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Die Gartenkunst — 2.1900

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Encke, Fritz; Wieck, Hans: Über Herstellung von Modellen für Gartenanlagen: Zwei Vorträge, gehalten im Verein deutscher Gartenkünstler am 12. März 1900
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0105

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DIE GARTENKUNST

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Profile aus Holz oder Pappe aus, befestigt sie auf ihrer
Grundlinie in dem Grundplane, welchen man auf das als
Unterlage dienende Brett übertragen hat, Hierauf füllt
man die Zwischenräume mit Gips oder Thon aus, oder man
überklebt die Profile mit Papier oder Pappe. Besser ist
es, die Horizontalkurven zu benutzen. Man verfährt dabei
so, entweder in den Kurven Stäbchen von der verlangten
Höhe zu befestigen und Gips oder Thon dazwischen zu
füllen, oder Schichten von der Höhe der Kurven aufein-
ander zu legen. Um Material zu ersparen und das Gewicht
zu verringern, thut man gut, die Ringfläche zwischen drei
Kurven auszuschneiden, so dafs die Schichten sich um
die Breite zwischen je zwei Kurven überdecken. Man
kann dazu Gips, Holz und Pappe benutzen. Es entstellt
so ein Modell, dessen Oberfläche treppenartig erscheint,
Man verschmiert hierauf die Stufen, nachdem man zuvor
das Modell mit Schellack überzogen hat. Bei einem Gips-
modell braucht man hierzu Gips, bei einem Holzmodell sog.
Spachtel, d. h. Schlemmkreide, welche mit Leimwasser ver-
mischt wird, bis die Masse dem Glaserkitt ähnlich wird. Nach
der Fertigstellung wird abermals ein Schellackanstrich vor-
genommen. Dann werden Wege, Gras- und Pflanzenflächen
mit Farbe angestrichen. Ich benutze meistens gewöhnliche
Erdfarben, welche in Spiritus angerührt und mit einer
Schellacklösung versetzt werden. Diese Farben trocknen
sofort und halten fest.

2. Wasser. Man verwendet hierzu Marienglas oder
Glasplatten (jedoch keinen Glasspiegel, das ich leicht fremde
Gegenstände der Umgebung spiegeln und den Eindruck
stören). Man kann das Wasser auch durch Farbe, wie auf
Plänen, andeuten.

3. Der Baumschlag. Kr wird durch das Material
des Modells: Gips, Plastilin, Thon, hergestellt. Werden
Pflanzenteile verwendet, so müssen diese wiederholt in
eine dicke mit Schellack gemischte Farbe eingetaucht
werden, wodurch sie das Aussehen als Zweig und Moos
verlieren.

4. Architektur. Gebäude, Mauern, Ballustraden usw.
macht man je nach dem Mafsstabe aus Gips, Holz oder
Pappe. Runde Gegenstände werden vorteilhaft aus Holz
gedrechselt.

Das vorgeführte Modell stellt ein Gelände dar, welches
von Eleven der Gärtnerlehranstalt angefertigt ist. Das Ge-
lände ist bei Potsdam gelegen und trägt dasBolvedere und das
Drachenhäuschen. Es wurde im Sommer zur Übung auf-
gemessen und nivelliert. Nachdem die Horizontalkurven er-
mittelt, wurde der Plan als Unterlage für eine Entwurfs-
aufgabe benutzt. Das Plastilin-Modell hat unser Mitglied.
Herr Greus in Hannover, freundlichst zur Verfügung gestellt,

