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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 11.1915

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Vöge, Wilhelm: Zum Nordportal des Freiburger Münsterchors
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https://doi.org/10.11588/diglit.2547#0006
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Abbild. 1. Unterer Fries im äußern Bogenfeld des nördlichen ^Chorportals

Zum Nordportal des Freiburger Münsterchors.

Von

Universitätsprofessor Dr. Wilhelm Vöge.

on den beiden kleinen Portalen des Frei- stützt. Es steigt in seiner Vorderschicht etwas höher;
burger Münsterchors ist das nördliche denn das rückwärtige Tympanon (mit der Passion)
(Abb.4) das reichere (und geistreichere), senkt sich etwas mehr.

Es scheint, dass man
die Nordfront durch
das schmucke Portal nachträglich
entschädigen wollte. Allerdings, es
kehrt einen Teil seines Reichtums
nach innen, hat ein zweites, inneres,
mit Bildwerk gefülltes Bogenfeld.
Der Enge wegen ist der plastische
Zyklus zerspalten. Außen werden
Schöpfung und Sündenfall gezeigt,
innen die Passion, — die Erlösung.
Da außen für Statuen am Gewände
kein Platz war, hat der Meister
den Statuettenkranz der Archivolte
(die Schöpfungsgeschichte) in zwei
Blätterkonsolen aufgefangen. Die
linke greift breiter aus als die
rechte. Denn das Portal, obwohl
für seinen Platz ersonnen, weicht
etwas aus der Achse, gotisch be-
weglich. Zierlich in den Abmes-
sungen, ruhen auch seine Bogen-
felder auf schwebend auskragen-
dem Steinwerk, auf einem Maß-
werkgehänge, das in der Mitte in
ein Laubkonsölchen zusammen-
läuft. Dies Maßwerk ergeht sich
in zwiefacher Schicht entsprechend
dem Hintereinander der beiden
Tympana, die es schwebend ab-

Freiburger Miinsierblälter XI.

Zu einer hohen Zone entfaltet,
gestattet dies durchbrochene Werk
ein Zuführen von Licht (die hän-
genden Bogen sind verglast) und
ein Hochführen ohne Schwere. Das
Lastende, das steile, mit Plastik
gefüllte Tympana zu haben pflegen,
ist vermieden, und doch ist in den
steilen Abmessungen des Ganzen
dem Hochformat der Chorwand
zwischen den Streben genuggetan.

Das schlichtere Portal an der
Südseite des Chors kommt in der
reichen Profilierung seiner Tür-
pfosten mit dem Portal der Nord-
seite merkwürdigerweise aufs ge-
naueste überein1. Es scheint, dass
diese reiche Profilierung der Pfo-
sten ursprünglich für das nördliche
doppelseitige Portal ersonnen, dass
sie aus den Profilen jenes in zwei
Schichten liegenden Maßwerks ab-
geleitet ist2, welches die nördliche
Tür überkrönt. Auf das südliche

Abbild. 2. Gott Vater als Schöpfer der
Vögel und Fische,

1 Ein paar ganz unwesentliche Ab-
kürzungen abgerechnet.

- Weshalb es aus einem vorderen
und einem rückwärtigen Profil sich zu-
sammensetzt, die ein schmales, band-
artiges Stück Wand auseinander trennt.
1
 
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