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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 12.1916

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Kempf, Friedrich: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot und Feuersgefahr
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https://doi.org/10.11588/diglit.2548#0022

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16

Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Munsters in Kriegsnot und Feuergefahr

Orte Sorge zu tragen. Die nicht abgelösten Glocken
sind nach Basel überführt worden. Da das Münster
sieben Glocken besaß, hatte es immer einen sehr
beträchtlichen Anteil an den Kriegskosten zu be-
zahlen.

Vom Glockengießer wurden die Münsterglocken
wie folgt geschätzt: 1 große zu 70 Zentner, 2 andere
große zu 40 Zentner, 1 kleine zu 8 Zentner, 2 noch
kleinere zu 8 Zentner, 2 kleinste zu 1 Zentner, zu-
sammen 127 Zentner. Für den Zentner wurde ein
Einheitspreis von 34 Franken 5 β zugrundegelegt,
sodaß 4388 Franken 53 β zu lösen waren. Außer den
obengenannten 18000 Franken wurden der Stadt nach-
her noch weitere ungeheuere Leistungen barer
Kriegssteuer und Naturallieferungen aufgebürdet, die
sie kaum mehr zu erschwingen vermochte.

1677 November 19 Bürgermeister und Rat
der Stadt Freiburg im Breisgau versprechen und
obligieren, daß sie die geforderten 18000 Franken
„zur Abwendung der Hinamb aller hier befindlichen
Glocken, Silber, Zinn und anderen Geschirrs, auch Ver-
hütung alles Brandes und Ausblinderung, auch aller
anderer Ansprach was namens sie sein mochten, bis
mornderigen Tages umb zwelf Uhren liefern wollen" '.

1677 November 23 ist ausfürlich referiert, wie
es mit der Glockenlösung zu halten, da von den 18000
Franken, die verlangt waren, bislang nur 14000 Franken
eingegangen seien. Man beschloß, außer Groschen auch
Früchte zu nehmen, so vil man hat1.

1678 werden die Dokumente der Münsterfabrik
von Freiburg weg und im nächsten Jahre wieder-
gebracht2.

1678 Januar 8. „Verzeichnis, was in zeit der
französischen einnamb der Stadt Freyburg . . . für die
allhier befundenen glocken für losungsgelder alsbald in
barer bezahlung haben mießen erlegt werden, als nament-
lich an 18000 franken, betrifft auf jeden zentner 34 franken
5 ß. Weilen nun die selbigen gelder von allen armen
Stiftungen-, waisen- und anderen geldern aufgeborget
und zu dem end effective bezahlt, und solche glocken
damit ausgelöst worden, als wird dieses contingent für
das längst innerhalb monatsfrist widerumben abzulegen
begehrt . . ."'.

1672 April 22. Der Rat erinnert den Grafen

34 Franken 5 Batzen, seind die Glocken des Münsters
geschätzt worden 127 Zentner, daran hat die Hütten
geben an barem Geld 1115 fl 13 β 5 jj = 697 tt 8 β 9 Jj3.

1678 März 9 wird das Dach, das in der Be-
lagerung gelitten hatte, wieder hergestellt und bezahlt'.

1678. Verzeichnis der Glocken, wem sie zugehören,
wo sie sind, wie vil solche seind, was sie wegen, wie
vil ihnen betrifft, was restiert und was gelöst worden:
das löbl. Tumbcapitel 1 Glocken, 1 Zentner, 34 Franken
5 Batzen; in unser lieben Frauen Münster 7 Glocken,
127 Zentner, 4388 Franken 8 Batzen. Davon trägt die
Hütte 1858^7 7 β 5 S. Das Gemeingut den Rest1.

Am 21. Juli 1683 erfolgte der oben (S. 7) er-
wähnte Vergleich zwischen der Münsterfabrikpfleg-
schaft und dem Stadtrat über die Rückzahlung der
vor 40 Jahren von der Münsterfabrik der Stadt für
die Kriegskontribution vorgeschossenen Kapitalien in
der Weise, dass, wie es urkundlich heißt, nachdem
die herren pfleger unser lieben frauen fabric allhier
einem ersamen rat fürgestellt, welcher maßen sie, die
fabric, an das allseitige gemeine gut an capitalien 8111
gulden 9 batzen mit vielen ausständigen Zinsen zu prä-
tendieren und dargegen auch dem gemeinen gut an
all[er]hand extraordinäre anlagen und, was selbiges zur
lösung der glocken beigeschossen, ein nambhaftes aus-
stehen, auch mithin sonsten an besagte fabric lieferung
getan hatten, so an solchen 8111 fl 9 β gleichergestalten
zu devertieren seien und das aber in der Sachen der-
maligen richtigkeit einer endlichen abhandlung erfordern
werde und muß, ein ehrsamer rat belieben wollen, hierzu
dero beständige rät und amptherren Christoph Schaalen
und Johann Kraussen zu verordnen und vorderist aber
wohl an Seiten eines ehrsamen rats als der fabric den
wohlerwürdigen in gott geistlichen herren Franz Joseph
Roth des seraphischen ordens s. Francisci, der Capu-
ciner genannt, quardian, definitorem et custodem und
predigern allhier umb dessen interposition zu ersuchen,
derselbe sich dann auch hierzu willig verstanden und
bemühet, wie diese solang angestandene sach der billig-
keit und den umbständen nach gütlichen beigelegt wer-
den möchte, auch nach vielen umbständen und rechtieren
die sach endlichen dahin gebracht und verglichen, daß
die jetzmaligen und zugegen gewesten pfleger der hütten,
als herr Jacob Fattet obristenmeister und herr Gabriel
Joseph Preyß syndicus und Stadtschreiber neben herren
Friedrich Jägern, priestern und procuratoren sich zu
6000^? solchermaßen verstanden, daß solche mit 3000 fl
von Fürstenberg an die Bezahlung seiner Zinsschuld guten, gibigen zinsbriefen und 2000 fl gleich bar und

an die Fabrik1.

1673 Juni 3. Die Stadtgemeinde tritt an die
Münsterfabrik an Stelle der noch aus den Kriegs-
jahren 1633 und 1634 schuldigen 450^7 verschiedene
Zinsbriefe ab1.

1677 November 29 seind dem Commandant
der königlich französischen Stücken N. Fressilier die
Glocken gelöst worden, deren nach Visitierung auch
so geflehet waren, 521 Zentner ungefähr. Davon ist
bezahlt worden 10000 Franken, kommt der Zentner

1000 fl von dato über ein jähr bezahlt und damit zu-
gleich alle auf berührten zinsbriefen ausstehenden Zinsen
überlassen und darmit allerseitige forderungen und
gegenforderungen, es sei an gelt oder fruchtzinsen, Stif-
tungen, ordinari oder extraordinari kriegs- oder anderen
anlagen, glockengeldern mit allen hauptsummen und
capitalien, auch allen anderen, es sei dessen gedacht
oder nit gedacht, oder wie es auch immer erdacht oder
erfunden werden könnte, gänzlichen gegeneinander com-
pensiert, aufgehebt, verglichen und die verbriefungen
annulliert und vernichtet sein sollen, ingestalten dann

1 Stadtarchiv.
'-' Münsterarchiv.

3 Münsterarchiv.
J Stadtarchiv.
 
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