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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 12.1916

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Albert, Peter P.: Abel Stimmer als Maler für das Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2548#0049

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Albert, Abel Stimmer als Maler für das Freiburger Münster

im Dekanat des Domstifts Basel, des oberelsässischen
Edlen Nikolaus Rudolf von Brünighofen, gestorben
am 8. März 1576, in derselben zweiten Kaiserkapelle,
dessen Altar Meister Stimmer in der Folge mit einem
Andachtsbild zu schmücken beauftragt wurde. Das
hier in Abbildung wiedergegebene Denkmal zeigt
zwar keine Selbständigkeit in der Erfindung, son-
dern ist vielmehr - - doch wohl auf Bestellung
eine getreue Nachbildung des Baldungschen Hoch-
altargemäldes von 1516. Es verrät aber in der Aus-
führung des Ganzen wie namentlich in der flotten
Zeichnung der beiderseits angebrachten Wappen-
schilde eine geschickte, künstlerisch veranlagte und
geschulte Hand, wie sie Abel Stimmer kaum zur
Unehre gereichen würde. Darüber zu urteilen und
zu entscheiden, sei jedoch dem engern Fachmann
überlassen.

Noch vor Ablauf der 70er Jahre, wie es scheint,
erhielt dann Abel Stimmer einen größern ehrenvollen
Auftrag, den bedeutendsten, von dem wir wissen,
während seines ganzen Aufenthalts zu Freiburg. Der
Landesherr, Erzherzog Ferdinand IL, der Neffe
Karls V. und Gemahl der Philippine Welser, be-
stellte bei ihm ein Altarbild für die zweite der
beiden sog. Kaiserkapellen, für deren erste wir
1572—74 Heinrich Stüdlin von Schlettstadt ein
solches auf Ferdinands Wunsch haben schaffen sehen.
Stimmer beruft sich selbst wiederholt darauf in seiner
Bittschrift an die Regimentsherrn zu Ensisheim vom
2. Mai 1580, mit den Worten ζ. B.: „Wiewol vor der
zeit euer gnaden mich in die statt Freyburg höchster-
melter fürstlichen durchlaucht, meinem gnedigsten herrn,
zue zierung derselben capelen in unser frauen münster
daselbsten ain altartafl zu malen beruefen und ange-
nomen und mich des orts und plazes die zeit zuer Ver-
fertigung vermelts werks, bevorab weil ich aida nit ver-
bürgert, . . . der Sicherheit vertröstet" usw.1

Die behanntlich der Ehrung und dem Gedächt-
nis Kaiser Maximilians (gest. 1519) und seines Sohnes
Philipp, Königs von Spanien (gest. 1506), sowie seiner
Enkel der Kaiser Karls V. (gest. 1558) und Ferdinands I.
(gest. 1564) gewidmeten und deshalb Kaiserkapellen,

1573 Dezember 26 Georg von Ampringen, Dekan des Domstifts
Basel;

1574 Dezember 3 Erasmus Eschlin, Kaplan des Domstifts Basel;

1575 Januar 19 Christoph Eliner, Professor an der Universität;

1575 Oktober 25 Junker Hans Philipp von Blumnecks Kind;

1576 März 8 Nikolaus Rudolf von Brünighofen, Dekan des
Domstifts Basel;

1577 April 4 Junker Johann Job von Pfirt zu Biengen;

1578 Februar 24 Jost Hauser, Oberstmeister;

1578 Februar 25 Junker Hans Martin von Altdorf gen. von
Kropsberg;

1579 Juni 16 Johann Härtung, Professor an der Universität;

1579 Dezember 27 Apollinaris Kirser, Dekan des Domstifts
Basel ;

1580 Juli 1 Bernhard von Ramstein, Domherr des Stifts Basel.
1 Stadtarchiv: Criminalia; Bechtold a. a. O. 36, 321.

hier „irer fürstlichen durchlaucht", Erzherzog Ferdi-
nands IL, „chorlin" oder „capelen" genannten, zu beiden
Seiten der Mittelachse des Münsters gelegenen zwei
Chorkapellen, deren eine in den Jahren 1572—74 durch
Stüdlin und deren andere jetzt durch Abel Stimmer mit
Altarbildern geschmückt werden, erhielten erst ver-
hältnismäßig spät, seit 1568, ihre innere Vollendung.
Am 21. Februar dieses Jahres erbat die erzherzogliche
RegierungundKammerzuInnsbruckvonBürgermeister
und Rat zu Freiburg ein Sachverständigengutachten
nebst An- und Überschlag: „was solche baide kapellen
und jede insonderhait völlig und gar auszepauen, ouch
mit einfassung eisener gatter, aufrichtung und erpauung
jede[r] kapellen [mit] altar und anderm, so hierzue die
notdurft erfordert, geste[h]en und costen würden ". Der
unterm 7. April nach Innsbruck abgeschickte Vor-
anschlag lautet für das Steinwerk auf 80, für den
Schlosser vom Gatter und den Tafeln auf 250, für
den Kistler vom Gestühl und den Tafeln auf 240
und für den Maler auf 160 fl. Darauf empfahl am
8. Juli die Innsbrucker Regierung dem Erzherzog,
diese auf rund 800 fl sich belaufenden Kosten wegen
allzu starker anderweitiger Inanspruchnahme der
Kammergelder „von den vacierenden beneficien und
clostergefellen in dem vorderösterreichischen landen"
zu bestreiten und demgemäß von den Gefällen der
oberelsässischen Klöster Paris 400, Hugshofen 20O,
Ottmarsheim 100 sowie des breisgauischen Klosters
Wonnental 100 fl für den Zweck zu verwenden2.
Erzherzog Ferdinand war mit diesem Vorschlag ein-
verstanden, doch währte es noch einige Zeit, bis die
Arbeiten selbst in Angriff genommen wurden. Wäh-
rend die aus der Werkstätte Hans Gitschmanns
stammenden Fenstergemälde die Jahreszahl 1520
tragen, sind die Abschlußgitter beider Chöre von
1572 datiert. Ende Oktober desselben Jahres wurden
beide Chorkapellen durch den Weihbischof von
Konstanz benediziert3. Das erste Altargemälde wurde
gleichfalls in diesem Jahre begonnen, das zweite, wie
wir sehen, erst Ende der 70er Jahre.

Dieses leider gleich dem übrigen spurlos ver-
schwundene Freiburger Haupt-"malwerk" Stimmers
ist offenbar noch im Herbst 1580 vollendet worden,
denn noch in demselben Jahre verließ Stimmer
Freiburg auf immer1 und siedelte nach Straßburg

- Κ. K. Staatsarchiv zu Innsbruck.

•' Stadtarchiv: Ratsprot.-B. 24 Bl. 484 V

' Der Name Stimmer (Stymmer, Stümer, Stimer) war schon
vor Abels Ankunft und ist auch nach seinem Wegzug 1580 noch
weiterhin und selbst das ganze 17. Jahrhundert hindurch am
Oberrhein und zu Freiburg vertreten. Ich nenne nach ihrem
Vorkommen in hiesigen Archivalien: Hans Stümer, Kartenmaler,
1500; Georg (Christoph?) Stimer, von Bechtold (a. a. O. 36, 321
Anm. 4) genannt zum Jahre 1581 als „der löblichen vorder-
österreichischen landständen diener und generaleinnehmer des
maßpfennigs Elsaß- und Sundgäuischen gestades", fürstlicher
durchlaucht zu Österreich etc. vorderösterreichischen landen
 
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