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Die Gartenkunst — 4.1902

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Schenkling-Prévòt, ...: Die Coniferen der Mainau, [1]
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0043

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84

DIE GABTENKUNST

entstanden ist und im Laufe der Zeiten zum See wurde,
[n seinem nordwestlichen Zipfel, dem Überlinger See. lieg!
die Mainau, eine 44:V4 ha grofse Insel, welche mii dem
westlichen Ufer des Sees durch eine feste Brücke verbunden
ist. Vom Lande her erhebt sie sich langsam, steigt aber
nasch vor! der östlichen Hafenseite zu 15 m Höhe empor.
Der Untergrund ist Molasse, dessen weiche Felsenmasse
besonders auf der Südwestseite zu Tage tritt. Während
hier der Boden mit einer mäfsigen Erdschicht bedeckt ist,
ist er auf der flachen Nordseite tiefgründig und nahrhaft,
i >as Klima der Insel ist ein der Vegetation äufserst
günstiges; die Winter sind durch den Binflufs der greisen
Wassermasse (539 qkm mit 41470 Millionen Kubikmeter
Wassermenge bei Mittelstand) gemildert, die höheren Berge
des nördlichen Ufers halten die rauhen Winde ab, so dafs
hier ganz gleiche Temperaturen herrschen, wie sie das
übrige Deutschland und selbst die umliegende Gegend nicht
besitzen. Die gröfste Kälte geht nie unter 15° C. herab,
aber auch das Frühjahr ist infolge der ausgleichenden
Wirkung des Wassers kühlei- und die Vegetation mehr
zurückgehalten, als in der Nachbarschaft, Selbstverständ-
lich ist auch die Sommertemperatur eine niedrigere. Der
Herbst hingegen ist wieder wärmer und die Wärme an-
haltender, als auf dem angrenzenden Festlande: infolge-
dessen treiben sehr gut Pflanzen wärmerer Gegenden, be-
sonders Nadelholzarten, welche feuchte Luft lieben.
Graebener, der grolsherzogl. Gartendirektor, zählt in dem
von ihm aufgestellten Verzeichnis 54 Arten von Coniferen
auf, die dem Mainauwanderer in nachstehender Reihenfolge
entgegen treten.

Zwischen hohen Weifstannen. Thuja. Kirschlorbeer,
Stechpalmen und japanischen Goldorangen (Aucuba japonica
Thbg.) führt ein Treppenweg an einem uralten Nufsbaum
vorüber und durch eine Kastanienallee zum Eingang in den
Schlofshof, woselbst die ersten Vertreter südländischer
Vegetation stehen; es sind zwei schöne Cedrus I leodara Loud.
vom Himalaja. Diese Ceder, ein Gottesbaum der Hindu,
ist der Ceder vom Libanon so nahestehend, dafs einige sie
nur für eine Spielart dieser halten. Ihr Habitus: nicht
hängende Zweige, etwas längere Nadeln und kleinere
Zapfen als dort, läfst sie indes als gute Art erkennen. Der
Daum liefert vortreffliches Bauholz und soll auch ander-
wärts am Rhein kultiviert werden. Im Schlofshofe steht
ein noch höheres Exemplar der Himalaja-Ceder; in ihrer
Gesellschaft findet man Jüniperus virginiana L. und
Cupressus sempervirens L. var. fastigiata. Der virginische,
auch rote Wacholder genannt (rote virginische Ceder). wurde
1664 als Zierbaum in Deutschland eingeführt und entwickelt
in seiner Heimat, namentlich in den grofsen Wäldern um
den Golf von Mexiko, so starke Stämme, dafs sie zu Schifls-
plankenhölzern geschnitten werden, denn das rotbraune, wohl-
riechende Holz ist trotz seiner geringen Schwere dauerhaft
und leidet wenig vom Wurmfrafs. Merkwürdigerweise
wird es zu Tischler- und Drechslerarbeiten wenig benutzt,
dient aber zur Herstellung von Cigarrenkisten und zur
Umkleidung von Bleifedern. Nach Neos von Esenbeck soll
indes das Holz von Juniperus Bermudiana, welches eben-
falls als „rotes Cedernholz" in den Handel kommt, den

gröfsten Teil des amerikanischen Bleistiftholzes liefern.
I las Holz von im Braunschweigischen (?) kultivierten virgi-
nisehen Gedern soll dem amerikanischen nicht nachstehen.
Bewundernswert ist die Höhe der Cypresse var. fastigiata.
welche bei uns nur in Kübeln gezogen werden kann.

