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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 15.1919

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Schmitt, Otto: Das heilige Grab im Freiburger Münster (Otto Schmitt)
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https://doi.org/10.11588/diglit.2401#0008

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Schmitt, Das Heilige Grab im Freiburger Münster

Eine der ältesten Darstellungen des heiligen Grabes
mit Christusleichnam, vielleicht das früheste erhaltene
überhaupt, besitzt das Freiburger Münster, doppelt
wertvoll, weil es seinen Skulpturenschmuck und
architektonischen Bestand, wenn auch nicht lücken-
los, so doch in einer sonst beispiellosen Vollständig-
keit bewahrt
hat. Zu seiner
großen Bedeu-
tung für die

Entwicklung
der ikonogra-
phischenNorm

kommt der
hohe künstle-
rische Reiz und
der nicht ge-
ringe kunstge-
schichtliche
Wert seiner
Skulpturen,die
rechteigentlich
den Anstoß zu
der vorliegen-
den Untersu-
chung gaben.

I.

Imsüdlichen
Seitenschiffdes

Freiburger

Münsters ist

dieAußenwand

des ersten
Joches so weit
durchbrochen,
als es die Ver-
hältnisse ohne
entscheiden-
den Eingriff in
den architekto-
nischen Auf-
bau gestatteten,
d. h. von dem
Treppentürm-
chen im Win-

Abb. 3. Querschiff und erste Langhausjoche von Süden.

kel zwischen Querhausschiff und Langhaus bis zum
nächsten Gewölbedienstbündel bzw. Strebepfeiler
und in der Höhe bis zu dem Laufgang unter der

lige Grab von der Grablegung ableitet. Das heilige Grab ist
älter, und wenn es auch, wie wir annehmen, im H.Jahrhundert
von der Grablegung gewisse Anregungen (wie die Zufügung des
Christusleichnams) empfängt, so hat es doch umgekehrt im
15. Jahrhundert zweifellos die Monumentaiisierung der Grab-
legung vorbereitet.

Bank des großen Fensters (siehe Abb. 2). Rund drei
Fuß außerhalb der alten Mauerflucht ist zwischen
Treppentürmchen und Strebepfeiler eine reichge-
gliederte Wand eingezogen, die den äußeren Ab-
schluss der Heiliggrabkapelle bildet (Abb. 3 u. 4). Sie
wird über einem niedrigen Sockel fast in voller Breite

von zwei gro-
ßen spitzbogi-
gen Fenstern
durchbrochen,
die von Fialen
flankiert und
von kielförmi-
gen Wimper-
gen überdacht
sind. Über den
Fenstern liegt
eine Maßwerk-
galerie, von der

noch einmal
drei schlanke
Fialen aufstei-
gen. Ein Stein-
metzzeichen
und eine Zahl,
die unter den
Wappenschil-
den der Stadt
und der Mün-
sterhütte am
rechten Ende
der Galerie an-
gebracht sind,
weisen auf den
Münsterbau-
meister Hans
Beringer (ge-
storben 1590)
als Architekten
und das Jahr
1578 als Ent-
stehungszeit
derschmucken
Fassade hin.
Ihre fast rein
gotischen For-
men sind in dieser späten Zeit überraschend, wenn
auch nicht ohne Parallelen; nur die geflügelten Engels-
köpfe, auf denen die unteren Fialen aufsitzen, er-
innern an das Jahrhundert der Renaissance.

Während so die äußere Abschlusswand zweifellos
dem 16. Jahrhundert entstammt, sehen wir uns im
Innern älteren, unverkennbar auf das 14. Säkulum
hinweisenden Formen gegenüber (Abb. 5). Fünf

w-zk.
 
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