Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 11.1915

DOI Artikel:
Vöge, Wilhelm: Zum Nordportal des Freiburger Münsterchors
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2547#0007

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Vöge, Zum Nordportal des Freiburger Münsterchors

Portal scheint sie dann übertragen zu sein. Ist diese
Annahme richtig, so wäre das südliche Portal später,
das nördliche zuerst ersonnen. Zwar, Kenner der
Plastik dieser Zeit haben das Umgekehrte angenom-
men, Paul Hartmarin vor allem in seiner Geschichte
der Monumentalskulptur Schwabens1. Aber spricht
nicht für den früheren Beginn des Nordportals die
Inschrift an seiner Flanke, die über die Grund-
steinlegung des Chorbaues im Jahre 1354 Auskunft
gibt?

Und wir haben noch ein weiteres Merkzeichen

dieses an sich nicht bedeutende Freiburger Chorportal
der Nordseite. Eine ältere und verschiedene jüngere
Richtungen stehen hier nebeneinander oder haben
hier einander abgelöst. Hartmann hat einiges davon
erhascht, doch der Archivolte nicht geachtet4; er
nennt sie in einem Atem mit dem Bogenfelde, das
sie kränzt. Der Meister aber, der den Figurenschmuck
der Archivolte - - die Schöpfungsgeschichte — be-
gonnen hat, ist nach Stil und Wesen weit altertüm-
licher als die andern, die hier beteiligt sind, ist der
oberrheinischen — Straßburg-Freiburger — Blüte des

Abbild. 3. Gott Vater von Abbild. 2 {vergrößerte Aufnahme).

für die frühe Inangriffnahme des Nordpörtals: den Stil
seiner Bildwerke. Freilich, er gerade hat Hartmann
das späte Datum eingegeben. Und Schaefer sprach
sich auf Grund des Stils gar für die Zeit um 1400
aus2. Schaefer will sämtliche Skulpturen des nörd-
lichen Portals einem einzigen Meister geben3. Doch
wir haben, irre ich nicht, aus dieser Zeit nur wenige
Portale, die ein so interessantes Neben- und Nach-
einander verschiedener Hände und Stile zeigen, wie

1 Die gotische Monumentalplastik in Schwaben. München
1910 S. 98 und 147 Anm. 11.

2 Karl Schaefer, Die Weltschöpfungsbilder am Chor des
Freiburger Münsters: Schauinsland 26 (1899) S. 21.

3 „Es macht entschieden den Eindruck, als sei der ganze
Bildschmuck des Portals von einer Hand ausgeführt"; a.a.O.
S. 20.

späten 13. und frühen 14. Jahrhunderts noch rätselhaft
nah. Er war ein Feinfühliger, aber Rückwärtsgewandter,
so scheint es. Man würde die leider spärlichen
Stücke seines Meißels, wären sie nicht mit diesem

1 Wertvoll ist, was Hartmann über die Tympana sagt; das
des südlichen Chorportals hält er, wie gesagt, für das älteste.
„Dagegen geht das innere Tympanon des (Vorrfportals bereits
aufs engste zusammen mit der Stufe, wie sie uns am Nord-
portal des Gmünder Chors entgegentritt, nur ist die Qualität
eher noch geringer als dort." Es sei angemerkt, dass Hart-
mann das beregte Gmünder Werk in die „fünfziger bis sech-
ziger Jahre" setzt. Er fährt dann fort: „Das äußere Tympanon
des Freiburger Nordportals dagegen entspricht in der Kompo-
sition mindestens bereits der Augsburger Stufe der Gmünder
Schule . . ." Das würde nach Hartmann den sechziger oder
siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts entsprechen. „Schon
bald nach 138 ) geriet die Bautätigkeit am Freiburger Chor ins
Stocken"; vgl. Münsterblätter 7 (1911), S. 22
 
Annotationen