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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 11.1915

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Albert, Peter P.: Papst Sixtus' des vierten Ablassbriefe für das Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2547#0041

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36

Albert, Papst Sixtus' des vierten Ablasshriefe für das Freiburger Münster

einen Ablass von 100 Tagen an jedem der genannten auf mehr noch als auf einen bloßen Ablassbrief ge-

Feste erteilen. richtet war.

Der andere Ablassbrief, am 15. November aus- Dass er für seine Person es sicher nicht an Fleiß,

gestellt von den Kardinalpriestern Oliverius tit. S. Arbeit und gutem Willen habe fehlen lassen, schrieb

Eusebii, Marcus tit. S. Marci, Julianus tit. S. Petri ad Meckau noch am 8. Januar 1478 aus Rom, werde ihr

vincula, Baptista tit. S. Anastasie, Johannes tit. S. Pfarrer ihm bestätigen können. „Di zeit und leufte sind

Praxedis, Antonius Jacobus tit. S. Viti, Johannes Bap- aber so geschicket gewest durch widerrufunge und orde-

tista tit. S. Cecilie und dem Kardinaldiakon Johannes nunSe unsers heiligen vater[s] des babst[s], daz euer sa-

Michael tit. S. Angeli, verleiht zu demselben End- chen mit «roßer beswerung und koste[n] und nicht so

zwecke dieselben Gnaden für Beicht und Kirchen-
besuch am Feste der Beschneidung Christi, Maria
Verkündigung und Himmelfahrt, der heiligen Drei-
faltigkeit und Kirchweihe.

vollkomlich haben mocht erlanget werden, alzo ir begert
habet. Darumb habet itzund gedult; ich hoffe, mit der
zeit moget ir erfrauet werden zu erlangen in massen,
so ir wollet" 2.

Gleicherweise beruft sich der Bischof von Kon-

Der dritte des Kardinalbischofs Guillermus von stanz mit Schreiben vom 9. Januar auf seinen zugleich

Ostia, der Kardinalpriester Amicus tit. S. Marie in mit Meister Hans Kerer und Doctor Melchior von

Transtiberim und Franciscus tit. S. Eustachii sowie Meckau angekehrten „manigvaltigen und vleisigen weg."

des Kardinaldiakons Theodorus tit. S. Theodori vom Er füge ihr aber zu wissen, „wie das[s] unser allerhai-

22. November ist mit den beiden vorgenannten in der
Hauptsache gleichlautend, betont aber ausdrücklich
die Bemühungen des Pfarrrektors Johannes Kerer
und bestimmt den Ablass für die vier Montage nach
Quatember und Kirchweihe, und zwar ausschließlich
für die Mitglieder einer Bruder- oder Genossen-
schaft, die sich neben der Verehrung der Mutter-
gottes die Förderung des Münsterbaues auf alle
Weise — ein richtiger Vorläufer unseres heutigen
Münsterbauvereins also — zur besonderen Aufgabe
gesetzt habe1.

ligister vater der babste jetzmals durch den grossen miß-
brauch, so etliche, die soliche euer beger gleiche gnade
vormals auch erlangt, geübt haben, bewegt, alle dergleich
und ander indulgenz zu widerrufen, als das auch be-
schehen ist; deshalb sich auch sein heilikeit solichs wider-
umb zu verleihen jetzund am anfang gar hart widert.
Wann nu[n] vil der künigen, fürsten und andrer bot-
schaften zu erwerben solich gnade alhie zu Rom ligen,
der[en] beger deshalb noch anegeschafft und ganz ane
allen tröste sten: so sein Ir doch mit dem, so aller-
menglich dirre zeit versagt wirdet, von dem heiligen
römischen stul beglaubet, als Ir des durch bäbstlich bullen
und den obgemelten euern kirchherrn [werdet] weiter

Am25.November(I475) endlich erhielt Kerer auch bericht werden. Solichs wollen Ir jetzmals nach gestalt

vom Papste die endgültige Einweisung in seine Pfarrei, der obgemelten Ursachen aufnemen und nicht zweiveln,

den für sie gewünschten Ablass aber erst nach etwas wann und sohald die sachen volkomenlicher gegeben

, TT „ „ , und erlangt mögen werden, das S Ir mit sol C hem bei

mehr als zwei jähren, nachdem die Hoffnung auf den , . , „ . ... ..„. , , , , .,

J ' & den ersten von dem haihgen romischen stul nach aller

Hauptgewinn seiner bereits zwei Monate währenden noturft begaubt werden sollen; als wir auch solichs zu

Bemühungen in Rom schon fast ganz entschwunden besehenen jetzmals gar freuntlich angeschicket und be-

war. Noch in denselben Tagen, da die päpstliche stelt haben"3.

Bulle für das Freiburger Münster ausgestellt wurde, Auch die Universität scheint in der Angelegen-
suchten die Helfer und Berater in der Sache, Melcher heit in Rom vorstellig geworden zu sein. Sie emp-
von Meckau und Bischof Ludwig von Konstanz, die fing aber erst im April (1478) die Nachricht, daß ihr
Stadt aufbessere Zeit und Gelegenheit zu vertrösten, diesbezügliches Schreiben am 31. Dezember 1477 bei
woraus indes, wenn nicht die dunklen Andeutungen der päpstlichen Kammer in Rom angelangt, und die
in ihren Schreiben eine andere Auffassung verlangen, Bulle alsbald ausgefertigt, jedoch, damit sie „secure
hervorzugehen scheint, dass das Absehen der Stadt manebit", noch etliche Zeit zurückgehalten worden sei1.

Die Ablassbulle (Abbild. 3) ist ausgestellt" am 5. Januar 1478 und hat folgenden Wortlaut:

Sixtus episcopus servus servorum dei ad futuram rei
memoriam. Pastoris eterni, qui pro salute gregis dominici se
in precium immolare non abnuit, vices quamvis immeriti geren-
tes in terris circa gregem ipsum nobis commissum, quem inde-
fessa solicitudine cupimus in loco pascue collocari extendentes
paterne considerationis intuitum eo celerius singulorum fidelium.

1 „ . . quedam notabilis confraternitas sive societas utrius-
que sexus Christi ndelium videlicet in honorem et laudem eius-
dem beate Marie ac ipsius ecclesie strueture conser-
vationem instituta . . ."

2 Stadtarchiv, Münster: Ablässe zu besonderen Zwecken
8 Daselbst.

oecurrimus animarum periculis eosque apostolicis prosequimur
indulgentiarum et remissionum favoribus, quo eos veluti nostros
et Romane ecclesie peculiares filios in visceribus gerimus
caritatis.

Cum itaque, sicut aeeepimus in parochiali ecclesia sanc-
tarum trinitatis et Marie virginis opidi Friburg Constantiensis

1 Universitätsarchh*: Senatsprot. zum 29. April 1478.

5 Geschrieben von der Hand des Sekretärs Caspare Biondo

(gest. 1494), eines Sohnes des trefflichen christlichgesinnten

humanistischen Geschichtschreibers Flavio Biondo (gest. 1463).

Die Ausfertigung dieser wie der folgenden Bulle beruht, wie

der vielfach gleichlautende Text zeigt, auf einem, auch für
 
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