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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 11.1915

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Vöge, Wilhelm: Zum Nordportal des Freiburger Münsterchors
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https://doi.org/10.11588/diglit.2547#0013

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8

Vöge, Zum Nordportal des Freiburger Münsterchors

nachgewiesen. Hartmann, der beste Kenner des
schwäbischen Materials, spricht nur von Anklängen
und Analogien, er sucht die Freiburger Chorportale
den Stufen der schwäbischen Entwicklung einzu-
ordnen '. Was ferner Schaefer dem Monographi-
schen hat entnehmen wollen, ist nicht zu halten.
Nach Schaefer wären Genesisbilder an Portalen bis
dahin nicht vorgekommen (!). Das Thema soll (so
deutet er an) von der Prager Miniaturmalerei, unter

laufe1. Für die Verknüpfung von Genesis und Er-
lösung, die wir am Freiburger Chorportale haben,
war also am Oberrhein ein älteres, großartiges Bei-
spiel. Und kaum kann es zweifelhaft sein, dass Frei-
burg dort Anregung geschöpft hat.

Die auf Schwaben und Franken einflussreiche
Straßburger Hütte5 hat die Themata der Genesis und
der Passion (am Bogenfelde) auch der schwäbischen
Portalplastik, der Parierschule, nahegelegt. Schon

Abbild. 14. Gott Vater bei der Erschaffung Adams. Abbild. 15. Trauung des ersten Menschenpaars durch Gott Vater.

Wenzel, den ja auch in Böhmen tätigen Parlern und
so dem Freiburger Meister an die Hand gegeben
sein2. Doch die Schöpfung der Welt und des Men-
schen ist in zum Teil weitläufigen Zyklen schon von
der französischen Gotik des 13. Jahrhunderts an
Portalen, Vorhallen, Fassaden und gar an den Archi-
volten mehrfach gezeigt worden3. Und, was in Hin-
blick auf Freiburg wichtig ist: Straßburg hatte das
Thema aufgegriffen. Am Hauptportal der Straßburger
Münsterfassade, dessen Tympanon die Passion bringt,
füllten Genesisbilder den äußersten Kranz der Bogen-

' Vgl. oben S. 6 Anm. 2.
' A. a. O. S. 23.

8 Zusammenstellungen gab Louise Pillion, Les portails la-
teraux de la cathedrale de Rouen. Paris 1907 S. 165 ff.

Hartmann spricht davon,;. Das Passionstympanon an
der Nordseite des Chors der Gmünder Kreuzkirche
lässt m. E. in der Auswahl und Verteilung des Pas-
sionsstoffes den Zusammenhang mit dem Straßburger
Hauptportal noch durchscheinen. Zwar durch diese
Doppelbeziehung von Straßburg zu Freiburg und von
Straßburg zu Schwaben kommt Verwirrung in unsere

1 Vgl. H. Fr. Secker, Die Skulpturen des Straßburger
Münsters. Straßburg 1912 S. 60; Beschreibung des Straßburger
Künstlichen Münsters und dessen Turms. Straßburg 1785 S. 43f.

6 Vgl. dazu die auf Anregung Hartmanns entstandene Ar-
beit Seckers über die frühsten Bauformen der Gotik in Schwaben.
Straßburg 1911.

8 A. a. O S. 98: „Im Ikonographischen finden sich . . .
Züge auffallender Übereinstimmung zwischen Straßburg und
Gmünd (Schöpfungsgeschichte, Martyrien der Archivolten) . . ."
 
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