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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 11.1915

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Riegel, Joseph: Die Locherer-Kapelle im Freiburger Münster und der Meister ihres Altars
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https://doi.org/10.11588/diglit.2547#0017

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Riegel, Die Locherer-Kapelle im Freihurger Münster und der Meister ihres Altars

12

des Universitätsrektors betraut, das erste Mal am
30. April 1485, zum andern am 31. Oktober 1494'.

Im Jahre 1480 wird er wegen eines Vergehens
gegen die Münzordnung — angeblich sollte er falsche
und fremde Münzen verausgabt haben — in Haft ge-
nommen, dank der Fürsprache Erzherzog Sigmunds
und seines Bischofs aber nach etlicher Zeit wieder aus
dem Gefängnis entlassen2.

Den Reichtum, den er von seinem Vater ererbt,
vermehrte er durch Darlehen an geistliche und welt-
liche Herren. Von ihm entlehnten z. B. der Abt von
St. Blasien 400 '"', der Graf von Fürstenberg 60 s', der
Herzog von Württemberg 1000 fl zu dem üblichen
Zinsfuß von 5 °/0. Mit seiner priesterlichen Standes-
pflicht nahm er es wie so manche seiner Zeitgenossen
nicht eben genau. Obwohl man ihm nicht gerade einen
dauernden Konkubinat nachweisen kann, hatte er doch
einen Sohn Bernhard und zwei Töchter, von denen
Katharina vor dem Jahre 1508 in das Kloster Wonnen-
tal und Berbelin in das zu Adelhausen eintrat.

Im Jahre 1493 stiftete er zur Versorgung seines
Sohnes Bernhard eine Pfründe auf dem Sebas-
tiansaltare im Münster. Der Inhaber sollte ein
Jahreseinkommen von 20«, für diese Zeit eine ganz
bedeutende Summe, haben1. Am 1. März 1494 gab
der Bischof hierzu seine Genehmigung '. Für sein
Seelenheil und sein Jahrgedächtnis sorgte er beizeiten
dadurch, dass er am 13. Januar 1507J bei dem Frei-
burger Stadtwechsel 100 ü unablösiges Geld hinter-
legte, dessen jährliches Zinserträgnis im Betrage von
5 0 zur Abhaltung einer Jahrzeit bestimmt sein sollte.
Vierzehn Tage später6 verpflichtet sich die Stadt zu
pünktlicher Zinsleistung. Im nächsten Jahre bewidmet
er das Münster und seine Pfründstiftung. Sein am
3. April 15087 ausgestelltes Testament verfügt u. a.,
dass sein Haus zum Mangold an das von ihm ge-
stiftete Beneficium, sein bester Rock und etliche
andere Dinge aber zu des Baues Nutzen sollten ver-
wandt werden. Die schon früher verordneten Jahr-
zeitgelder vermehrt er um 600 fl am 10. November
des Jahres 1509s und erhebt dadurch die einfache
Seelenmessordnung zu einer der reichsten Pfrün-
den am Münster. Aber auch hier waltet die Sorge
für seine Familie vor. Wie aus den Bestimmungen
erhellt, sollten in erster Linie und möglichst aus-
schließlich direkte Nachkommen seines Vaters Burk-
hard bei der Verleihung und Besetzung in Betracht
kommen. Um 1513 ist er gestorben".

1 Vgl. Herrn. Mayer, Die Matrikel der Universität Frei-
burg i. Br. 1 (19071, (5; 81; 117.

- Stadtarchiv: Münzrecht.

1 Urkundl. Beilage Nr. 1.

1 Urk. Beil. 2. ■■ Urk. Beil. 3 <■ Urk. Beil. 4 und 5.

; Urk. Beil. 8. " Urk. Beil. 9 und 10.

1 Urk. Beil. 16—19

Mehr noch als Nikolaus sorgte sein Vetter
Hans Locherer, ebenfalls freier Künsten Meister,
für das Münster und seine Zier. Er war eine viel
idealer verrfanlagte Natur. Ihm kam es nicht da
an, bei seiner Stiftung Vorteile zu haben. In seinen
letzten Lebensjahren galt seine Sorge einzig und allein
dem Bau und der Verschönerung des Münsters. Vor
dem 4. Februar 1511 vermachte er 10 Goldgulden
zu einem Glasgemälde1" mit dem Bildnis unserer
lieben Frau. Ihn zogen die Lage und die geord-
neten Verhältnisse der Stadt dermaßen an, dass er
am 11. April 1513 das Bürgerrecht erwarb".
Weniger vornehm handelte und dachte sein Neffe,
Meister Nikolaus Locherers Sohn Bernhard, der
seine Pfründeneinkünfte wohl bezog, dafür aber
keineswegs auch die übernommenen Pflichten zu
erfüllen gedachte. Er starb in Rom.

Die Geschichte der Lochererkapelle be-
ginnt am 17. April 151312. An diesem Tage über-
reichen die Testamentsvollstrecker Nikolaus Lo-
cherers 50 Gulden zum Bau und Einrichten einer
Kapelle und verpflichten sich, auch fürderhin die
gleiche Summe zu bezahlen, bis alles in voller Ord-
nung sei. Sie glaubten im Sinne des Entschlafenen
zu handeln, wenn sie zunächst an das Münster,
und dann erst an die Erfüllung der Bestimmungen
des Testaments dachten. Auf Jahre hinaus mussten
die 50/7 an die Münsterbaukasse entrichtet werden13.
Am 25. Oktober 1519 setzte Meister Hermann
Neuhäuser den Schlussstein. Man vergaß nicht,
den Tag durch ein kleines Fest zu verschönern14.

Noch im gleichen Jahre begann man mit der
Bedachung und wenige Monate darauf fügte Hans
Gitschmann das Glasgemälde ein1'. Das ganze
Gemälde ist in 4 Felder geteilt, von denen je 2 einem
Fensterflügel entsprechen. Links sieht man zunächst
die Versuchung des heiligen Antonius. In den
verschiedensten Gestalten naht sich der Böse, den
Heiligen und seine Tugend zu Schanden zu machen.
Über ihm aber erscheint Gott Vater, ihn aus aller
Not und Angst zu erlösen. Die zweite Hälfte des
linken Flügels nimmt das Bild des Heiligen Bern-
hard ein. Ein geheimnisvolles Sehnen spiegelt sich
auf seinem Antlitz, indes er den Gekreuzigten selbst
in Verzückung sehen darf. Zu seinen Füßen liegt
das Wappen seines Ordens. In der linken Hälfte
des rechten Fensterflügels gleicht das Gemälde
Johannes auf Patmos sehr stark dem Tafelbilde
Johann Baidung Griens in der zweiten Kaiserkapelle.
Wenn auch nicht durch Rechnungsbelege bezeugt

Urk. Beil. 11 — 14.
Urk. Beil. 21 und 22.
Urk. Beil. 24.

11 Urk. Beil. 20.

13 Vgl. z. B. Urk. Beil. 36, 41, 52.

16 Urk. Beil. 26.
 
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