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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 14.1918

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Kempf, Friedrich: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr: III. Durch Feuersgefahr
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https://doi.org/10.11588/diglit.2400#0021

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Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr 13

nung eines sachverständigen Werkmeisters bittet1, worin er diese bittet, ihre Werkmeister anzuweisen, auf
Vermutlich stehen auch die Einträge der Münster- den Himmelfahrtstag (15. Mai) zu gemeinsamer Bera-
rechnungen vom 28. August bis 6. November 1491: tung nach Freiburg zu kommen. Die genannten Städte
„usgeben zu rüsten uf den turn", mit jenen Arbeiten und Markgraf Philibert von Baden in Ettlingen haben
in Beziehung. dem Wunsche des Rats mit größter Bereitwilligkeit
Die folgenschwersten Blitzschäden, die uns be- entsprochen. Der noch erhaltene Schriftwechsel
kannt und zeitlich genau festzustellen sind, traf die zwischen dem Rat und den Städten ist als Nach-
Spitze des Hauptturms im 16, Jahrhundert. Zwei- trag im Wortlaut wiedergegeben. Auf die gebotene
mal innerhalb kurzer Zeit, nämlich in den Jahren Zeit trafen in Freiburg ein: der Münsterwerkmeister
1561 und 1575, wurde sie ein Opfer des Wetter- Marx (Schan) und der Stadtwerkmeister Hans von
Strahls. Über die schweren Beschädigungen, welche Straßburg, der Meister Stephan von Schlettstadt so-
der erste Angriff zur Folge hatte, und über Einzel- wie der Meister Kaspar von Ettlingen. Da dem
heiten der Vorgänge, welche sich an den Verlauf Rat von Kolmar das stadträtliche Schreiben erst am
der Wiederherstellungsarbeiten knüpfen, liegen be- 15. Mai behändigt wurde, konnten die beiden Meister

merkenswerte Mitteilungen vor, die für die Bauge-
schichte des Münsters nicht ohne Interesse sind.

In der Ratssitzung vom 2. Mai 1561, in der man
sich mit der Wiederherstellung der zerstörten Turm-

vom St. Martinsmünster, Steinmetz Peter und Hans
der Zimmermeister, der „in die höhe mit gerüsten
und anderm ze pauen verständig sei", erst am 16. ein-
treffen. Dennoch haben sie rechtzeitig am Augen-

spitze beschäftigte, berichten die Pfleger des Baues, schein teilnehmen können. „Dieweil der andern stet-

„was großen merklichen Schadens das wetter dem mün-
sterturm verschienen (d. i. letzten) montags zugefügt"
(habe). Auf Grund ihrer näheren Besichtigung hiel-
ten sie es für erforderlich, „one alles verziehen" die
Arbeiten zur Wiederherstellung der Schäden in An-
griff zu nehmen, um „grösseren schaden, so leichtlich
folgen mochte, zu verhüten". Sie müssten, nach dem
Anschlag des Werkmeisters (Jörg Kempf) „zur ru-

fen Werkmeister auch allhie", heißt es im Ratserkennt-
nis2, „sein zu inen geordnet, (die Pfleger) Huser, All-
mann und Federer sampt dem statt und des baus werk-
meistere uf dem augenschein zu erkennen und sie in
irem ratschlag und bedenken zu hören, welchs auch in
schrift verzeichnet werden solle und sollen die fremd
Werkmeister uf den nachtimbis zum Gauch zu gast
geladen und auch der wein inen verehret werden."
Es war dies also ein zwangloser Begrüßungsabend,

stung uf 36 fuor holz haben und viel fuor stein zum wie wir heute sagen würden, vermutlich mit einer

baw". Deshalb sei es ihr Begehren, dass die Holz-
herren das nötige Holz noch diese Woche fällen
lassen und die „gotzheusern" (Klöster) veranlasst
würden, das Holz und die Steine herbeizuführen.
Zu letzterem Behufe seien auch die Amtherren von
Tennenbach um Steinbrecher und Steine anzuspre-
chen. „Dieweil der Werkmeister unser frauen baus
allein sein ratschlag nicht geben wolle, sondern begere,
daß etlicher Steinmetzen und Stadtwerkmeister" zuge-
zogen werden, um „derselben rat und bedenken auch
zu hören", so begehrten die Pfleger, an die Städte
Straßburg, Schlettstadt, Kolmar und Ettlingen zu
schreiben, damit sie „ihre Werkmeister bis uf die
uffart nechstkünftig alhie" schicken möchten, um sich

Besprechung des Arbeitsprogramms, wobei die Mei-
nungen ausgetauscht werden konnten, und an dem auch
die Pfleger teilgenommen haben: „Item die herren
pfleger und Werkmeister sampt anderen haben zu dem
Gauch verzert zu nacht 2 & 9 ß 2 y."

Die fremden Meister sind während ihres Hier-
seins von der Stadt freigehalten worden; auch er-
hielten sie entsprechende Vergütungen. Darüber
enthalten die Münsterrechnungen nähere Angaben.
Die Kosten für Zehrung betrugen: für die Meister
Marx und Hans von Straßburg, die im „Kamel" ab-
stiegen, 5 8 1 ß 8 $; für die Meister Hans und
Peter von Kolmar im „Schnabel" mit 2 Rossen und
die, welche ihnen Gesellschaft geleistet haben, 2 n

über das beabsichtigte Vorgehen des Werkmeisters 7 $; für Meister Steffen von Schlettstadt mit seinem
gutachtlich zu äußern. Mit sämtlichen Anträgen war Karren im „Salmen" 1 n 2 ß 6 S; für Meister Kas-
der Rat einverstanden, auch damit, dass die Pfleger par von Ettlingen mit seinem Ross und die ihm Ge-
„die pfarrer und predicanten ansprechen mögen, in iren
predigten die leut zu hilf und Steuer an diesem baw
zue vermanen".

Der Rat hatte ungesäumt seine Maßnahmen zum
Vollzug der Vorschläge getroffen. Als erste sandte
er einen Eilboten namens Matthias Schmiedeisen
mit einem vom 2. Mai datierten Schreiben an die
Städte Kolmar, Schlettstadt, Straßburg und Ettlingen,

Seilschaft geleistet, 2 ü. Was die an sie gezahlten
Vergütungen anlangt, so besagt die Rechnung vom
Mai 1561: „Item den fremden Steinmetzen und mei-
stern, so hiher beschaiden worden, Verehrung geben:
maister Kaspar von Ettlingen 9 daler; item maister
Marxen und maister Hansen von Strasburg, yedem
6 daler; item maister Peter und maister Hans von
Kolmar, yedem 5 daler; item maister Stefan von Schiet-
stat geben 6 daler, tuot alles 28 3 10 ß." Für diese

Münsterblätter a. a. O. S. 73.

Von 1561 Mai 16 Bl. 96.
 
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