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Fürbringer, Max
Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel: zugleich ein Beitrag zur Anatomie der Stütz- und Bewegungsorgane ; mit 30 Tafeln (Band 2): Allgemeiner Theil, Resultate und Reflexionen auf morphologischem Gebiete, systematische Ergebnisse und Folgerungen — Amsterdam, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.15181#0171

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997

A. Über systematische Merkmale und Hillsmittel, sowie über

Vogelsysteme im Allgemeinen.

C a p. 1. Einleitendes.

Es ist eine wohl allenthalben anerkannte Thatsache, dass alle bisherigen Bestrebungen, das na-
türliche System der Vögel aufzufinden, von einem befriedigenden Abschlüsse noch weit entfernt
geblieben sind. Gewiss hat es nicht an Arbeitern und diesen nicht an Ernst und Eifer gefehlt.
Im Gegentheil; wenig Wege sind so vielfach betreten worden, als diejenigen, auf welchen die
am leichtesten beschwingten Vertreter der Wirbelthiere wandeln, und kaum eine zweite Abtheilung
der gesammten Thierwelt hat sich eines so weit verbreiteten Interesses zu erfreuen gehabt wie
gerade die Vögel. Neben vielen minder hervorragenden und zahlreichen sehr respectabeln Namen
finden wir mehrere Eorscher ersten Ranges an der Arbeit für die gemeinsame Aufgabe betheiligt.
Äussere Merkmale und Lebensgewohnheiten sind mit der grössten Treue, der eingehendsten Ge-
wissenhaftigkeit und mit dem Streben nach natürlicher Gruppirung beschrieben worden. Aber
auch der innere Bau wurde keineswegs vernachlässigt; zahlreiche anatomische Darstellungen
speciellerer oder umfassenderer Natur geben davon Zeugniss, dass kaum irgend ein Organ über-
gangen wurde, das zu einer Classiücirung Anlass bieten konnte. Monographie auf Monographie
wurde edirt, System auf System entstand, Jeder arbeitete auf seine Weise mit Eifer und Ernst,
— aber, so weit es sich um originelle Forschungen handelte, die Divergenz der Ergebnisse wurde
grösser und grösser und heutigen Tages sind wir der wünschenswerthen Harmonie noch sehr fern.

Die Ursachen dieser Misserfolge und wenig erfreulichen Differenzen sind nicht unbekannt ge-
blieben. Jeder arbeitete auf seine Weise und die meisten zugleich auf einseitige Weise. Die
Einen fanden ihr Genügen in einer mehr oder minder sorgfältigen Berücksichtigung der äusseren
Merkmale, wobei wieder Dieser der Schnabel- oder Beinbildung, Jener der Befiederung den Vor-
zug gab; Andere lasen das System aus den Eiern ab; eine dritte Gruppe von Autoren entdeckte
diesen oder jenen osteologischen Character und erblickte darin das gewünschte Merkmal, auf
das eine natürliche Classification gegründet werden konnte; eine vierte Reihe von Untersuchern
studirte die Weichtheile, gewisse Muskeln, gewisse Eingeweidetheile, und fand in der Einzel-
berücksichtigung oder Combination derselben die Springwurzel, welche das wahre System
erschloss, — aber nur eine relativ kleine Anzahl weitsichtigerer Forscher (vor Allen ist hier der
ganz hervorragende Nrrzscu zu nennen) suchte die verschiedenen äusseren und inneren Merkmale
zu verbinden und zu vermitteln und auf diese Weise zu taxonomischen Resultaten zu gelangen.
Bei einer derartigen einseitigen Arbeitsrichtung der Mehrzahl der Autoren konnte das gegen-
seitige Vertrauen nicht grösser werden. Mancher Ornitholog von Namen hat gelebt, der vielleicht
niemals die Anatomie eines Vogels gründlich durchstudirt oder die Kenntniss der fossilen Vögel
sich zu eigen gemacht, und es begreift sich, wenn die Zootomen mit den systematischen Lei-
stungen eines solchen an der Oberfläche haftenden Autors sich nicht vereinigen konnten ; nicht
minder aber ist verständlich, wenn die zumeist über ein viel grösseres systematisches Wissen
verfügenden Ornithologen die vielen Schwächen einer einseitigen und sich oft nur auf eine
beschränkte und schlecht gewählte Anzahl von Vögeln erstreckenden anatomischen Unteruchung
erkannten und ihr die Berechtigung zu annehmbaren systematischen Folgerungen absprachen.
Unter solchen Umständen ist viel Mühe und Arbeit nutzlos verzettelt worden, die bei einträch-
 
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