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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0028

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Celtische Denkmäler.

(Der Text nach Ernest Breton, Mitglied der archäologischen Gesellschaft von Frankreich.)

Einleitung.
Das Studium der heidnischen Denkmäler von Nord-Europa, unter denen die celtischen in Frankreich,
Grossbritannien und benachbarten Länderdistricten die wichtigere Stelle einnehmen, ist bis auf die jüngere
Zeit fast völlig vernachlässigt worden, während die Bemühungen der Gelehrten, ihr Eifer und ihre Forsch-
begierde sich den Alterthümern der Griechen und Römer fast ausschliesslich zugewandt hatten. Man
kannte jene Denkmäler nicht, man verachtete sie, oder man gab von ihnen, wenn man gelegentlich etwa
auf das Zeitalter der Druiden geführt ward, die abenteuerlichsten und barocksten Erklärungen. Und doch
haben sie, wie unscheinbar auch in ihrer äusseren Form, in mehrfacher Beziehung einen sehr hohen Werth.
Sie sind die erheblichsten Reste einer untergegangenen Civilisation, über die wir sonst fast nur bei fremden
oder gar feindlichen Schriftstellern einzelne oberflächliche Notizen finden; einer Civilisation, die gerade
wegen der grossartigen und ungekünstelten Einfalt, welche aus diesen Resten spricht, der culturhistorischen
Forschung ein sehr eigenthümliches Interesse gewährt; einer Civilisation endlich, über deren Wohnsitze
heutiges Tages die reichste Blüthe der Cultur ausgebreitet ist, wo somit, neben dem allgemein historischen,
zugleich auch das lebendige vaterländisch nationale Interesse zum gründlichen Studium dieser Monumente
auffordern muss. Seit einigen Jahrzehnten hat man endlich ihre Bedeutsamkeit aufgefasst und ihnen eine

nähere Theilnahme gewidmet.

Zuerst geschah dies insbesondere in England, wo solcher Denkmäler eine

so ansehnliche Menge vorhanden ist. Sir Robert Hoare, Sir Hyggins begannen das Dunkel, welches seit
zwei Jahrtausenden über ihnen lag, aufzulichten; die französischen Archäologen sind diesen Männern mit
raschen Schritten gefolgt. In Frankreich ist das Studium der celtischen Monumente fast mit Riesenschritten
vorwärts gegangen, was wir den gewissenhaften Bemühungen von Männern wie Cambry, Eloi Johanneau,
de Freminville, Mähe, de la Pylaie, de Caumont u. A. verdanken. Jenseit des Canales hatten die hoch-
ländische Gesellschaft und die archäologische Gesellschaft von London die celtischen Denkmäler zum
Gegenstande ihrer Untersuchung gemacht; in Frankreich wurde 1807 eine Gesellschaft zu diesem beson-
dern Zwecke gegründet; ihr folgte 1815 die königliche archäologische Gesellschaft, welche die Arbeiten
der celtischen Akademie mit Eifer fortsetzen Hess; andre gelehrte Gesellschaften sind nach deren Muster
und zu denselben Zwecken fast in allen Gegenden Frankreichs gestiftet worden.

Der Gebrauch, rohe Steine als Denkmäler zu errichten, oder dergleichen als Symbole der Gottheit
anzubeten, verliert sich in dem Dunkel der Vorzeit; Spuren davon findet man in den fernsten Zeiten des
Alterthums. Fast in allen Theilen der Welt begegnet man diesen Stein-Idolen, diesen rohen Heiligthümern,
die dem religiösen Cultus der Urzeiten genügten. Der Norden vornehmlich hat eine überaus grosse Anzahl
dieser urthümlichen Monumente aufbewahrt; England, Schottland, Irland, die Hebriden und Orkaden, das
alte Germanien, Sarmatien, Dännernark, Schweden, Russland, Sibirien bis nach Kamtschatka enthalten
zahlreiche Beispiele; und ebenso findet man deren in der Tartarei, in Thracien, in Griechenland, ja selbst
in China und auf den brennenden Küsten Afrika's. Wir begegnen ihnen selbst in den Landen der neuen
Welt: neben Campos, unfern von Rio-Janeiro, steht ein mächtig erhabener Stein, den sie Apedra dosgentils,
den Heidenstein, nennen.

Daraus wollen wir aber keinesweges mit etlichen kühnen Historikern den Schluss ziehen, dass etwa
die celtische Götterverehrung einst über alle Welt verbreitet war. Wir meinen vielmehr nur, dass die
Religionen in dieser frühen Zeit der Geschichte des menschlichen Geschlechtes, wie verschieden auch in
der Glaubenslehre, doch einiges Verwandte unter einander hatten, weil sie nemlich alle aus der Natur-
religion hervorgegangen waren, und dass aus ihnen somit auch äusserlich formelle Bethätigungen von ver-
wandter Beschaffenheit hervorgehen konnten; das Letztere um so mehr, als die materiellen Mittel, deren
man zu diesen Bethätigungen bedurfte, durch die Natur selbst dargeboten wurden und zunächst in ihrem
natürlichen Zustande blieben. Wir finden für diese Ansicht u. a. einen sehr schlagenden Beweis darin,
dass die Steinmonumente bei den Scandinaviern und bei den Celten die grösste Aehnlichkeit haben, wäh-
rend doch die Religionen dieser Völker, die wir zur Genüge kennen, so auffällig verschieden sind.
Oder möchte heut zu Tage Jemand noch den Cultus des Odin mit dem des Teutates oder des Esus ver-
wechseln?

Nach unsrer Ansicht ist es nur der Boden von Gallien, Germanien,1) Grossbritannien und was dazu
gehört, so wie einiger Theile von Spanien, wo die Denkmäler, die uns beschäftigen, der druidischen

*) D. h. von dessen westlichen und südlichen Gegenden, am Rhein und an der Donau. F. K.
Denkmäler der Baukunst. XXIIL und XXXII. Lieferung. Sctt. iDenfm. 1.
 
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