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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 14.1918

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Kempf, Friedrich: Zwei kleine spätgotische Steinmetzarbeiten vom Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2400#0035
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Kleine Mitteilungen.

Zwei kleine spätgotische Steinmetzarbeiten vom Münster.

Von

Münsterbaumeister Friedrich Kempf.

Ilffiin c*em E>estreben, alle, auch die schein- gebracht wurde. Aus der Inschrift geht hervor, das..

/)B(\ -/ bar minderwichtigen Gegenstände des der Stein zur Erinnerung an einen 1487 gestorbenen

^■-^T/) Münsters nach und nach in Schrift und Johannes Vogler, vermutlich von seinen Hinterblie-

^M^ Bild in diesen Blättern zur Darstellung benen, gestiftet worden ist. Darauf weist auch das

zu bringen, sollen uns hier in aller Kürze auf der einen Seite am Fuß angebrachte den einzigen

zwei kleine bescheidene Steinmetzarbeiten beschäf- Schmuck des Steines bildende, redend aufzufas-

tigen. Es handelt sich um gute,
alte Ausstattungsstücke, denen
fast keine Aufmerksamkeit ge-
schenkt wird, oder die meistens
nur mit Geringschätzung beachtet
und behandelt sind.

Das eine der beiden Stücke
mochte seinem Typ nach wohl
ursprünglich als Weihwasser-
becken seinen Zweck erfüllt
haben; heute steht es außer
Brauch. Beansprucht der Stein
auch keinen besonderen künst-
lerischen Wert, so hat er immer-
hin ein Recht auf Beachtung und
Wertschätzung nicht nur als Zeug-
nis mittelalterlichen Schaffens, sondern
auch deshalb, weil er durch Inschrift
und Wappen als ein Werk frommer
Stiftung gekennzeichnet ist. Das hier-
neben abgebildete (Abbild. 1 und 2),
aus rotem, grobkörnigem Sandstein
hergestellte Becken ist aus einem
Würfel von annähernd 37 cm Seiten-
länge herausgearbeitet, indem in höchst
einfacher und natürlicher Weise der
Kelch, die runde Schale, auf dem, aus

Abbild. 1. Weihwasserbecken von 1487.

Abbild. 2. Schnitt durch das
Weihwasserbecken.

sende Wappen, ein etwas selt-
sam stilisierter Vogelflügel (Vogel-
flug) hin. Über die Persönlichkeit
des Genannten ließ sich nichts
näheres feststellen. Sein Name
erscheint in einer Urkunde der
hiesigen Gesellschaft zum Gauch
vom 13. Januar 1451 und in zwei
solchen des hiesigen Heiliggeist-
spitals vom 15. November 1468
und 11. April 1480 als Johannes
Vogler, Gerichtsschreiber zu Frei-
burg, ferner in zwei weiteren
vom 29. Oktober 1482 und 7. März
1483 „als des spitalspfleger'-.
Möglich, dass einer dieser beiden
hierfür in Betracht kommt; möglich
auch, dass es sich hier um ein und
dieselbe Person handelt, indem der
von 1451 bis 1480 beglaubigte Gerichts-
schreiberjohannes Vogler 1482/83 das
Ehrenamt eines Spitalpflegers beklei-
det hat.

Es ist nicht leicht, eine sichere,
verbindliche Auskunft darüber zu ge-
ben, wo und wie der Stein einstmals
aufgestellt war. Form und Grösse

Platte mit Schräge gebildeten viereckigen Fuße auf- desselben sowie die über den ganzen Umfang des

sitzt. Auf der Platte des Beckens ist die 4 cm hohe, Beckens verteilte Inschrift machen es wahrschein-

nicht ganz unverletzt gebliebene spätgotische Um- lieh, dass er ursprünglich irgendwo frei, auf einer

schrift mit der Jahreszahl eingemeißelt. Sie lautet: entsprechenden Erhöhung (Sockel) gestanden hat.

1487 ilf f menjtag naef) 3acobt • ftarb • 3oi)S Dogler. Vielleicht kann der Stein auf dem ehemaligen, um

Der Zuname hatte auf der Platte selbst keinen Platz das Münster gelegenen Gottesacker, möglicherweise

mehr gefunden, weshalb er unter der Jahreszahl an- an der Grabstätte des Johannes Vogler gestanden
 
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