Sein Bericht enthält über
diese Fragen nicht die leiseste Andeutung. Aber
wir wollen nicht undankbar sein. Was Sattler
gibt, ist auch in der überlieferten Form wichtig
genug, und es schadet nicht, dass die Nachprüfung
der zitierten Stelle in aller Ausführlichkeit erfolgen
muss, da sie nebenbei Anlass zu einer Reihe nicht
unwichtiger anderweitiger Feststellungen geben wird.

'- F. Malachias Tschamser, Annales oder Jahrsgeschichten
der Baarfüseren ... zu Thann. Colmar 1S64 S. 62.

8 Der Bericht ist im vollen Wortlaut von Schuster, Freiburger
Münsterblätter 6, 24 abgedruckt. Über die Glaubwürdigkeit der
Nachricht Sattlers vgl. Fritz Baumgarten, Der Freiburger Hoch-
altar. (49. Heft der „Studien zur deutschen Kunstgeschichte.)
Straßburg 1904 S. 56 ff. Dass der Chronist oder seine Abschreiber
um zwei Jahre sich irren, ist sicher für die Hauptsache ohne
Belang.

7 Vgl. P. Albert, Die Geschichtschreibung der Stadt Frei-
burg (1902) S. 37.
 
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