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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 12.1916

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Kempf, Friedrich: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot und Feuersgefahr
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https://doi.org/10.11588/diglit.2548#0011

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KempF, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot und Feuersgefahr

1639 April 13. Supplication Adam Gerings des
priesters wegen des bauwes und eigene person halber.
Euer streng- und Weisheit haben sich zuo erinern, was si
onlengst mir für ein décret zuokomen haben laßen, so-
wol wegen unser frauwen bauw als meine person halben.
So vil nun erstlich betrifft den augenschein, der über
den bauw eingenomen werden solle, ist anno 1637 im
januario laut der beilag lit. A schon einer eingenomen,
und bishero nichts gebessert worden; weil dan gleich
costen aufgeht, und des bauwes beschaffenheit niemants
besser weist dann ich, hat mich für guot angesehen den
costen, so ohne das nit verhanden, diser zeit zu sparen
und euer streng- und Weisheit anzuozeigen, was ich, das
an dem bauw vornemlich abgeht, befunden hab, wie
selbiges lit. Β mehrers mit sich bringt; wan nur würt
angezeigt werden, woher die mittel zuo nemen, woraus
das notwendigste zuo reparieren, mag alsdan gleichwol
ein weiterer augenschein eingenomen werden. Zuom
anderen volgt zuogleich der begehrte extract unser
lieben frauwen bauw extanzen. Daß fürs drit mir sowol
wegen der vorgangen als gegenwertigen beschwerden
sol remediert werden, tuon gegen euer streng- und
Weisheit ich demietig bedanken und sovil das vorgangen
antrifft, bitt ich umb ein décret, wohin ich gewisen und
von welcher zeit (weilen ich niemolen ledig, sonder
continua aneinander belegt gewest) der zuotrag ein an-
fang haben solle, item wie hoch selbiger gesetzt sei und
is', daß ich zeitlich der Sachen Wissenschaft habe, umb
sovil mehr von nöten, weilen ich vernime, daß auch
ein gottsdienst darumb zuo halten sei (hab jetz schon
7 monat umb ein zuotrag sollicitiert), den ich eben-
meßig zuo verrichten erbietig, sovil meiner überiger
kirchendienst halber sein würt kinden. Die gegen
wertige und auch künftige beschwerden belangend hab
ich bereits zwei monatgelter, das ist 19 fl 6 β abge-
richt, wie nit weniger 20 fl wegen der brandschatzung
sogar zuovil, was nun von neuwem auf mich komen,
das ist euer streng- und Weisheit schon bekannt, bitt
also umb gottes willen mich und ander arme priester
der presenz, deren keiner von seinen beneficiis gleich-
sam eingen halber zuo genießen, also zuo tractieren und
handhaben, damit wir nit, wie schon von den Basier
herren besehenen, die kirch zuogleich zuo quittieren
gezwungen werden; dan es nach darbei, welches ich
meinsteils nit gesinet war, wan zu verharren immer ein
müglichkeit sein kan oder würt. Welches alles ich
euer streng- und Weisheit lenger nit verbergen sollen
und verbleib euer streng- und Weisheit undertenig
Caplon Adamus Gering, procurator fabricae1.

1639 April 13. Relation Adam Gerings procu-
ratoris fabricae wegen unser frauwen bauw des münsters:
Memorial und merkpunkte an der mangel, so vor 2 joren
die bauwherren gefunden, durch die handwerksleit be-
sichtiget und seit derselben zeit aus mangel gelts mehr
eingerissen, also nit repariert hat kind werden.

1. Erstlich die fenster, so allenthalben mangelbar
und übel zerbrochen, will man nit, daß durch ungewitter
alle einfallen, so ist die höchste notturft, daß selbige
ehendest übergangen werden. 2. Item an beiden nideren
tachstülen, als ob unser lieben frauwen bauw chörlein
und über der herren gestiel unden oder oben die spar[r]en,

wie auch die mauetiatten, so die ziegel aufgehebt werden,
seind an vil orten ganz faul. 3. Uf den neuen chor
ist das holdach allerorten geruchst und mangelbar.
4. Die rünen umb das münster etlich verstopf. 5. Das
küttwerk uf dem neuwen chor ist an vil orten ledig,
dardurch die gewelber noch und noch verfaulen. 6. Die
handwerksleit seind fast alle gestorben oder teil sonst
hinwegzogen, als der Werkmeister selbs, an welchem
vil gelegen. 7. Item so ermanglen auch alle materialia,
welche mit schweren costen mießen erkauft werden etc.2
1639 Mai 18 beklagt der Münsterfabrikschaffner
Adam Gering „persönlich des münsters armut und
mängel", worauf die Pfleger ihm „anraten umb kalch
zu lesen, umb holz zu sparen anzuhalten und die fen-
ster mit glesern besetzen zu lassen"1".

1639 Dezember 15kiagtMünsterschaffner Adam
Gering über „des baues armut", da keine Gelder ein-
gingen, viele Schulden gestundet oder gar geschenkt
werden müßten. „Was dann den bau selbst betrifft,
auf den fall, daß die not nit andres erfordre, wohl bis
auf den frieling zu warten und umb die materialien
zuzusehen0."

1639 Dezember 19. 1. Undertenige Supplication
unser lieben frauwen bauw Schaffners. Wol edel, hoch-
gelehrt, ehrvest vorsichtig ehrsame wolweise großgünstig
hochehrente herren etc. Hie haben si die begehrte ver-
zeichnus zuo empfangen, was das gemeine guot unser
frauwen bauw an Zinsen schuldig; doch ist nit darunder
gezelt, was an silber und gold, ringen und kleinodien,
geistlich gefeßen erst verschine jor in das kaufhaus
geben worden. Und pitt nochmolen ganz undertenig,
es wollen euer gnaden etc. nur bisweilen etwas folgen
laßen, damit man under werenten winter, wie die herren
pfleger abgeredt, möge etwas an materialien zuohand
bringen, auf daß man kinde auf den vrieling nur das
notwendigste bauwen und der schaden nit gar zuo groß
werde, welcher hernach mit 100, ja vil 1000 fl nit
mehr zuowiderbringen, da doch jetz mit wenig noch
zimlichs kan verricht werden. Zuom anderen haben die
herren ein verzeichnus derjenigen zuo empfangen, welche
die herren pfleger extrahiert und welche si vermeint,
so zalen kinden, auch was dise Schuldner und censiten
unser frauwen bauw für underpfand verschriben, mit
pitt, dise parteien, wie die herren pfleger abgeredt, für
sich zuo forderen, und sie zuor bezalung anzuohalten.

Zuom dritten wil ich erwarten, wie man umb das
silber, gold und gelt, wie obengemelt, das bei kurzen
joren in das kaufhaus geben worden, den bauw wolle
versicheren, und pitt auch nur umb befirderung, wo nit
allein mir und die kirchen in diesem anderm geholfen
wurt, werde weder ich noch ein anderer solches kinden
in die lange erschwingen; pitt abermol mir hierinen
nichts zuo verargen, tuon mich auch hiemit einem ganz
ersamen wolweisen rat sampt unseren ansehnlichen
gottshaus ganz demüetig und undertenig befehlen2.

1640 Januar 11. Die Präsenz und der Schaffner
Unser Lieben Frauen Baus reichen eine Denkschrift
ein, „damit der ansehnlich gottesdienst gar zu grund
ginge . . ., einer von dem chor ist hinwegzogen, der ein
oder andere muß, wie zu besorgen, aus mangel der
underhaltung volgen2".

1 Stadtarchiv.

" Stadtarchiv.

3 Münsierarchiv.
 
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