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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 3): Denkmäler des Mittelalters, sechste Abtheilung — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3503#0083
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Die Kathedrale von York.

Schon seit ältester Zeit hat die Stadt York zu den vornehmsten Städten Grossbritanniens gehört. Bald
nach der Eroberung der Römer ward es Sitz der kaiserlichen Regierung, welche Auszeichnung es ohne
Zweifel auch seiner glücklichen Lage an einem schiffbaren Strome verdankte, der in die Nordsee, das ein-
zige von römischen Schiffen befahrene brittische Meer, mündet. York war ausserdem eine treffliche
Station für die römischen Heere, welche die wilden Bewohner des nördlichen Theiles der Insel abzuwehren
und zu unterwerfen hatten. In dem grossen Gebiete der Brigantes gelegen, das sich von einem Meere zum
andern erstreckte, erhielt es ohne Zweifel eine römische Besatzung, als Petilius Cerealis, der i. J. 71 unter
der Regierung Vespasians in England landete, jene Völkerstämme nach zahlreichen und blutigen Kämpfen,
von denen Tacitus berichtet, unterworfen hatte. Indessen wird York erst gegen das Ende des dritten Jahr-
hunderts mit seinem latinisirten Namen Eboracum erwähnt3 doch wird schon ein Eboracum in dem Itine-
rarium des Antonin genannt.

Unter der römischen Herrschaft gelangte die Stadt York allmälig zu grosser Bedeutung. Der Kaiser
Septimius Severus starb hier i. J. 211 nach seinem unglücklichen Feldzuge gegen die Caledonier, und
ward hier begraben. Der Kaiser Constantius Chlorus, der über Gallien, Spanien und Britannien herrschte,
machte York zu seiner Residenz, und starb hier ebenfalls nach einem Zuge gegen die Caledonier; sein Sohn
Constantin der Grosse ward darauf i. J. 306 von den Legionen zum Kaiser ausgerufen.

Obgleich man nach Allem annehmen kann, dass die christliche Religion in Britannien bald nach der
römischen Eroberung Eingang und Verbreitung gefunden, so lässt sich doch kein unbestreitbarer Beweis
anführen, dass sie schon vor der Regierung Constantins des Grossen daselbst eine gewisse Festigkeit er-
langt hatte. Aber unter diesem Kaiser machte sie wahrscheinlich grosse Fortschritte, denn als derselbe
wegen der Ketzerei der Donatisten i. J. 314 ein allgemeines Concil nach Arles berief, befanden sich unter
den dort versammelten Prälaten drei britische, deren einer Eborius Bischof von York war.

Als die heidnischen Sachsen in der Mitte des fünften Jahrhunderts England einnahmen, drückten und
verfolgten sie die Christen unter den Britten, bis sie nach anderthalb Jahrhunderten um so eifriger das
Christenthum annahmen. Ethelbert von Kent war der erste christliche sächsische König; er hatte schon
durch seine Gemahlin, eine fränkische Königstochter, die christlichen Lehren kennen gelernt; Pabst Gregor
der Grosse sandte an ihn den Abt Augustin, der ihn mit 10,000 Sachsen im J. 597 taufte. Augustin wurde
der erste Erzbischof von Canterbury. Ethelberts Tochter, Ethelburga, heirathete den König Edwin von
Northumberland und brachte von dem Hofe ihres Vaters einen fremden Priester Paulinus mit. Durch beider
Einfluss ward Edwin für das Christenthum gewonnen und liess sich am Ostertage, am 12. April 627, taufen.
Eine Capelle war dazu in der Eile aus Holz erbaut worden, und diese ist der erste Anfang der Kirche in
York, indem Paulinus den König bewog, an Stelle derselben eine grössere Kirche erbauen zu lassen, die
auch sogleich begonnen wurde. Wie Canterbury im Süden, war York im Norden Englands schon von Gregor
dem Grossen zur Metropolitane ausersehen worden.

Die Bekehrung Edwins hatte die wirksamsten Folgen; eine Menge seiner Unterthanen liess sich in der
christlichen Religion unterrichten und von Paulinus taufen, der nun mit Eifer und Erfolg für die Ausbreitung
des Christenthums in diesen Gegenden wirkte bis zu dem Zeitpunkte, wo sein Beschützer von dem Könige
der Galen, Cadwalla, in Verbindung mit dem Könige Penda von Mercia angegriffen und in einem im
October 633 bei York gelieferten Treffen getödtet wurde. Der Kopf des unglücklichen Königs ward nach
der Kirche gebracht, in deren Bau man noch begriffen war, und ward hier in dem Flügel oder dem Porticus
des Pabstes Gregor feierlich bestattet.

Der Tod Edwins, dem ein entsetzliches Blutbad folgte, war ein furchtbarer Schlag für das Christen-
thum in der Heptarchie. Indessen hatte dasselbe schon zu tiefe Wurzeln geschlagen, um gänzlich aus-
gerottet werden zu können, und als Oswald sein Land befreit hatte, blühte die Kirche von York, die
dreissig Jahre ohne Vorsteher geblieben war, von Neuem auf. Der berühmte Wilfrid, dessen Leben durch
eine merkwürdige Reihe von Wechselfällen ausgezeichnet ist, trug viel zu diesem Erfolge bei. Unter ihm
begann auch der in der Geschichte öfter genannte Streit über die Suprematie der kirchlichen Jurisdiction
zwischen den beiden Erzbischöfen Englands, dem von York und von Canterbury, der erst unter der Regie-
rung Wilhelms des Eroberers zu einer Entscheidung kam. Wilhelm hatte seinen Capellan Thomas auf den
erzbischöflichen Stuhl von York erhoben, und dieser weigerte dem Erzbischof von Canterbury, Lanfrancus,
den Gehorsam. Die beiden Prälaten begaben sich nach Rom, um ihre Sache vor dem Pabste zu führen,
dieser überliess aber die Entscheidung dem Könige, der ein Concil zu Meden versammelte, in dem Thomas
verurtheilt wurde.

Denkmäler der Baukunst. LX1V. Lieferung.

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