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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 14.1918

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Kempf, Friedrich: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr: III. Durch Feuersgefahr
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https://doi.org/10.11588/diglit.2400#0014

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6 Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr

und sonstige interessante Aktenstücke'. Letztere be-
ziehen sich, um das Wesentliche daraus mitzuteilen,
auf Beschwerden und Eigentumsstreitigkeiten, auf
das vom Landvogt der Markgrafschaft Hachberg ge-
forderte Brückengeld2 von Steinen aus Tennenbach
zur Unterhaltung der neuerbauten Elzbrücke bei
Kolmarsreute (1573), auf eine solche wegen ange-
sonnener Beitragsleistung zum Bau und zur Wieder-
herstellung der Eichstetter Brücke und der Straße
nach Sexau und in die Tennenbacher Steingruben
(um 1580), auf die Erneuerung des Eigentums durch
Setzung von Marksteinen (1669) usw.

Die älteste bekannte einschlägige Urkunde ist
datiert vom 20. Januar 1324. Sie handelt über die
Erwerbung eines Zufahrtsweges zu der Steingrube
bei Tennenbach durch die Bürgerschaft und Münster-
fabrik (Pfleger Konrad Schnewlin) von Markgraf
Heinrich und seinem Sohne Heinrich um 14 Pfen-
nige3. Durch eine Urkunde vom 14. September
1332 gibt der Münsterpfleger Konrad Schnewlin den
Freiburger Augustinern auf ewig das Überfahrts-
recht über U. L. Frauen Gut am Schlierberg zur
bequemeren Ausbeutung der dortigen Steingruben.
In einer Urkunde vom 6. April 1336 heißt es:
„ob dem closter zu Tennibach von der steingruoben
zu Friburg ist gewunnen. . . ."4 Nach einer andern
Urkunde vom 21. August 1341 hatte die Münster-
fabrik von Frau Sophie von Keppenbach Witwe und
ihren zwei Söhnen Johann und Ulrich ihre „stein-
gruben und den wald, da sie innen ist", gegen jähr-
lichen Zins von 30 Schilling erkauft. Nach einer
weitern von dem Edelknecht Ulrich von Keppenbach
unterm 17. November 1376 ausgestellten Kauf-Ur-
kunde hat die Fabrik den jährlich abzuführenden
Zins an diesen, dem „die frowen-steingruben und der
walt darob" von seiner Schwester, Klosterfrau zu
Wonnental, als Erbe zufiel, durch eine Kaufsumme
von 6Y2 Pfund Pfennig abgelöst.

Nach diesen urkundlichen Quellen besaß die
Münsterfabrik zu Tennenbach Steinbrüche, die ihr
Eigentum waren. Sie hatte indes dort solche auch
vom Abt des Klosters und dem Markgrafen von
Hachberg gepachtet; ebenso die Brüche am Schlier-
berg und zu Wöplinsberg (1493 vor Dezbr. 25
den Johannitern von der steingruoben [Schlierberg]
1 « 3 ß 3 $,. 1512—15 Zins von der steingruoben
zu Wöplinsbergen Hans Gogel vogt zu Mundingen uf

1 Stadtarchiv: Kirchensachen, Münster, Die dem Münster-
fabrikfonds gehörige Steingrube zu Tennenbach.

2 Vom geladenen Wagen 4 Pfennig, vom Karren 2 Pfennig,
von einem Saumroß 1 Pfennig.

3 Siehe Münsterblätter 4 (1S08) S. 28 Nr. 99.

4 Generallandesarchiv Karlsruhe; Tennenbach Konv. 1. —
Zeitschrift f. d. Geschichte des Oberrheins 13 (Karlsr. 1861)
S 207 ff.

sonntag Valentini). Die Brüche wurden, wie wir
sehen konnten, meistens im Eigenbetrieb ausgenützt.
Zuweilen hatte die Fabrik den ihr gehörigen Bruch
auch verpachtet (1552 Dezbr. 26. Item, meine herren
unser frouen pfleger habend dem ersamen meister ba-
lierer geliehen die steingruob ze Thenebach sechs jar
lang, alle jar um 2 <j . . . Ego Vitus Sporhan).

Auf dem Almendsberg besaß die Münsterfabrik
einen aus 2 Abteilungen bestehenden Steinbruch, der
in den ersten 2 Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in
der Weise verpachtet war, dass der Pächter laut des
Vertrags vom 1. Mai 1817 anstatt eines Bestandzinses
für den Münsterbau alljährlich 240 Kubikschuh ge-
sunde bossierte Steine unentgeltlich und bei Bedarf
weitere Steine zu einem billigen Brecherlohne, den
Kubikschuh zu 8 Kreuzer, zu liefern hatte. Die
Kosten der Beifuhr trug die Fabrik. Später war der
Steinbruch gegen eine jährliche Abgabe von 53 M
in Pacht gegeben. Die Pächter sollten vertragsgemäß
die Steingrube und die Wege immer in gutem
Stand halten, eine Verpflichtung, die meistens nicht
eingehalten worden ist. Sie unterließen es, die
Gruben von dem sich ergebenden Schutt zu räumen,
so dass sie allmählich, nach jahrzehntelanger Ver-
nachlässigung, in einen solchen Zustand gerieten,
dass die Verwaltung der Fabrik, welche anscheinend
mit den tatsächlichen Verhältnissen nicht vertraut
war, glaubte, es wäre der Steinbruch schon völlig
ausgebeutet und er würde betrieblich und wirtschaft-
lich keinerlei Ertrag mehr abwerfen. Das war nun
in Wirklichkeit nicht der Fall, denn aus dem frag-
lichen Bruch wird heute noch ein ganz ausgezeich-
netes Material gewonnen. Die Pächter hatten immer
nur ihr eigenes Interesse im Auge. Um die ihnen
obliegende Räumung der Grube kümmerten sie sich
nicht. Die leitende Stelle hatte es an der Nach-
schau fehlen lassen, weshalb sie Schutt auf Schutt
häufen und so die guten Steinschichten verdecken
konnten. Da nichts zu dessen Beseitigung geschah,
waren sie gezwungen, oben an der Grenze, wo sie
bequemer das Material zur Hand hatten, die Steine
zu brechen. Infolge dieser völligen Verschüttung
wäre der weitere Betrieb natürlich nur mit großen
Unkosten für Abraum möglich gewesen. Durch
diesen Umstand und weil gerade um jene Zeit der
Bedarf an Hausteinen für das Münster nicht sehr
groß war, sah sich die Fabrik veranlasst, den Stein-
bruch im Jahr 1880 an die angrenzenden Hofbauern
Joh. Georg Böcherer und Joh. Georg Bührer in
Almendsberg mit allen Rechten und Verbindlich-
keiten um 810 M zu verkaufen5.

■' Kaufvertrag bei den Beilagen zur Rechnung des Münster-
fabrikfonds für 1880. Vgl. auch die Akten des Kathol. Stift-
Rats der Miinsterpfarrei, Kirchengüter, Die Münstersteingrube
 
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