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Die Gartenkunst — 2.1900

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Ferien-Studien der kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark
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Wieck, Hans: Fürst Pückler-Muskau in der Beurteilung seiner Zeitgenossen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0197

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II, 10

DIE GARTENKUNST

185

Geltung kamen, und die neuen Wege lösten die schwierige
Aufgabe, das zum Teil abstürzende Terrain zugänglich zu
machen, in geradezu meisterhafter Weise. Hier treffen
einmal, wie leider selten in unserer heutigen Zeit, eine
schwierige, aber auch höchst dankbare Aufgabe, ein liberaler
Mäcen und ein genialer Künstler glücklich zusammen. Den
Abend verbrachte man in der wunderschönen, altertümlichen
Stadt Meilsen auf der Albrechtsburg, von wo aus man die
herrlichen Landschaftsbilder, welche das Stromgebiet der
Elbe dort bietet, bewunderte.

Am nächsten Tage wurden vormittags die Architektur-
Schätze Dresdens, die berühmten Barockbauten, wie der
Zwinger u. a., studiert und dem Kgl. Botanischen Garten
nebst der Versuchs-Station für Pflanzenkultur ein flüchtiger
Besuch abgestattet. Mittags ging es dann vermittelst
Dampfer nach dem Kgl. Schlofspark zu Pillnitz. Dort befand
man sich wieder im Wirkungsbereich des Kgl. Obergarten-
direktors Bouche; auch hier hat derselbe der seit langen
Jahren vernachlässigten Anlage den Stempel seiner künst-
lerischen Begabung aufgedrückt. Die Anlage des sogen.
Schlofshofes ist das reichste und geschmackvollste Schmuck-
parterre, das uns in den letzten Jahren in Deutschland ge-
zeigt worden ist und legt uns immer wieder die Frage
nahe: Warum sehn wir nirgend in der Umgebung unserer
Kaiserschlösser etwas Ähnliches?. Die berühmte Sammlung
seltener Coniferen, die dort eine wundervolle Entwickelung
erreicht haben, ist endlich gelichtet , und soweit noch
möglich auseinandergerückt worden, so dafs jetzt die Einzel-
exemplare zur richtigen Wirkung gelangen. Mit Recht ist
hier das landschaftliche Prinzip der Vorliebe für gewisse
nicht gerade am besten Platze stehende Prachtexemplare
untergeordnet worden, da Se. Majestät der König jeder der
älteren Einzelpflanzen das warme Interesse des Kenners
bewahrt. Auch sonst sind in dem Pillnitzer Schlofsparke
Neuerungen geschaffen, die jeden, der ihn noch vor 5 Jahren
gesehen hat, freudig überraschen müfsten.

Daran schlofs sich eine Fahrt nach Ober-Sedlitz, wo
den jungen Gartenkünstlern Gelegenheit gegeben wurde,
eine grandiose, leider Fragment gebliebene regelmäfsige
Anlage auf grofsartig coupiertem Terrain zu studieren und
die Mittel, sowie die Leistungsfähigkeit des sogenannten
französischen Stiles kennen zu lernen. Der letzte Tag
wurde dazu benutzt, um einige der gröfsten Dresdener
llandelsgärtnereien, welche früher in Striesen, seit 5 bis
6 Jahren in Laubegast bei Dresden neu wieder aufgebaut
worden sind.

Bei Oskar Poscharsky fand man einen Baumschulen-
betrieb, in dem mit bestem Erfolge für die Qualität der
Ware eine selten zu findende Ordnung und Sauberkeit
herrscht. Die Spezialität der Firma sind feinere Laub-
hölzer, besonders bunte Sachen und Coniferen. Auf einem
grofsen Filial-Grundstück hat Poscharsky die ganze Pflanzung
der jungen Gehölze auf den Planet jr.-Betrieb mit Pferden
eingerichtet, was bei aufserordentlich gründlicher Be-
arbeitung eine grofse Ersparnis an Arbeitskräften gestattet.
Der durch die weite Pflanzung bedingte Ausfall in der
Zahl wird mehr wie gedeckt durch die raschere Anzucht
und vorzügliche Qualität der Ware.

