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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 7.1911

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Flamm, Hermann: Grab und Grabmal Herzog Bertolds V. von Zähringen im Freiburger Münster. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Altäre im Wuerschiff des Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.2639#0039

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HS^H

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Flamm, Grab und Grabmal Herzog Bertolds V. von Zähringen im Freiburger Münster

Verschiedenheit dieses Wappens die entsprechende
Figur am nordwestlichen Pfeiler, obwohl sie eben-
falls den Fürstenhut trägt, als Graf zu deuten? Die
Antwort auf diese Frage wäre für unser Problem
sehr wichtig, falls sich ergeben sollte, dass das Mün-
ster noch eine zweite Statue aus späterer Zeit besäße,
die ein Bild des Herzogs Bertold V. (ein anderer
könnte nicht gemeint sein) darzustellen beanspruchte.
Man sieht, es wird bei der Weiterbehandlung des
angeregten Problems aller Vorsicht bedürfen, um
nicht die richtige Fragestellung aus dem Auge zu
verlieren. Für aussichtslos kann indes der begonnene
Versuch, Beziehungen zwischen Herzog Bertold V.
und dem Münsterbau anzunehmen, nicht gehalten
werden, seit die Geschichtsforschung weit günstiger
über das Charakterbild des letzten Zähringers urteilt
als die frühere sagenhafte Überlieferung.

Wir wissen seit langem, dass Herzog Bertold,
der „edel Zeringäre", wie ihn der Sänger Rudolf
von Ems nennt, ein Gönner des Minnesängers Ber-
told von Herbolzheim, des Verfassers eines ver-
schollenen Alexanderliedes, gewesen ist und von
seinem Neffen, dem Abt des Klosters Tennenbach,
zu dessen Leidwesen mitten unter den Ministerialen
getroffen wurde, wie er sich mit ihnen bei Gesang
und Musik vergnügte. Als Gründer von Bern ist
sein Ruhm nie bestritten worden und noch viel
größer sind seine Verdienste um das alte Reich, dessen
Krone er bei zwiespältiger Königswahl ausschlug.
Würde es da noch einer besondern Erklärung be-
dürfen, wenn dieser Fürst sich gegen Ende seines
Lebens eine Grabkirche größeren Stiles baute, weil
er mit dem Kloster St. Peter, das die irdischen Reste
seiner Vorfahren barg, seit langem in Feindschaft
lebte? Gewiss nicht, aber noch sind wir in der
Erforschung der ältesten Geschichte des Münsters
erst so weit, alle diese Fragen mit einigem Grund
stellen zu dürfen. Wie die Antwort lauten wird, ist
noch keineswegs abzusehen.

Zu vorstehenden Ausführungen gibt der Ver-
fasser des Aufsatzes über Das Grab Herzog Ber-
tolds V. von Zähringen, Kunstmaler Karl Schuster,
folgende Erklärung ab:

Die Baugeschichte der Sakristei hat bis jetzt noch
keine Bearbeitung erfahren, weil schriftliche Nach-
richten so gut wie vollständig fehlen und die ver-
schiedenen Umbauten nach ihren noch vorhandenen
Spuren am Bau selbst sich nicht sicher genug aus-
einanderhalten lassen. Als gewiss darf angenommen
werden, dass die Sakristei für sich allein fertig ge-

baut wurde, während der übrige Teil des neuen
Chores von etwa 1386 an bis 1471 unvollendet blieb.
Ihre obern Teile waren ursprünglich in Überein-
stimmung mit dem geplanten Chorbau, es ist aber
möglich, dass Niesenberger von diesem Plane abwich
und die Sakristei nachträglich mit dem fertigen Chor-
bau in Einklang gebracht wurde. Das obere Stockwerk
der Sakristei, das vom untern durch eine Steinplatten-
decke auf Bögen getrennt ist, wurde jedenfalls erst
später eingebaut, sehr wahrscheinlich 1466, da die
obere Türe im Querschiff diese Jahreszahl zeigt.
Diese Veränderung kann nur den Zweck gehabt
haben, mehr Platz zu gewinnen. Das Gewölbe im
Vorraum des obern Stockes wurde laut Jahreszahl
am Schlussstein erst 1598 hergestellt. Über der
Sakristei, an der äußern Querschiffwand und am
Hahnenturm sind noch Spuren von zwei verschie-
denen Ziegeldächern zu sehen. Zu welchem Umbau
sie gehört haben und wann die jetzige Abdeckung
mit Steinplatten hergestellt wurde, lässt sich bis jetzt
nicht feststellen. Die Frage, wie der obere Stock
sowohl der Sakristei als der Alexanderkapelle von
den Querschiffen aus zugänglich waren, wrird sich
ohne schriftliche Nachrichten kaum lösen lassen, da
Spuren von Treppen nicht sichtbar und die in Frage
kommenden Wände der Querschiffe durch den Ein-
bau der'Musiktribünen zum Teil verdeckt sind.

Sehr wichtig ist die von H. Flamm in seiner
Abhandlung mitgeteilte Feststellung des Durchbruchs
des südlichen Hahnenturms im Jahr 1507, die bisher
völlig unbekannt war und einer im General-Landes-
archiv in Karlsruhe befindlichen Hüttenrechnung ent-
nommen ist. Da in den hiesigen Hüttenrechnungen
nur von dem Durchbruch des nördlichen Hahnen-
turms im Jahr 1512 die Rede ist, glaubte ich an-
nehmen zu dürfen, dass der südliche Durchgang
schon viel früher, nämlich nach Fertigstellung der
Sakristei angelegt worden sei. Die Profile des Bogens
weisen allerdings auf eine spätere Zeit, sie könnten
aber auch eine nachträgliche Zutat sein. Wir müssen
jetzt annehmen, dass die Sakristeitüre im südlichen
Querschiff schon gleichzeitig mit der Sakristei ent-
stand, da sonst der Weg von dieser nach der Kirche
über den Münsterplatz hätte führen müssen, was als
ausgeschlossen gelten kann. Die Bildhauerarbeit an
der Türe kann ihren Formen nach noch aus dem
Ende des 14. Jahrhunderts stammen.

Für das Grabmal Bertolds V. war an der Ost-
wand im Querschiff kein Platz vorhanden; es muss
also als freistehend gedacht werden, wobei mir aber
immer noch zweifelhaft scheint, ob es im Querschiff
oder im südlichen Seitenschiff gestanden hat.

1792«

Etwa



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