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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 9.1913

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Münzel, Gustav: Christian Wenzinger und die Taufsteine im Freiburger Münster und in St. Peter
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https://doi.org/10.11588/diglit.2637#0041

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Relief an der Brüstung der Lichtenfels- und Krozingen-Kapelle des Münsters.

Christian Wenzinger und die Taufsteine
im Freiburger Münster und in St. Peter.

Von

Dr. Gustav Münzel.

ie die Ansichten über den Wert des
Taufsteins im Münster gewechselt
haben1, so auch die Meinungen über
seinen Verfertiger. Früher galt die
Autorschaft Wenzingers unbestritten.
Das Zeugnis Sautters'1, der unter den wenigen von
ihm erwähnten Arbeiten seines Freundes Wenzinger
den Taufstein im Münster besonders hervorhebt, war
dafür entscheidend. Dann kam eine Zeit, wo man
dieses Zeugnis entweder nicht mehr kannte oder es
nicht mehr für genügend hielt, und wo das Werk
Wenzinger nicht mehr zugeschrieben wurde. Es galt
als Arbeit eines unbekannten Meisters3. Die Auf-
findung einer Rechnung über die Bearbeitung des
Steines, die einen andern Namen nannte, schien die

1 Das heute so hochgeschätzte Werk sollte zur Zeit der
puristischen Bestrebungen im Anfang des 19. Jahrhunderts einer
Umänderung unterzogen werden, um es für eine gotische Kirche
geeigneter zu machen. Vgl. den Bericht der Verschönerungs-
kommission von 1819 (Akten im Stadtarchiv, Münstersachen,
Bauherstellung und Verschönerungen 1704—1864.)

'-' Die Philanthropen von Freyburg. Freyburg 1798. Dort
stehen S. 253 die Verse:

Erstumme, neidische Kritik, und höre!

Das prächtige Grabmal des Generals von Roth,

Und der zierliche Taufstein,

Beyde im Münster zu Freyburg

Sind unter uns die Zeugen seiner Kunst.

Auch noch Schäfer (Christian Wenzinger, Zeitschr. Schauins-
land, 19. Jahrl. 1893 S. 29) führt Wenzinger als den Verfertiger
des Taufsteins an.

1 Fr. Reher und A. Bayersdorfer, Klassischer Skulpturen-
schatz 2, München 1898 S. 257. G. Dehio und Fr. Winter, Kunst-
gesch. in Bildern. Leipzig 1900, Abt. 5 T. 82.

Ablehnung Wenzingers zu rechtfertigen*. Wenzingers
Tätigkeit wurde zweifelhaft. In den Münsterblättern6
wurde nun von Schuster noch eine andere Rechnung
mitgeteilt, die auch für die Bildhauerarbeit am Deckel
einen andern Namen, Anton Xaver Hauser, angab.
Danach schien Wenzinger tatsächlich bei der Arbeit
am Taufstein unbeteiligt zu sein. Allein in dem
gleichen Aufsatz konnte eine von Flamm im Münster-
taufbuch aufgefundene Notiz verwertet werden, die
Wenzinger wieder als den Autor des Werkes nannte.
Nun entschied sich Schuster dahin, dass Wenzinger
den Entwurf des Werkes geliefert habe, während das
Werk selbst durch die beiden andern ausgeführt
worden seic. Hätte Wenzinger tatsächlich nur, wie

1 Fr. Kempf und K. Schuster, Das Freiburger Münster. Frei-
burg i. B. 1906 S. 172: „Der Taufstein gilt als eine Schöpfung
Christian Wenzingers. Doch scheint von seiner Hand nur der
Entwurf, vielleicht auch die Ausführung der Gruppe des Deckels
herzurühren. Nach Ausweis einer Rechnung wurde der Stein
von dem Universitäts-Bildhauer Joseph Harr im Jahre 1768 be-
arbeitet." Noch weiter geht G. Dehio, Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler 4 (Berlin 1911) S. 108. Dort heißt es bei
Besprechung des Freiburger Münsters: „Taufstein, Deckel aus
Holz, brillante Rok.-Arbeit 1768 (nach Entwurf von Wenzinger?;
die Rechnungen nennen den sonst unbekannten Jos. Harr)."

* K. Schuster, Zur Baugeschichte des Freiburger Mün-
sters im 18. Jahrhundert. Freiburger Münsterblätter 5 (1909)
S. 4 ff.

0 Wenn auch Schuster den Entwurf des Taufsteins Wen-
zinger zuschreibt, so nimmt er doch die Deckelgruppe ganz für
Hauser in Anspruch, Schuster a. a. O. S. 6 f.: „Die genannten
drei Künstler des Taufsteins stehen einander in ihrer Formen-
sprache zwar sehr nahe, doch wird man der Gruppe der Taufe
Christi auf dem Deckel wohl den Vorzug geben vor der Arbeit
Hörrs und dem Denkmal des Generals von Rodt von Wenzinger:
sie gehört zum Besten unter den zahlreichen vortrefflichen
 
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