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Abb. SS.

TAFEL 91

AMPHORA DES PHINTIAS

IN CORNETO

Es ist das grösste und stattlichste der mit der Signatur des Meisters Phintias
erhaltenen Gefässe, das die beiden Bilder trägt, welche unsere Taf.91 wiedergiebt1}:
eine Amphora mit ausgesparten Bildfeldern, die von schwarz aufgemalten Orna-
menten umgeben sind. Es ist ganz derselbe Typus von Amphoren, wie wir ihn
von den Werken des Andokides (Taf. 4) und Euthymides (Taf. 14, 33, Sil kennen;
auch Taf. 52 gehört hierher; man vergleiche, was dort im Texte (Bd. I, S, 266) über
die Konstanz der Form unter den Amphoren dieses Typus bemerkt ist.

Wir haben schon ein signiertes Werk des Phintias kennen gelernt: es war
die Schale auf Taf. 32. Man sieht sofort, dass diese ein früheres Werk des Malers
war. Da auf beiden Gefässen sogar der gleiche Gegenstand wiederkehrt — es ist
auf beiden der Streit des Herakles und Apollon um den Dreifuss dargestellt —,
so ist die Vergleichung noch erleichtert. Das Schalenbild ist recht archaisch zierlich,
das Amphorenbild ist breit und kraftvoll dagegen; dort zerren Apoll und Herakles
den Dreifuss hin und her in kleinlicher Weise; hier hat der Vorgang einen mach
tigen Schwung. Dort hat Phintias einen ganz alten Typus zu Grunde gelegt, hier
folgt er der herrschenden Auffassung der Scene,2) die Herakles deutlich als den
kühnen Räuber darstellt, dem Apollon die Beute wieder abjagen will.

Nicht minder deutlich sind die formalen Unterschiede der beiden Bilder. Dort
ist Herakles noch bärtig, hier ist er bartlos bis auf das moderne, bei den Jüng-
lingen im Kreise des Euthymides beliebte kleine Backenbärtchen. Dort erscheinen
die beiden Figuren, Apoll und Herakles, nach archaischer Weise ganz ins Profil
gewendet, hier wird ihr Körper grösstenteils von vorne gesehen; beide schreiten
hier mächtig aus und ihr zurückgesetztes linkes Bein ist in Vorderansicht, das
andere im Profil gezeichnet. Dies ist ganz dieselbe Stellung wie wir sie bei Euthymides

!) Gefunden 1S79 in der Nekropole von Corneto, s. Heibig im Bull. d. Inst. 1879, p, 85 ff. Abg.
Monum. d. Inst. XI, 27. 28; Annali 1SS1, p. 74 (Klein). Overbcek, Apollon, S. 64; Alias. Taf. 24,4.
.Keschers Lexikon, II, 2262. Vgl. Hartwig) Meisterschalen, S. 167,

*) Vgl. meine Ausführungen in Hoschers Lexikon der Mythol. I, 2213 f.
Furtwänelet-Reichhold, Vasenmalerei, Serie II, 16
 
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