In der dann besuchten Gärtnerei von T. J. Seidel
lernten die jungen Leute einen Riesenbetrieb zur Anzucht
von Azaleen, Camellien und Rhododendron mit all den
Hilfen, welche die Technik heute dem Gewächshausbetrieb
bietet, kennen. Die ganzen Massenkulturen basieren ge-
wissermal'sen auf der Einrichtung der „Japans", flacher,
breiter Häuser zum Auspflanzen der jungen Anzucht bei
im Winter eben nur frostfreier Temperatur. Von beson-
derem Interesse waren natürlich die auf Rhododendron
veredelten Azaleen, die heute schon einen bedeutenden
Bruchteil der Seideischen Anzucht bilden.

Damit hatten die interessanten, auch durch gemüt-
liches Beisammensein mehrfach unterbrochenen Tage in
Dresden ihr Ende erreicht und ging die Fahrt weiter ins
Gebirge hinein.

Vorstehende Zeilen können vielleicht manchen jungen
Gartenkünstler als Andeutung für die beste Ausnützung
eines dreitägigen Aufenthaltes in Dresdens Umgebung
dienen. — n.

f

Lebensbilder bedeutender Gartenkünstler.

Fürst Puckler-Muskau
in der Beurteilung seiner Zeitgenossen.
Von Hans Wieck.

(Fortsetzung.)

Die schon zu Lebzeiten des Vaters sehr schwierigen po-
litischen Zustände wurden immer unhaltbarer und als schliefs-
lich 4000 Mann Württemberger Muskau vom General Berthier
auferlegt wurden, war es dem vollständigen Ruin nahe. Die
Soldaten zerstörten den Besitz nach Kräften und verwüsteten
ganze Landstrecken auf Jahre hinaus. Pückler selbst kämpfte
während der Freiheitskriege an den verschiedensten Stellen.
Eine Zeitlang war er Adjutant beim Grofsherzog von Weimar,
dann soll er, nach Angabe von L. A., in dem Bülowschen
Armeekorps in mehreren Gefechten zu Antwerpen gewesen
sein. Mit den Engländern war er bei dem Sturm auf ein
Dorf Merxen, mit den Russen unter dem Korps des Generals
Geismar. Nach dem Kriege zog er sich in das Privatleben
zurück, reichlich entschädigt durch verschiedene Orden, die
ihm zeit seines Lebens als sehr erstrebenswert galten, und durch
den Rang eines Oberstleutnant.

Pückler war 30 Jahre alt, als er daran dachte, zu heiraten.
Er war zu dieser Zeit mit drei Damen der Gesellschaft sehr
beschäftigt, der Gräfin Lucie von Pappenheim mitihrer Tochter und
Pflegetochter. Allen dreien machte Pückler eifrig den Hof.
L. A. erzählt sehr anschaulich: „Die Gräfin, obwohl bereits
40 Jahr, war eine sehr stattliche Erscheinung, eine vollendete
Weltdame, voll Feinheit und Formengewandtheit, Adelheid
(ihre Tochter) konnte gefallen durch ihre blühende Jugend,
Helmine war eigentümlich anziehend durch liebliche Schönheit
und Anmut. Alle drei Damen waren angenehm beschäftigt und
geschmeichelt durch den Verkehr mit dem schönen, liebenswür-
digen und bereits berühmten jungen Grafen." In der That scheint
dem Grafen die Wahl schwer geworden zu sein und ein damals kur-
sierendes Gerücht erscheint nicht unglaublich. Man behauptete
nämlich, er soll seine Freunde gefragt haben, was wohl das
meiste Aufsehen erregen würde, wenn er die Mutter oder eine
von den Töchtern heiraten würde. Natürlich wurde ihm ge-
antwortet, die Mutter, und am nächsten Tage hielt er um sie
 
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