2. Vortrag des Herrn Gartentechniker Wieck, Grunewald.
Man ist im allgemeinen der Ansicht, dafs der Gips
wegen seines schnellen Bindens eine genauere Ausführung,
sowie längeres Arbeiten in weichem Zustande nicht zu-
lasse und benutzte infolgedessen anderes Material, wie
Thon, Plastilin, Moos und Conif'erengrün zur Darstellung.
Thon reifst jedoch nach kurzer Zeit, Plastilin bleibt zwar
weich, ist jedoch mühsamer zu bearbeiten, kostspieliger

und zeitraubender als Gisps. Auch bei Moos und Coni-
f'erengrün läfst sich wohl der Typus der verschiedenen
Bäume, die Übersichtlichkeit der Gehölzmassen, nicht so
schnell und einfach erreichen, wie im Gips bei richtiger
Behandlung und zweckmässiger Ausnutzung seiner ver-
änderlichen Konsistenz. ■ Während die Höhenlage auf
dem Modell des H. G. Kncke durch ausgesägte, überein-
ander genagelte Höhenkurven ermittelt wurde, übertrug
ich die für Ermittelung wichtigsten Linien (Horizontalkurven,
Seeufer, Wegezüge, Gebäudegrundrisse etc.) direkt auf das
Brett, schellackierte dasselbe und schlug an den charakte-
ristischen Punkten (Wegekreuzungon, vielen Stellen der
Kurven, Häuserecken etc.) Messingnägel in den jeweiligen
Höhen auf. In dieses Nivellement im kleinen legte ich
eine Schicht Gips, welche jedoch nicht ganz bis an die
Höhe der Nägel reichte. Diese Gipsschicht diente als
Unterlage für die genauere Ausführung der Wegezüge,
Rasenflächen etc. Um bei der Modellierung dieser sorg-
fältig und genau arbeiten zu können, führe ich ein Mittel
an, durch welches der Gips über eine halbe Stunde lang
in weichem Zustand erhalten werden könne, ohne dabei an
Haltbarkeit zu verlieren: durch Kinmischung einiger Tropfen
Citrone in das Wasser und dickeres Einrühren des Gipses;
in diesem Zustande läfst er sich wie weicher Thon behandeln
und man kann jede gewünschte Feinheit dadurch erreichen.
Bei einem Mafsstabe bis 1 : 250 lassen sich auch im Auf-
bau der Gruppen und Kinzelbäume die verschiedensten
Baumtypen in kurzer Zeit herstellen. Ich weise auf einige
im vorliegenden Modell befindliche Pappeln, Birken und
Tannen hin, die unter Anwendung von gebogenen Drähten,
Wollfäden und anderen kleinen Mitteln in wenigen Minuten
angefertigt werden konnten. Eine derartige Unterscheidung
der verschiedenen Baumarten ist nicht zu unterschätzen,
wenn es sich darum handelt, dem Laien ein möglichst an-
schauliches Bild seines zukünftigen Besitzes zu geben, wie
es der Gartenkünstler sich gedacht hat. Nach der Fertig-
stellung des Modelles schellackierte ich das Ganze und
malte es mit Temperafarben an, indem ich, ähnlich wie
beim Planzeichnen, die Sonne von einer bestimmten
Richtung annahm und demgemäfs schattierte und Lichter
aufsetzte. Temperafarben sind ebenso wie gewöhnliche
Farben zu benutzen und mit Wasser zu verdünnen.

Verschiedenes.

Den „Neuesten Nachrichten" entnehmen wir folgende Notiz.:
„Der Kunstausstellungspark wird, wenn auch nicht mehr in
dieser Saison, eine durchgreifende Änderung erfahren. Der
See auf dem grofsen Marktplatz vor dem Cafe Bauer wird, wie
das „B. T." erfährt, verschwinden, er soll zugeschüttet werden,
An seine Stelle kommt ein monumentales Kunstwerk, voraus-
sichtlich ein Springbrunnen. Die beiden Musikpavillons, deren
Orchester durch die vorüberfahrenden Stadtbahnzüge oft in
ihrer Klangwirkung behindert waren, kommen, in Fortfall.
Dafür wird sich inmitten des Platzes ein grofser Musikpavillon
erheben. Ringsherum werden sich breitangelegte Promenaden
hinziehen, ähnlich der Baden-Badener Parkanlage. Eine weitere
bauliche Veränderung ist für die nach Alt-Moabit gewendete
l'arkseito vorgesehen. Da, wo jetzt die Osteria steht, wird ein
 
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