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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 11.1915

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Albert, Peter P.: Papst Sixtus' des vierten Ablassbriefe für das Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2547#0040

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Albert, Papst Sixtus' des vierten Ablassbriefe für das Freiburger Münster

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am 26. August 1475 durch den Abt von Tennenbach
Kerer den Besitz der Pfarrei zu, die er auch neben
seinem Lehramt an der Universität aufs beste versah.
Auf das, was er in seiner Eigenschaft als Pfarrektor
des Münsters alles getan und gewirkt hat, wird bei
anderer Gelegenheit des nähern einzugehen sein.

Nachdem er am 8. Mai 1493 Weihbischof ge-
worden war, erhielt er zunächst Urlaub für ein Jahr
und dann am 14. März 1494 die Erlaubnis, auf die
Pfarrei zugunsten des Magisters Heinrich Kolher
gegen einen Ruhegehalt oder gegen eine andere
Pfründe zu verzichten. Kerer hat während seiner
nahezu 20jährigen Amtszeit als Kirchherr des Mün-
sters, seinem rastlosen Fürsorgeeifer entsprechend,
auch zur Förderung des Münsterbaues eine umfas-
sende und segensreiche Tätigkeit entfaltet, wie dies
selbst die in dieser Richtung sonst sehr schweig-
samen Urkunden ausdrücklich besagen. Er hat der
bei seinem Amtsantritt wohl erst drei Jahre währenden,
aber wegen Mangel an Mitteln bereits wieder erlah-
menden Baubewegung erneuten und nachhaltigen
Anstoß gegeben, indem er die Aufmerksamkeit der lei-
tenden Kreise der Stadt auf das damals gang und gäbe
Hauptmittel zur Gewinnung neuer Baugelder, auf
die Ablassgnaden, lenkte und die dazu erforder-
lichen Schritte in der Hauptsache selbst unternahm.

Zu den verschiedenen Gelegenheiten, einen
Ablass zu gewinnen, gehörte nämlich von altersher
auch die Beisteuer zu allerlei gemeinnützigen Unter-
nehmungen, wie Kirchenbauten, Gründung von Spitä-
lern, Förderung derSchulen,Beteiligung an nützlichen
Vereinen, selbst Anlegung von Straßen und Brücken,
Dämmen und Festungswerken, Kolonisationsbestre-
bungen,Haltung des Gottesfriedens und anderem mehr;
darunter nahmen Kirchenbauten die erste Stelle ein.
Wer wollte sie zählen all die mittelalterlichen Dome,
die Pfarr-, Stifts- und Klosterkirchen, die seit dem
11. Jahrhundert zum guten Teil mit Ablassgeldern
erbaut, ausgestattet und unterhalten worden sind?
Die für Kirchenbauten in Aussicht gestellten Ablässe
regten nicht nur zu reichen Geldspenden an; manche
Gläubige suchten auch durch persönliche Beteiligung
an den Bauarbeiten des Ablasses teilhaftig zu werden.
So wird auch von Freiburg berichtet1, dass an der
Vollendung des Münsterchores Arbeiter oft aus fer-
nen Gegenden zu unentgeltlicher persönlicher Dienst-
leistung herbeikamen, nur um sich den zu gewinnen-
den Ablass zu sichern. Schon aus diesem Umstände
lasse sich abnehmen, meint Schreiber2, „von wel-
cher Wichtigkeit noch damals eine solche Gnade des
Papstes und von welch günstigem Erfolge sie ge-

1 Schreiber a. a, O S. 43.

2 A. a. 0,

wohnlich begleitet war". Indes darf doch nicht über-
sehen werden, dass weder das persönliche Interesse
des Papstes, der in den 13 Jahren seiner Regierung
ungemein viele derartige Gnadenakte vollzogen hat,
so groß war, noch auch der materielle Ertrag, da
nur ein Drittel aller Einnahmen dem Münsterbau
zugute kam.

Die Ablassangelegenheit nun nahm folgenden
Verlauf. Obwohl Johannes Kerer am 26. August 1475
die Münsterpfarrei päpstlicherseits endgültig zuge-
sprochen erhalten hatte, blieben doch noch Schwierig-
keiten bestehen, deren Beseitigung ebensosehr wie
die Münsterbaufrage ihn veranlasste, selbst nach Rom
zu reisen und zugleich damit die durch die Jubelzeit
des Jahres 1475 gebotene Pilgerfahrt zu den Gräbern
der Apostel zu verbinden. Er nahm seinen Weg über
Brixen, um dort den Domherrn Mag. Melchior
Meckau zu Rate zu ziehen, von dem wegen seiner Stel-
lung beim apostolischen Stuhl3 mannigfache Förderung
zu erhoffen war. Was er bei dem Kurialen, an den ihn
Bürgermeister und Rat der Stadt unterm 13. Oktober
1475 warm empfohlen hatten, ausgerichtet hat, entzieht
sich unserer Kenntnis, lässt sich aber, insoweit das
Münster in Betracht kommt, in etwa daraus ent-
nehmen, dass er zunächst in Rom nicht vom Papst
selbst, sondern nur von drei Gruppen von Kar-
dinälen Ablassbriefe erwirkt hat.

Der erste von beiden, datiert vom 14. November,
besagt, dass die Kardinalpriester Angelus Bischof von
Palästrina, Bartholomäus tituli Sancti Clementis,Jaco-
bus tit.S.Chrysogoni,Stephanus tit.S. Hadriani, Ausias
tit. S. Vitalis und der Kardinaldiakon Franciscus S.
Marie Nove allen Christgläubigen beiderlei Ge-
schlechts, welche in dem Wunsche, die Pfarrkirche
der allerseligsten Jungfrau Maria zu Freiburg in Ver-
ehrung, baulicher Unterhaltung und Ausstattung zu
größerer Aufnahme zu bringen ', dieselbe mit Beicht
und wahrem Bußeifer an den vier Marientagen der
Empfängnis, Geburt, Reinigung und Heimsuchung
sowie am Kirchweihfeste zu einer bestimmten Zeit
besuchen und ein Opfer für den Kirchenbau geben'1,

3 Meckau bekleidete von den päpstlichen Hofämtern den
Rang eines Cubicular.us oder Camerarius und Scriptor. Er war
schon unter Paul II. (1464—71) zum „Scriptor sacrae penitentiae"
unter Sixtus IV. (1714—84) zum „Cubicularius" und „Scriptor"
ernannt worden. Vgl. W. von Hofmann, Forschungen zur Ge-
schichte der kurialen Behörden. 2 (Bibliothek des Kgl. Preuß.
Historischen Instituts in Rom. Bd. 13), Rom 1914, S. 1S2.

4 „ . . Cupientes sigitur, ut ecclesia parochialis beate Marie
virginis in opido Friburg . . . congruis frequentetur honoribus
et Christi fidelibus iugiter veneretur acin suis structuris et
edificiis reparetur, conservetur et manuteneatur nec-
non luminaribus, libris, calicibus et aliis ecclesiasticis orna-
mentis decoretur et decenter muniatur . . ."

"' „ . . ac ad reparationem, conservationem, munitionem,
augmentationem et alia premissa manus promptius porrexerint
adiurtices . . ."
 
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