(Schilift folgt.)

Kleine Mitteilungen.

Die Deutsche Dahlien-Gesellschaft hält ihre eiste
Jahresversammlung zu Anfang Februar in Berlin ab
und wird die Tagesordnung sowie der genaue Termin noch
näher bekannt gegeben werden.

Die Auslichtungen des Tiergartens erreichen, dem Etat
des preufeischen Finanzministeriums zufolge, noch in diesem
Jahr ihr Hude. Diese Neugestaltung der Tiergartenfläche mit
ihren umfangreichen Rasenanlagen erfordert einen bedeutend
höheren Aufwand an Unterhaltungskosten: sie hat deshalb
bereits in den letzten Jahren mehrmals eine Überschreitung
des für diesen Zweck ausgesetzten Fonds notwendig gemacht.
Um diese in Zukunft zu vermeiden, ist eine den endgültigen
Verhältnissen entsprechende Nettbemessung des Unterhaltungs-
fonds angezeigt. Dieser ist ermittelt auf 240000 Mk. (gegen
das Vorjahr+ 66470 Mk.). Als Zuschufs hierzu sind 601 CO Mk.
zur Aufstellung niedriger eiserner Gitter zum Schutze der
Rasenflächen im Tiergarten unter den ausserordentlichen Aus-
gaben angesetzt wurden. Fbenda sind zur Umgestaltung
der Gartenanlagen auf dem Königsplatz 18000 Mk. in An-
schlag gebracht.

Der „Spandauer Korrespondenz" zufolge ist der königl.
Tiergartendirektor Geitner mit der Ausarbeitung eines
Planes für die Umwandlung des Tiergartens in einen
Volkspark beauftragt worden. In den Kreisen der Forst-
beamten wird auch davon gesprochen, dafs die diesjährige
Hofjagd im Grunewald die letzte in diesem Forstgebiet ge-
wesen sei; das Wild werde allmählich nach anderen könig-
lichen Forsten übergesiedelt werden. Das für den Verkehr
des Publikums vollkommen freizugebende Waldgebiet wird
nach Charlottenburg zu von der Bisenbahn, nach Westen von
der Havel und ibren Seen bis Wannsee, und im Osten von
den benachbarten Villenorten begrenzt. Mit der völligen
Öffnung des Grunewalds ist auch der Zeitpunkt gekommen,
in welchem er für Verkehrsunternehmungen freigegeben werden
kann. Bisher sind" alle Konzessionsgesuche um den Bau von
Stral'senbahnen in den Grunewald hinein rundweg abgelehnt
worden.

In Mannheim sollen durch ein Konsortium Bauplätze für
ein Villenviertel mit grofsen gärtnerischen Anlagen ge-
schaffen werden. Dieses neue Viertel wird /.weifellos eines
der schönsten und beliebtesten Stadtteile Mannheims werden,
da es einerseits unmittelbar an den Rheinstrom und anderseits •
an den Neckarauer W ald grenzt, der mit einem Aufwand von
rund 300000 Mk. in eine prachtvolle Parkanlage umgewandelt
werden soll, wozu die Mittel schon früher vom Bürgerausscbufs
bewilligt worden sind.

Dem „Hannoverschen Courier" wird aus Hamburg ge-
schrieben: Schon wiederholt ist in den letzten Jahren darauf
hingewiesen worden, dafs Hamburg dasjenige fehlt, was viele
kleinere deutsche Städte haben, was Berlin in seinem Tier-
garten besitzt: ein Stadtpark. Namentlich der Leiter unserer
Kunstballe, Professor Lichtwark, bat immer wieder betont.
 
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