DIE GARTENKUNST
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Friedhofsanl n begann, das Christentum Staatsreligion und die Kirche eine
San agen. Macht wurde, beanspruchte sie die Begräbnisplätze nahe der
Kirche, sie nahm gewissermafsen die Toten in ihren Schutz.
Ist die Anlage parkartiger Friedhöfe erstrebenswert? Bis in unsere Zeit hinein haben sich die Kirchhöfe erhalten,
Von Benno G. F. Schultz Berlin besonders auf dem Lande und im Gebirge, dort werden sie
auch Gottesacker, Totenacker, Totenfeld genannt,
Die Kirchhof- oder Priedhoffrage ist bei dorn mächtigen Mit der wachsenden Ausdehnung der Städte, bozw.
Anwachsen der deutschen Städte nahezu eine „brennende", der Bevölkerungszunahme muteten aus sanitären und lokalen
eine Lebensfrage geworden. Im Hinblick auf die Zustände Gründen die Begräbnisplätze aus dem Innern der Städte
und lokalen Verhältnisse der Friedhöfe, wie sie gegen- in die Auisenbezirke verlegt werden, sie hiefsen fortab
wärtig in den größeren Städten des deutschen Reiches, nic]lt mehr Kirchhöfe, sondern Friedhöfe,
namentlich in Berlin, zu Tage treten, ist vorstehende Frage: Friedhof bezeichnet eine „Stätte, ein Hof des Friedens",
„Ist die Anlage parkartiger Friedhöfe erstrebenswert?", w0 a]ie Menschen ohne Unterschied des Standes, des Be-
durchaus gerechtfertigt und zeitgomäfs. sitzes und dos Glaubens nach ihrem Erdenwallen friedlich
Verweilen wir zunächst einen Augenblick bei dem bei einander ruhen sollen. Der Friedhof, altdeutsch „Freit-
Begriffe „Kirchhof" und „Friedhof"; ersterer ist der ältere hof", war in früherer Zeit eine Freistätte, ein Freihof für
und bedeutet soviel als Platz oder Hof bei der Kirche, unschuldig Verfolgte, hatte aber damals nicht den Sinn und
Als nämlich die Lehre Christi sich weiter auszubreiten die Bedeutung wie heute.
Die bayerische Gartenbau-Ausstellung in München 1898.J
Das groCse Blumenparterre mit der Leuchtfontaine vor dem Südportal des Haupt-Ausstollungsgebäudos.
Die Gartenkunst-
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Friedhofsanl n begann, das Christentum Staatsreligion und die Kirche eine
San agen. Macht wurde, beanspruchte sie die Begräbnisplätze nahe der
Kirche, sie nahm gewissermafsen die Toten in ihren Schutz.
Ist die Anlage parkartiger Friedhöfe erstrebenswert? Bis in unsere Zeit hinein haben sich die Kirchhöfe erhalten,
Von Benno G. F. Schultz Berlin besonders auf dem Lande und im Gebirge, dort werden sie
auch Gottesacker, Totenacker, Totenfeld genannt,
Die Kirchhof- oder Priedhoffrage ist bei dorn mächtigen Mit der wachsenden Ausdehnung der Städte, bozw.
Anwachsen der deutschen Städte nahezu eine „brennende", der Bevölkerungszunahme muteten aus sanitären und lokalen
eine Lebensfrage geworden. Im Hinblick auf die Zustände Gründen die Begräbnisplätze aus dem Innern der Städte
und lokalen Verhältnisse der Friedhöfe, wie sie gegen- in die Auisenbezirke verlegt werden, sie hiefsen fortab
wärtig in den größeren Städten des deutschen Reiches, nic]lt mehr Kirchhöfe, sondern Friedhöfe,
namentlich in Berlin, zu Tage treten, ist vorstehende Frage: Friedhof bezeichnet eine „Stätte, ein Hof des Friedens",
„Ist die Anlage parkartiger Friedhöfe erstrebenswert?", w0 a]ie Menschen ohne Unterschied des Standes, des Be-
durchaus gerechtfertigt und zeitgomäfs. sitzes und dos Glaubens nach ihrem Erdenwallen friedlich
Verweilen wir zunächst einen Augenblick bei dem bei einander ruhen sollen. Der Friedhof, altdeutsch „Freit-
Begriffe „Kirchhof" und „Friedhof"; ersterer ist der ältere hof", war in früherer Zeit eine Freistätte, ein Freihof für
und bedeutet soviel als Platz oder Hof bei der Kirche, unschuldig Verfolgte, hatte aber damals nicht den Sinn und
Als nämlich die Lehre Christi sich weiter auszubreiten die Bedeutung wie heute.
Die bayerische Gartenbau-Ausstellung in München 1898.J
Das groCse Blumenparterre mit der Leuchtfontaine vor dem Südportal des Haupt-Ausstollungsgebäudos.
Die Gartenkunst-
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