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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 7.1911

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Flamm, Hermann: Grab und Grabmal Herzog Bertolds V. von Zähringen im Freiburger Münster. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Altäre im Wuerschiff des Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.2639#0036

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Flamm, Grab und Grabmal Herzog Bertolds V. von Zähringen im Freiburger Münster

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(1628 —1800) S das in einer kleinen Notiz zum Jahr
1667 mit einem kleinen Irrtum im Datum und einem
Zusatz des Abschreibers erzählt:

„[1] 7 maii die grose ligende bildnus aus stein
gehauen des letsten herzogs von Zähringen Bertold
des V. aufrecht gesteh worden zwischen denen 2 beicht-
stüehlen beim taufstein im münster, wo sie annoch
aida zu sehen ist."

In dem genannten Zusammenhang, Ebenlegung
der Gräber und Aufstellung der Statue, wird jetzt
auch der gleichzeitige Bericht des Stadtschreibers
Karl Franz Vogl völlig klar2. Nicht das Denkmal
Bertolds, sondern sein Grab, das wohl darunter lag,
war in Vergessenheit geraten.

„Den 17 ten maii, als die pfleger der hütte alle
grab- und andere steine im münster haben glat und
eben legen lassen, fände man auf der seite gegen
mittag unter unser lieben frauen chörlein hinter dem
taufstein ein loch hinunter und endlich eine kruft im
boden bei 9 schuh tief, Alj.1 breit und 11 schuh lang,
welche mit grosen steinen wohlgebauet und schön
ausgeweißet ware, darinne ein paar ungehobelte
eichene bretter in 9 schuh lang gelegen, deren
die obern und nebenbretter noch ganz, das untere
aber verfault gewesen. Darinne haben die werkleute
in beisein der pfleger, des pfarrers herren Dr Bal-
thasar Freyen und anderen mittels eines lichtes ge-
funden, daß Berthold V. und letzter herzog von Zeh-
ringen gelegen, aber ab dem bewegen und luft zu
aschen verfallen were und seiner mehr nicht übrig
gewesen als weiße aschen und ein stücklein schuh-
leder, so spitzlecht ausgeschnitten war. Auf das grab
ist itzt sein alte bildnis aufrecht gestellt worden hinter
dem taufstein und soll jährlich an allerseelentage mit
lichtem besteckt werden."

Über die Aufstellung und Bemalung der Figur
berichtet endlich das Protokoll der Münsterpfleger
zum 9. März 1668: „der herzog von Zehringen ist
zue malen wie auch die getter am chörlin", und in
den Münsterrechnungen desselben Jahres werden an
Ausgaben für Steinmetzen eingetragen: „Item N. dem
bildhawer verdingtermaßen den steinen herzog von
Zehringen, so jetzt zwischen seinen krab bei denen
beichtstüehlen stehet, bezahlt 7 ß, tut in zwei jähr

1 Das Necrologium ist nur in einer Abschrift des 18. Jahr-
hunderts erhalten. Die Abschrift enthält aber verschiedene Tat-
sachen, die sonst nicht überliefert sind, also aus einer sonst
unbekannten Quelle stammen.

- Hermann Flamm, Chronikalische Aufzeichnungen des
Stadtschreibers Dr. Franz Carl Vogl 1663—1683; Freiburger Adress-
kalender 1909 S. 35. Von diesem Bericht hat sich nachträglich
eine zweite Fassung gefunden, die etwas knapper ist, aber sich
durch bessern Stil vorteilhaft vor der andern auszeichnet. Nach-
dem der bisher bekannte Bericht in dieser Zeitschrift von
Schuster 6, 24 schon veröffentlicht wurde, gebe ich oben den
Bericht Vogls in dieser zweiten Gestalt.

14 ß oder 9 U 17 ß 6 8> . . ." und unter den Aus-
gaben für Maler „item den taufstein wie auch den
herzog Berchtold von Zähringen uf dessen grab zwi-
schen den beichtstüehlen Matheo Schweri bezahlt laut
Scheins 19 S 14 ß 4 $.«

So viel zeigen diese Berichte mit aller Sicherheit,
dass die von der Tradition seit 1667 als Bertoldstatue
bezeichnete Figur — schon vor 1687 ist sie als Statue
des „duc de Zehringen" von einem französischen
Offizier oder Ingenieur in einer allerdings sehr
schlechten, aber deutlich erkennbaren Zeichnung in
eine Sammlung Freiburger Grabinschriften und Denk-
mäler, jetzt in Arras, aufgenommen worden — schon
1667 als „alte bildnus" des Herzogs gegolten hat. Da
aber 1574 von Simler das „monumentum" Bertolds V.
bezeugt ist, so war auch für die Zeit von 1511 bis 1667
eine Verwechslung nicht gerade leicht, wenn auch
nicht unmöglich. Nachdrücklich möchte ich betonen,
dass keinerlei äußeres Abzeichen der „Herzogs"-
figur auf die Würde des Dargestellten hinweist. So-
weit das ihr jetziger Zustand erkennen lässt, unter-
scheidet sie sich in nichts von der gleichzeitigen
Darstellung des Ritters Kuno von Falkenstein in der
Kirche zu Kirchzarten. Nur eine jedem sichtbare
Tatsache lässt einen Schluss auf die hohe Würde der
Münsterfigur zu, — ihre ungewöhnliche Größe, die
man nicht wohl mit dem Grabe eines gewöhnlichen
Ritters in Beziehung bringen mag. Ob Herzog Ber-
told in der Tat von riesiger Körpergröße war, wissen
wir nicht. Die gleichzeitigen Quellen sagen darüber
nichts. Wohl aber wissen wir, dass schon Cäsarius
von Heisterbach (gest. um 1240), der Zeitgenosse
Bertolds V. und gar nicht so lange nach ihm ver-
storbene Sammler von Wundern und Sagen, über
den Herzog die grausigsten Dinge erzählt. Er
macht ihn zum Menschenfresser, den sich die Volks-
phantasie mit Vorliebe als Riesen darstellte, und ver-
leiht ihm Züge, welche unmittelbar dem Sagenkreis
entnommen sind, der Dietrich von Bern, den ge-
waltigen Recken, verherrlicht3. Als gewöhnlichen
Menschen mochte man sich so im 14. Jahrhundert
den Herzog nicht wohl denken. Wollte man ihm
damals, etwa anlässlich einer Verlegung des Grabes,
ein Denkmal setzen, so konnte die „Porträttreue",
soweit man sie damals überhaupt für nötig fand, am
leichtesten durch entsprechende Größenverhältnisse
erzielt werden. Erinnern wir uns dazu, dass auch
der in Betracht kommende Teil der Mensa des Hoch-
altars ungewöhnliche Dimensionen zeigt. Beide, Figur
und Platte, können nur von einem außergewöhnlichen
Grabdenkmal genommen sein und passen in der

3 Volkskunde im Breisgau. Freiburg i. Br. 1906 S. 30 ff.:
Die Sage vom Ursprung der Herzoge von Zähringen, von Fr.
Pfiff-
 
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